Das Licht des Nordens
reingekommen. Von einer Mrs. Wharton.
Haus der Freude
heiÃt es. Ich habâs unter
W
hinter die Kaffeebohnen gestellt. Du siehst es schon.«
»Danke, Mr. Eckler«, antwortete ich, aufgeregt angesichts der Aussicht auf ein neues Buch. »Haben Sieâs schon gelesen?«
»Ja. Schon ausgelesen.«
»Wovon handelt es?«
»Schwer zu sagen. Von einem leichtlebigen Stadtmädchen, das nicht weiÃ, ob es fischen oder den Köder von der Angel lassen soll. Keine Ahnung, warum es
Haus der Freude
heiÃt. Es ist kein biÃchen lustig.«
Die Fulton-Chain-Bibliothek ist nur ein winziger Raum, eigentlich nicht mehr als ein Wandschrank im Unterdeck von Charlie Ecklers Pökelboot. Nicht zu vergleichen mit der richtigen Bibliothek in Old Forge. aber dafür birgt sie manche Ãberraschungen. Mr. Eckler benutzt den Raum als Warenlager, und wenn er zwischendurch eine Kiste Tee oder einen Sack Maismehl verrückt, weià man nie, was dahinter zum Vorschein kommt. Und manchmal schickt ihm die Hauptbibliothek in Herkimer ein oder zwei neue Bücher. Es ist schön, als erster ein ungelesenes Buch in Händen zu halten, vor jedem anderen. Wenn die Seiten noch sauber und weià sind und der Buchrücken noch nicht geknickt. Wenn es noch nach Wörtern riecht und nicht nach Mrs. Higbys Veilchenwasser, den Brathähnchen von Weavers Mama oder dem Einreibemittel meiner Tante Josie.
Das Boot ist ein schwimmender Lebensmittelladen und versorgt alle Sommerhäuser und Hotels entlang des Fulton Chain. Es ist der einzige Laden â ob schwimmend oder nicht â im Umkreis von Meilen. Mr. Eckler fährt bei Tagesanbruch in Old Forge ab und dann den ganzen Weg herauf â durch den First, den Second und den Third Lake, dann um ganz Fourth Lake herum â wo er am Eagle Bay Hotel am Nordufer und in Inlet am östlichen Ende haltmacht â, und dann kehrt er wieder nach Old Forge zurück. Das Pökelboot ist nicht zu übersehen, denn weder zu Wasser noch zu Land gibt es etwas, das vergleichbar wäre. Oben auf dem Deck stehen Milchkannen, Obst- und Gemüsekörbe und achtern ein riesiges PökelfaÃ, nach dem es benannt ist. Im Innern der Kabine stapeln sich Säcke mit Mehl, Maismehl, Zucker, Haferflocken und Salz, ein Korb mit Eiern, Bonbongläser, Flaschen mit Honig und Ahornsirup, Büchsen mit Zimt, Muskat, Pfeffer und Natriumkarbonat, eine Schachtel Zigarren, eine Kiste getrocknetes Wildfleisch und drei bleiversiegelte Teekisten mit Eis â eine für frisches Fleisch, eine für Fisch und die dritte für Sahne und Butter. Alles ist ordentlich gestapelt und verzurrt. damit bei schlechtem Wetter nichts ins Rutschen kommt. Mr. Eckler verkauft auch einige andere Waren, wie Nägel, Hämmer, Nähzeug, Postkarten und Schreibfedern, Handsalbe, Hustendrops und Fliegenvernichtungsmittel.
Ich stieg aufs Boot und ging unter Deck. Das »Haus der Freude« stand unter
W,
wie Mr. Eckler gesagt hatte, doch es war neben »Mr. Wiggs vom Kohlfeld. eingeordnet, weil Mr. Eckler zuweilen Autoren und Titel durcheinanderbringt. Ich trug es in dem Buch ein, das auf einem Sirupfaà ausliegt, und stöberte dann hinter einer Kiste Eier, einem Glas mit Murmeln und einer Schachtel mit getrockneten Datteln herum, fand aber nichts. Ich dachte an den Sack Maismehl, den wir brauchten, und wünschte, ich hätte statt dessen Weizenmehl kaufen können, aber Maismehl ist billiger und ergiebiger. Ich sollte einen Zehn-Pfund-Sack kaufen. Der Sack mit fünfzig kostete mehr, aber der Pfundpreis war niedriger, was ich Pa gesagt hatte, aber er meinte, nur reiche Leute könnten sich leisten, sparsam zu sein.
Gerade als ich wieder nach oben gehen wollte, stach mir etwas ins Auge â eine Kiste mit Aufsatzheften. Richtig schöne, mit festem Einband und bunten Wirbelmustern darauf, sowie einem Lesebändchen. Ich stellte den Mehlsack ab, nahm eins heraus und malte mir aus, wie schön es wäre, auf so glattes Papier zu schreiben. Das Papier in meinem alten Aufsatzheft war rauh mit verschwommen blauen Linien darauf und so nachlässig gefertigt, daà man Holzfasern darin sah.
Als ich wieder an Deck kam, sah ich, daà Royal Loomis an Bord gekommen war. Er bezahlte gerade zwei Zimtstangen, zehn Pfund Mehl, eine Dose Zahnputzpulver und eine Tüte Nägel. Angesichts der Rechnung runzelte er die Stirn und zählte das Wechselgeld zweimal nach, während er
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