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Das Licht ferner Tage

Das Licht ferner Tage

Titel: Das Licht ferner Tage Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur C. Clarke , Stephen Baxter
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ungemein tröstlich: wie dieser Bär von einem Mann mit dem blonden Wuschelkopf über die SoftScreens gebeugt und in die Arbeit versunken war, sich an ihrer Logik und den inneren Zusammenhängen erfreute und mit einer erstaunlich schönen Handschrift Notizen machte. Davids Persönlichkeit war so massiv und unerschütterlich wie sein Körper; neben ihm fühlte Bobby sich nichtig und klein und doch irgendwie zuversichtlich.
     
    Eines Nachmittags, der für die Jahreszeit zu kalt war, saßen sie mit einer Tasse Kaffee da und warteten auf die Ergebnisse eines neuen routinemäßigen Probelaufs: Es sollte ein neues Wurmloch aus dem Quantenschaum gezogen werden, das sich weiter erstreckte als alle bisherigen.
    »Ich verstehe durchaus, dass ein Theoretiker bis an die Grenzen der Wurmloch-Technologie vorstoßen, das Maximum rausholen möchten«, sagte Bobby. »Aber wir haben den großen Durchbruch bereits geschafft. Worauf es nun ankommt, ist die Umsetzung in die Praxis.«
    »Natürlich«, entgegnete David. »Die Anwendung ist alles. Und die derzeitige Wurmloch-Generation auf der Basis eines aufwändigen physikalischen Hochenergie-Versuchsaufbaus ist nur für Regierungen und Großunternehmen erschwinglich. Hiram verfolgt das Ziel, das System zu miniaturisieren, so dass man es in Serie zu fertigen vermag.«
    »Wie Computer«, sagte Bobby.
    »Exakt. Erst durch die Miniaturisierung und die Entwicklung des PC traten die Computer den Siegeszug um die Welt an: Sie haben neue Anwendungsmöglichkeiten eröffnet, neue Märkte erschlossen und unser Leben von Grund auf verändert.
    Hiram weiß, dass wir unser Monopol nicht für immer aufrechterhalten werden. Früher oder später wird jemand anders mit einem unabhängigen WurmCam- Entwurf aufwarten. Vielleicht sogar einem besseren. Weitere Miniaturisierung und Kostenreduzierung werden sicher folgen.«
    »Und die Zukunft für OurWorld wird sicher so aussehen«, sagte Bobby, »dass wir Marktführer bei kleinen Wurmloch-Generatoren sind.«
    »Das ist Hirams Strategie«, meinte David. »Er hat die Vision, dass die WurmCam jedes andere Datensammlungs-Instrument ersetzt: Kameras, Mikrofone, Sensoren, sogar medizinische Sonden. Obwohl ich von der Aussicht auf eine Wurmloch-Endoskopie nicht gerade angetan bin…
    Aber wie ich dir schon sagte, Bobby, habe ich auch ein wenig Betriebswissenschaft studiert. WurmCams könnten bald eine Ware sein, die wir nur über den Preis abzusetzen in der Lage sein werden. Aber ich glaube, dass bedingt durch unseren technischen Vorsprung Hiram imstande sein wird, mit Differenzierung ein sehr viel größeres Geschäftsfeld zu erschließen: Indem er nämlich Anwendungen auf den Markt bringt, die kein anderer anzubieten vermag. Und deshalb interessiere ich mich für die Forschung.« Er grinste. »Zumindest sage ich Hiram, zu diesem Zweck würde sein Geld hier unten ausgegeben.«
    Bobby musterte ihn. Er versuchte, sich auf seinen Bruder zu konzentrieren, auf Hiram und auf die WurmCam. David strebte wohl nach Erkenntnis. »Du willst es einfach nur wissen, nicht wahr? Das ist alles, was dich interessiert.«
    David nickte. »Ich glaube schon. Wissenschaft besteht hauptsächlich aus harter Arbeit. Sie gleicht einem Trott mit wiederkehrenden Versuchen und Überprüfungen. Und weil falsche Hypothesen eliminiert werden müssen, ist die Arbeit in weiten Teilen eher destruktiv als konstruktiv. Selten – ein paarmal nur im Leben eines Wissenschaftlers, wenn’s hoch kommt – erlebt man aber einen Moment der Transzendenz.«
    »Transzendenz?«
    »Nicht jeder würde es so bezeichnen. Aber ich empfinde es jedenfalls so.«
    »Und es ist dir egal, dass deine Arbeit in fünfhundert Jahren vielleicht für die Katz ist?«
    »Ich wünsche mir, dass es nicht so kommt. Aber im Grunde zählt nur die Enthüllung, Bobby. So ist es immer schon gewesen.«
    Auf dem Bildschirm hinter ihm erfolgte eine Pixel-Explosion, und ein leiser Glockenschlag ertönte.
    David seufzte. »Aber heute wird sie wohl noch nicht stattfinden.«
    Bobby schaute über die Schulter seines Bruders auf die SoftScreen. Zahlen rollten über den Bildschirm. »Wieder eine Instabilität? Das ist ja wie in der Frühzeit der Wurmlöcher.«
    David tippte auf eine Tastatur und bereitete einen weiteren Versuch vor. »Etwas ehrgeiziger sind wir schon. Unsre WurmCams erreichen inzwischen jeden Punkt auf der Erde und überbrücken Entfernungen von ein paar tausend Kilometern. Ich versuche nun, Wurmlöcher zu extrahieren und zu

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