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Das Licht des Nordens

Das Licht des Nordens

Titel: Das Licht des Nordens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Donnelly
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angewurzelt stehen. »Warum in drei Teufels Namen willst du das machen?« fragte er und runzelte die Stirn.
    Â»Um zu lernen, Royal. Um Bücher zu lesen und rauszukriegen, ob ich eines Tages vielleicht selbst eins schreiben kann.«
    Â»Ich hab keine Ahnung, warum du das willst.«
    Â»Aber ich«, erwiderte ich, verärgert über seine Reaktion. »Und überhaupt, was geht dich das an?«
    Er zuckte erneut mit den Achseln. »Wahrscheinlich nichts. Ich versteh’s bloß nicht, das ist alles. Ich versteh nicht, warum dein Bruder fort ist. Ich versteh nicht. warum du fort willst. Weiß dein Pa, was du vorhast?«
    Â»Nein, und ich sag’s ihm auch nicht.«
    Wir waren hinter meinen Schwestern und den Kühen zurückgeblieben, und es überraschte mich nicht, als sie auf der Hälfte des Wegs zur Uncas Road hinter einem Hügel verschwanden.
    Was mich allerdings überraschte, war, daß Royal plötzlich stehenblieb und mich küßte. Auf den Mund. Schnell und heftig. Ich wehrte mich nicht, das konnte ich gar nicht, weil ich sprachlos war. Mir schoß nur durch den Kopf, daß Küsse von Jungs wie Royal Mädchen wie Martha Miller vorbehalten waren. Er trat einen Schritt zurück und sah mich an. Auf seinem Gesicht lag ein seltsamer Ausdruck, die Art von Miene, die Lou aufsetzt, wenn sie etwas probiert, was ich gekocht habe, und sie sich nicht sicher ist, ob sie’s wirklich runterkriegt.
    Und dann machte er es noch einmal, zog mich an sich und drückte seinen Körper an meinen. Ihn zu spüren, den Geruch seiner Haut, und ihn zu schmecken. machten mich schwindelig. Seine Hände lagen auf meinem Rücken, und er drückte mich noch enger an sich. Und dann auf meiner Taille. Und dann bewegten sie sich nach oben, und bevor ich wußte, wie mir geschah. knetete er meine Brüste und zog daran wie an den Eutern einer Kuh.
    Â»Hör auf«, sagte ich und riß mich mit flammendem Gesicht los.
    Â»Was hast du denn?« fragte er. »Willst du sie aufsparen?«
    Ich konnte ihn nicht ansehen.
    Â»Wofür, Matt?«
    Und dann lachte er und ging nach Hause zurück.

Mono • chrom
    Â»Nein, nein, nein, Mattie! X ist die
unbekannte
Menge. Wenn sie bekannt wäre, bräuchtest du ja kein X, oder? Heiliger Himmel, du machst es einem wirklich schwer«, sagte Weaver.
    Der Verzweiflung nahe stand ich in der Mitte der Hauptstraße und starrte auf die Gleichung, die er in den Staub gezeichnet hatte.
    Â»Mit Polynomen rechnen, ist nichts anderes, als eine Reihe von Werten auf ein paar wenige zu reduzieren. Genau wie man eine Menge Saft zu ein bißchen Sirup einkocht. Es ist ganz einfach, also hör auf, dich wie ein störrischer Esel anzustellen.«
    Â»Hü-ja! Hü-ja! Hü-ja!«
rief Jim Loomis, der an uns vorbeijagte.
    Â»Ich bin kein Esel. Ich versteh es einfach nicht!« rief ich und scharrte mit dem Fuß über die Gleichung. Die ganze Woche hatten wir mit Polynomen verbracht, und ich begriff sie noch immer nicht, obwohl wir am Ende der Woche einen Test für unser Examen schrieben. »Ich werd durchfallen, Weaver, das weiß ich genau.«
    Â»Nein, das wirst du nicht. Beruhig dich einfach.«
    Â»Aber ich weiß nicht, wie …«
    Â»Wart einen Moment, ja?« Er biß sich auf die Lippen, starrte die Straße hinunter und klopfte mit seinem Stock auf den Boden.
    Â»Was machst du da?« fragte ich und schob meine Bücher unter den anderen Arm.
    Â»Ich versuche wie ein Esel zu denken. Wenn du einem Esel was erklären willst, mußt du es ihm so darbieten, daß er es auch verstehen kann.«
    Â»Danke. Vielen herzlichen Dank.«
    Â»Paß auf, Mattie! Da kommt Ben!« Will Loomis lief schreiend auf uns zu.
    Â»Was? Welcher Ben?«
    Â»Ben Dover!« rief er und schlug mir die Bücher aus den Armen.
    Â»Verdammter Mist!« zischte ich und schlug nach ihm, aber er war schon johlend an mir vorbei und sah zu, wie ich mich bückte und meine Bücher abwischte.
    Â»Matt, hör zu«, sagte Weaver. »Wir versuchen es mit einem Beispiel aus dem Buch. Vielleicht geht es leichter anhand eines praktischen Problems.« Er öffnete seine Ausgabe von Milne’s
High-School Algebra
und deutete auf eine Stelle. »Das hier.«
    Ich las: »Ein Mann verdiente fünf Tage lang dreimal mehr als er für seine Unterkunft bezahlte, danach musste er vier Tage lang pausieren. Als er sein Geld

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