Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Licht der Toten: Roman (German Edition)

Das Licht der Toten: Roman (German Edition)

Titel: Das Licht der Toten: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cyrus Darbandi
Vom Netzwerk:
macht’s Spaß, ich stelle mir vor, wie sie dastehen und zittern und heulen, weil ich ihnen alles genommen habe. Und weil sie in ihren kleinen grauen Zellen kapieren, dass sie nie mehr sicher sind.«
    Der Höhepunkt dieses … Mevissen fiel nichts anderes ein als Rachefeldzug, wäre das Anzünden der Wohnungen und Häuser gewesen. Stellvertretend für was?
    Als verbrenne er sie selbst, oder? Das hast du doch damals gedacht, es ihm aber nicht gesagt. Weil du Angst vor ihm hattest. Und immer noch hast. Und nicht begreifst, wieso du wieder seine Nähe suchst.
    Später dann hätte Beck den Bestohlenen und Gedemütigten die Asche ihres verbrannten Lebens in einem Umschlag geschickt. Irgendwie verstörend. Gemein. Und krank.
    Und Mevissen fragte sich erneut, was Beck so in den letzten Jahren getrieben hatte, und dabei schlugen in seiner Vorstellung dichte Flammen aus Fenstern, und Menschen schrien um Hilfe.
    Und eine düstere Gestalt, in den Schatten seiner eigenen Scheißwelt verborgen, sah dabei zu, von einem dunklen Licht erfüllt.
    »Deine kleine Freundin sollte wirklich was essen, Doc.«
    Beck hob drei Finger und ließ sie in der Luft kreisen.
    Er rief laut und penetrant: »Einen Teller Salat, Mustafa, zum Mitnehmen. Grünzeug und Vitamine. Kommt bei Frauen immer an.«
    Mevissen nickte nur geistesabwesend. Die Erinnerungen strömten jetzt wie austretendes Gas aus einem beschädigten Rohr, und er fürchtete sich vor dem Funken, der sie zur Explosion brachte. Denn die Lust an der Demütigung, am Feuerlegen war bei weitem nicht alles gewesen. Sie hatten immer darauf geachtet, in Objekte einzusteigen, von denen sie durch vorheriges Auskundschaften wussten, dass sie leer standen, die Bewohner im Urlaub, auf Trauerfeiern, zumindest aber außer Haus … und außer Gefahr.
    Bis auf dieses eine Mal, und danach hatten sich ihre Wege getrennt.
    Nett ausgedrückt, du bist vielmehr vor ihm geflohen.
    Mevissen sah wieder Becks Gesicht vor sich … mit diesen kleinen Spritzern aus Blut besprenkelt, beinahe wie Sommersprossen. Mevissen: wie er das Handy in seiner zitternden Hand hielt, um die Bullen anzurufen. Nicht um sich zu stellen, natürlich nicht. Nur damit jemand vorbeikam und nach ihr sah … nach der Frau in der Wohnung.
    Beck, der ihm das Handy abnahm, sein Gesicht entgleist zu einer zornesüberzogenen Fratze.
    »Damit die deine verschissene Stimme auf Band haben, ja? Damit die uns orten, ja? Du blödes Arschloch.«
    »Wir können die nicht so liegen lassen.«
    »Scheiß drauf. Scheiß auf diese Hure. Du Weichei.« Wie Beck das Wort aussprach … die Verachtung raste wie ein Achtzigtonner auf Mevissen zu. Das war’s, dachte er in diesem Moment. Das war’s für mich mit ihm.
    Und zweifellos dachte Beck dasselbe von ihm.
    Beck sagte: »Such dir eine nette Telefonzelle, Doc, und hol Hilfe. Ruf die Feuerwehr.«
    (Als er das sagte, grinste er wieder, und mit all dem Blut im Gesicht, das er sich jetzt mit einem Taschentuch abwischte, sah er aus wie ein zukünftiger Schlächter.)
    »Aber darüber hinaus hältst du dein Maul.«
    Und genau das tat Mevissen auch.
    In der Zeitung las er einen Tag später einen Bericht über einen Wohnungseinbruch, bei dem die beiden maskierten Täter von der Eigentümerin überrascht wurden und diese dann halb totschlugen. So war es gewesen, nur dass Beck zugeschlagen hatte und es Mevissen war, der ihn davon abhielt, die Frau zu töten, denn genau das hatte Beck vorgehabt.
    Selbst jetzt, nach Jahren, setzte ihm das zu. Es war ein Unterschied, ob er sich daran beteiligte, eine alte Frau totzumachen, oder einem Sadisten wie Holger ein Messer in den Bauch zu stoßen. Es musste einen Unterschied geben, denn sonst war er genauso wie Beck, und das war er nicht. Aber außer Beckkannte er niemanden hier, und er war für Polly verantwortlich. Und er war angeschlagen.
    (Sich mit dem Teufel einzulassen, brachte einen direkt in die Hölle, oder?)
    Mevissens Kopf dröhnte, und ihm wurde ganz schummrig, wie er so in Becks pechschwarzen Augen versank wie in einer riesigen Öllache oder schwarzem Treibsand.
    »Also, was genau hast du hier am Laufen?«, fragte Mevissen.
    »Mal dies, mal jenes. Ich halte immer Ausschau nach Dingen, die sich ergeben. Man tut, was man kann, Doc. Aber du weißt ja, man kann immer mehr tun. Die Dinge optimieren. Mit ein wenig Hilfe und den geeigneten Partnern.«
    Doc war ein bisschen schwer von Begriff – kein Wunder bei dem, was er sich einwarf. (Beck hatte sich sein geschrumpftes

Weitere Kostenlose Bücher