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Das Licht des Nordens

Das Licht des Nordens

Titel: Das Licht des Nordens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Donnelly
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ihre Hände und ihre Füße.
    Â»Beth!« rief ich aus und stürzte zu ihr. Ihre Lider öffneten sich, und ich stöhnte vor Erleichterung auf. Dann schloß sie sie wieder und begann zu weinen, und ich stellte fest, daß sie ins Bett gemacht hatte. Als ich ihre Wangen und ihre Stirn berührte, merkte ich, daß sie glühte.
    Â»Pst, Beth, ist schon gut. Ich mach dich sauber, versprochen …«, sagte ich. Aber sie hörte mich nicht. Ich ging zu Lou zurück. »Wo ist Abby?« fragte ich sie.
    Sie fuhr sich mit der Zunge über die Lippen. »Bei Pa.«
    Ich lief aus dem Zimmer und den kurzen Gang entlang zu Pas Schlafzimmer. Mein Vater lag starr in seinem Bett und murmelte zitternd vor sich hin, meine Schwester lag zusammengesunken über ihm.
    Â»Abby!« rief ich. »Abby, wach auf!«
    Sie hob den Kopf. Ihre Augen waren dunkle Höhlen, und unter ihrer Haut traten die Wangenknochen scharf hervor. »Ihm geht’s sehr schlecht, Mattie«, sagte sie.
    Â»Seit wann?«
    Â»Seit zwei Tagen. Heute morgen ist das Fieber noch schlimmer geworden.«
    Â»Geh ins Bett, Ab. Ich kümmere mich jetzt um ihn.«
    Â»Ich helf dir, Matt …«
    Â»Geh ins Bett!« erwiderte ich knapp.
    Sie rappelte sich hoch und ging wie eine alte Frau mit schleppendem Schritt zur Tür. Ich berührte die Stirn meines Vaters. Seine Haut war trocken und heiß. »Pa«, sagte ich leise. »Pa.«
    Er öffnete die Augen und sah durch mich hindurch. dabei scharrten seine Hände auf der Bettdecke. »Pa. kannst du mich hören?«
    Â»â€¦ hab sie umgebracht, ich hab sie umgebracht …«, stammelte er, »… meine Schuld …«
    Da schlug ich die Hände vors Gesicht und wimmerte vor Angst. Ich wußte nicht, was ich tun sollte. Sie waren alle so krank. Ich war ihre einzige Hilfe, und ich hatte keine Ahnung, was ich tun sollte.
    Â»Schafgarbe, Mattie«, sagte Abby mit heiserer Stimme an der Tür. »Gib ihm Schafgarbentee. Er hat Fieber und Schüttelfrost und einen schlimmen Husten. Versuch’s mit Zwiebeln …«
    Â»â€¦ und Gänsefett und Terebinthe …«, sagte ich. als ich mich plötzlich wieder erinnerte, wie Mama Husten behandelt hatte. Abbys sanfte Stimme beruhigte mich und half mir nachzudenken. »Und Bäder. Ich versuch’s mit einer kühlen Abreibung mit dem Schwamm«, sagte ich.
    Â»Beth und Lou haben die Ruhr. Ich hab’s mit Brombeersirup versucht, aber der hat nicht geholfen. Hol ein paar Wurzeln.«
    Â»Wurzeln? Was für Wurzeln?« fragte ich, fast schreiend.
    Â»Brombeerwurzeln, Matt. Schneid eine Handvoll auf und koch sie, bis das Wasser braun ist. Dann gib ihnen davon zu trinken.«
    Abbys Knie begannen zu zittern, und sie mußte sich am Türrahmen festhalten, um nicht umzusinken. Ich brachte sie zu Lou ins Bett. Sie drückte mir die Hand. ihre Augen fielen zu, und ich war allein. Vollkommen allein.
    Ich rannte die Treppe hinunter und aus dem Haus und wollte im Stall einen Spaten holen, um ein paar Brombeerwurzeln auszugraben, hielt aber plötzlich inne. Die Büsche wuchsen weiter hinten am Maisfeld. und ich hätte gut fünfzehn Minuten laufen müssen. Und Lou brauchte Wasser. Und Pa Schafgarbentee. und Beth lag in ihrem eigenen Schmutz . also lief ich wieder hinein und setzte Wasser auf. Dann pumpte ich Wasser in eine große Emailleschüssel, lief wieder nach oben, zog Beth aus und stellte sie auf den nackten Boden, um sie zu waschen.
    Sie zitterte und flehte mich an, damit aufzuhören. »Es ist kalt, Mattie, es tut weh«, wimmerte sie und versuchte, sich mit schlotternden Gliedern von mir loszumachen.
    Â»Sei still, Beth, ich weiß«, sagte ich beruhigend. »Halt still, halt still!« Ich versuchte, an mein Wort des Tages zu denken,
Poenitenz,
um meine Angst zu vertreiben. Ich erinnerte mich, daß es Buße, Ertragen. Sühne hieß und stellte fest, daß es mir egal war.
    Als Beth sauber war, zog ich ihr ein frisches Nachthemd an und steckte sie zu Abby und Lou ins Bett. weil ihr eigenes stank, aber darum würde ich mich später kümmern. Dann zog ich Lou den schmutzigen Overall aus und deckte alle drei mit dem Quilt zu. Abby schwitzte inzwischen, ihre Unterwäsche war feucht, und das Haar klebte ihr am Kopf. Sobald ich Suppe aufgesetzt hatte, würde ich sie mit dem Schwamm abwaschen. Mir fiel wieder ein, daß Mama immer

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