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Das Licht des Orakels

Titel: Das Licht des Orakels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Victoria Hanley
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Kopf aus ihrem Schoß hob und sich mit gespitzten Ohren neben sie auf seine Hinterbacken setzte.
    »Clea. Sie hat dich verflucht, oder?« Kirans Stimme war so schroff, wie sie sie noch nie gehört hatte. Sein Gesicht sah heiß aus und seine Sommersprossen wirkten wie eingebrannt.
    »Aber woher weißt du …?« Bryn stockte und blickte sich verzweifelt um. Wenn das jemand anderes gehört hatte? Kiran zog einen verdorrten Stängel aus einem Häufchen verwelkter Kräuter. »Wenn ich dir verspreche, es niemand zu sagen, hörst du dann auf, wie ein Gespenst zu gucken?«
    Bryn klammerte ihre Hände ineinander. Es ist alles in Ordnung, sagte sie sich selbst. Das ist Kiran. Der wird niemandem etwas sagen. »Ja«, antwortete sie. »Ja, aber du darfst es niemandem sagen.«
    Er blickte sie fest an. »Flüche werden gelegt, also können sie auch wieder aufgehoben werden.«
    »Aber der Fluch einer vom Geier Erwählten ist von Keldes geschmiedet und wird von den anderen Göttern gestützt! «
    Er schüttelte den Kopf. »Wenn die Götter dich verflucht haben wollen, dann halte ich nichts von den Göttern.«
    Furchtsam blickte sie zum Himmel auf.
    »Du hast Angst, Keldes wird mich heimsuchen?« Er betrachtete seine Hände. »Die sind noch immer in Ordnung.« Er tat so, als würde er seine Beine untersuchen, klopfte sich auf die Brust und den Kopf. »Bist du nicht vom Wind erwählt?«, fragte er mit sanfter Stimme.
    Sie blickte zu Boden. »Ich weiß es nicht mehr.«
    »Bryn, die Götter haben dir den Wind gegeben und mir erlaubt, mit den Tieren zu sprechen.« Er berührte Jack und der wedelte hingebungsvoll mit dem Schwanz.
    »Daran halte ich mich.«
    »Aber du hast dich nicht verweigert …« Als sie seinen erstaunten Blick sah, sprach sie schnell weiter: »Ich bin der Distelwolle nicht gefolgt, und jetzt glaube ich, sie wird mir nie mehr helfen. Und ich habe Angst, dass der
    Wind mich verstoßen hat. Ich höre sein Flüstern nicht mehr, spüre ihn nicht mehr in meinen Haaren oder mein Gesicht berühren. Jetzt ist es nur noch still!«
    So. Jetzt ist es ausgesprochen. Nicht nur die Gabe der Prophezeiung, sondern auch der Wind hat mich verlassen.
    Schnell rückte Kiran näher, streckte seine Hände aus und wartete darauf, dass sie danach griff. Als sie es tat, rieb er ihre Finger. Trotz der frostigen Luft waren seine Hände warm, fast heiß. »Bryn, ich bin mir in vielen Dingen nicht so sicher. Aber das weiß ich genau: Die Götter würden sich nicht wegen eines einzigen Fehlers von dir abwenden.«
    Mit geschlossenen Augen drückte sie Kirans Hand und flehte innerlich, dass er Recht hatte.
    »Bryn?«, fragte er, als dächte er, sie wäre nicht in der Lage gewesen, ihn zu hören.
    »Ja.« Sie ließ seine Hand los, öffnete die Augen und hoffte, der Wind würde sie berühren. Sie suchte nach irgendeiner Bewegung, nach irgendeinem Zeichen eines Windhauchs, doch das Einzige, was sich bewegte, war ein Zweig der jungen Lärche. Ein Vogel hatte sich mit einem Aufblitzen seiner roten Federn darauf niedergelassen.
    »Sieh mal!«, schrie Bryn und zeigte auf den Vogel.
    »Der rote Kardinal, der Vogel, von dem Selid erwählt wurde.« Kiran legte den Kopf etwas schräg. »Der Kardinal zieht über Winter normalerweise fort.«
    Der Vogel flog auf sie zu. Sie beobachteten ihn, wie er über ihren Köpfen kreiste und dann davonflog.
    »Ist es Ellerth, die über den Kardinal wacht?«, fragte Bryn.
    »Der Kardinal gehört zu Monzapel. Aber Ellerth
    herrscht über den Wind.« Kiran blickte ihr ins Gesicht.
    »Und über den Schwan.« Kiran stand auf und streckte seine langen Beine. »Wie ich gesagt habe, du fehlst Obsidian.« Er streckte die Hand aus. »Ohne dich ist er schlecht gelaunt.«
    Bryn stand auch auf. »Danke, dass du die vielen Male, die ich nicht zur Arbeit gekommen bin, nicht der Sendrata gemeldet hast.«
    »Ich sage auch weiter nichts, wenn du mir jetzt wieder hilfst.«
     
    Bryn hatte beschlossen so zu tun, als ginge es ihr wieder gut. Sie wusste, dass ihre Freundinnen sich Sorgen gemacht hatten, vor allem Dawn, die die Latrinen alleine schruppte und Bryn weiterschlafen ließ. Viele Gebete hatte Dawn an Vernelda und Ellerth mit der Bitte gemurmelt, dass sie sich um Bryn kümmern sollten.
    Vor dem Mittagessen wusch sich Bryn das Gesicht und kämmte sich die Haare. Dann ging sie in den Speisesaal und nahm ihren Platz ein. Ängstlich begrüßte Dawn sie. »Fühlst du dich wieder besser? Bei allen Sternen und Planeten, du musst aufhören, wie

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