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Das Licht des Nordens

Das Licht des Nordens

Titel: Das Licht des Nordens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Donnelly
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immer noch draußen, Mr. Sperry, Mr. Morrison und noch ein paar. Ich hab sie nach dem Essen in den Wald gehen sehen. Sie hatten Laternen.«
    Wir schweigen eine Weile. Ich drehe mich auf die Seite und schiebe eine Hand unters Kissen. Meine Finger berühren die Briefe.
    Â»Ada?«
    Â»Hm?«
    Â»Wenn man ein Versprechen gibt, muß man das in jedem Fall halten?«
    Â»Meine Ma sagt, daß man das muß.«
    Â»Selbst wenn die Person, der man es gegeben hat, tot ist?«
    Â»Dann erst recht. Mein Onkel Ed hat auf dem Totenbett meiner Tante May das Versprechen abgenommen, nie sein Bild von der Wand zu nehmen. selbst wenn sie wieder heiraten sollte. Und sie hat wieder geheiratet, und Onkel Lyman, ihrem neuen Mann. hat es nicht besonders gefallen, daß Ed jeden seiner Schritte beobachtet hat. Aber May wollte ihr Versprechen nicht brechen. Also hat Lyman ein Stück schwarzen Stoff gekauft und ihn über die Fotografie geklebt. Wie eine Augenbinde. May nimmt an, daß das in Ordnung ist, weil Ed nie was von einer Augenbinde gesagt hat. Aber ein Versprechen, das man einem Toten gegeben hat, darf man nicht brechen. Falls doch, kommt er zurück und verfolgt dich. Warum fragst du?«
    Ada blinzelt mich mit ihren großen dunklen Augen an, und obwohl es in unserem Zimmer glühend heiß ist, friere ich plötzlich. Ich drehe mich auf den Rücken und starre an die Decke. »Ach, nur so«, antworte ich.

Uriel der Hethiter, Stink • topf, Warzen • schwein
    Johannes der Täufer sah staubiger aus als ein Mann aussehen sollte. Selbst für einen Mann, der seine ganze Zeit damit verbrachte, in einer Wüste herumzuwandern.
    Â»Mattie, gib acht damit! Du weißt doch, wieviel mir diese Figuren bedeuten.«
    Â»Ja, Tante Josie«, antwortete ich und wischte vorsichtig Johannes’ Porzellangesicht ab.
    Â»Fang oben auf dem Regal an und geh dann nach unten. Auf diese Art …«
    Â»â€¦ staubst du nicht den Staub ab, den du schon abgestaubt hast.«
    Â»Ein vorlautes Wesen steht einer jungen Dame nicht an.«
    Â»Ja, Tante Josie«, antwortete ich ergeben. Ich wollte meine Tante nicht verärgern, vor allem heute nicht. Ich wollte, daß sie guter Laune war, denn ich hatte mir schließlich etwas überlegt, wie ich ins Barnard kommen konnte, eine Möglichkeit, die weder von der Zustimmung meines Vaters noch einem Job im Glenmore abhing.
    Meine Tante Josie hatte Geld. Eigentlich eine ganze Menge. Ihr Mann, mein Onkel Vernon, hatte mit seinen Sägemühlen ziemlich gut verdient. Vielleicht, dachte ich, vielleicht kann sie mir ein bißchen davon leihen.
    Ich putzte gerade das Haus meiner Tante, wie ich es jeden Mittwoch nach der Schule tat. Und sie saß wie immer auf einem Stuhl am Fenster und sah mir dabei zu. Mein Onkel und meine Tante wohnen im schönsten Haus von Inlet – einem zweistöckigen mit Schindeln verkleideten Haus, das gelb gestrichen und mit dunkelgrünen Zierleisten versehen ist. Sie haben keine Kinder, aber meine Tante hat nahezu zweihundert Statuetten. Sie behauptet, ihr Rheuma hindere sie, irgendeine richtige Arbeit zu verrichten, weil ihre Knochen dann fürchterlich schmerzten. Pa sagt, ihm würden die Kochen auch schmerzen, wenn er so viel Fett daran hängen hätte wie sie. Sie ist eine korpulente Frau.
    Pa mag meine Tante Josie nicht, und er wollte nicht. daß ich ihr Haus putze. Er sagte, ich sei keine Sklavin – was für seine Verhältnisse ein ziemlich starker Ausdruck ist –, aber keiner von uns konnte sich dagegen wehren. Anfangs hatte ich meiner Tante geholfen. um Mama eine Freude zu machen – Josie fühlte sich nicht gut, und Mama machte sich Sorgen um sie –, und jetzt konnte ich nicht einfach damit aufhören, bloß weil Mama gestorben war. Ich wußte, daß ihr das nicht gefallen hätte.
    Tante Josie mag meinen Pa auch nicht. Sie fand schon immer, daß er für meine Mutter nicht gut genug war. Josie und Mama waren in einem großen Haus in Old Forge aufgewachsen. Josie heiratete einen reichen Mann, und erwartete von meiner Mutter, daß sie das auch tat. Sie fand, Mama sei zu gut, um auf einer Farm zu leben, und das hatte sie ihr auch oft gesagt. Einmal hatten sie sich deswegen entzweit, als Mama Beth erwartete. Sie saßen in Josies Küche und tranken Tee. während ich im Wohnzimmer war, wo ich abstauben sollte, aber statt dessen lauschte.
    Â»Diese große Farm

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