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Das Licht ferner Tage

Das Licht ferner Tage

Titel: Das Licht ferner Tage Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur C. Clarke , Stephen Baxter
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sexuell oder anderweitig. Aber wir hatten trotzdem genug, um den Mann zu überführen. Philip George Wilson wurde am 27. November 2034 durch eine Giftspritze hingerichtet.«
    »Und nun…«
    »Wegen des Bedarfs an WurmCam- Zeitfür ungelöste und neue Fälle hatte die Revision abgeschlossener Fälle wie der von Wilson niedrige Priorität. Wo die Öffentlichkeit nun auch Zugang zu den WurmCams hat, recherchieren die Leute auf eigene Faust und verlangen, dass man ein paar alte Fälle aufrollt: Freunde, die Familie, sogar die Verurteilten selbst.«
    »Und nun der Wilson-Fall?«
    »Ja.« Mavens lächelte verhalten. »Vielleicht verstehen Sie nun, wie ich mich fühle. Schauen Sie, vor der WurmCam war ich mir niemals sicher, ob ich die Wahrheit herausgefunden hatte. Kein Zeuge ist hundertprozentig zuverlässig. Und die Gerichtsmedizin ist auch nicht gegen Irrtümer gefeit. Ich hätte schon selbst dabei sein müssen, um zu wissen, was wirklich geschah.
    Wilson war der erste verurteilte Verbrecher, der durch meine Arbeit hingerichtet wurde. Ich weiß, dass ich alles versucht habe, um die Wahrheit herauszufinden. Und nun, Jahre nach dem Vorfall, bin ich zum ersten Mal in der Lage, Wilsons angebliches Verbrechen zu sehen. Und ich habe die Wahrheit über den Mann herausgefunden, den ich in den Tod geschickt hatte.«
    »Sind Sie sicher, dass Sie mir das zeigen wollen…?«
    »Es wird eh bald im Internet stehen.« Mavens drehte die SoftScreen, so dass Bobby auch etwas sah, und rief eine Aufzeichnung auf.
    Der Bildschirm erhellte sich und bildete ein Zimmer ab. Es gab ein breites Bett, einen Kleiderschrank und Regale, animierte Poster von Rockstars und Sportlern und Film-Icons an der Wand. Ein Junge lag bäuchlings auf dem Bett: Er war schlank, mit einem T-Shirt und Jeans bekleidet. Er hatte sich über Büchern und einer Grundfarben- SoftScreen auf die Ellbogen gestützt und lutschte an einem Bleistift. Man erkannte seinen dunklen Teint und volles schwarzes Haar.
    »Das ist Mian?« fragte Bobby.
    »Genau. Ein intelligenter Junge. Er war ein ruhiges Kind und hat hart gearbeitet. Gerade machte er Hausaufgaben. Shakespeare. Dreizehn Jahre, obwohl er etwas jünger wirkt. Er wird auch nicht älter werden… Sagen Sie es, wenn ich aufhören soll.«
    Bobby nickte. Er war entschlossen, es bis zum Schluss zu verfolgen. Das war eine Prüfung, sagte er sich.
    Die Tür öffnete sich nach außen, und ein stämmiger Mann in mittleren Jahren trat ein. »Hier kommt der Vater. Philip George Wilson.« Wilson hatte eine Flasche Limonade dabei und stellte sie auf dem Nachttisch ab. Der Junge schaute auf und sagte ein paar Worte.
    »Wir kennen den Gesprächsinhalt«, erklärte Mavens. »Woran arbeitest du, um wieviel Uhr kommt Mama nach Hause und so weiter. Nichts Wesentliches; nur ein normaler Austausch.«
    Wilson fuhr dem Jungen durchs Haar und verließ das Zimmer. Mian strich sich das Haar glatt und machte sich wieder an die Arbeit.
    Mavens schaltete auf Standbild, und der Junge erstarrte zur Statue. Das Bild flimmerte leicht.
    »Ich will Ihnen sagen, was aus unsrer Sicht geschah – wie wir es ’34 rekonstruiert haben.
    Wilson betritt wieder das Zimmer. Er macht den Jungen an. Der Junge weist ihn zurück. Also greift Wilson ihn an. Vielleicht wehrt der Junge sich – doch wenn das so war, hat er Wilson jedenfalls nicht verletzt. Wilson hat ein Messer – das wir aber nicht finden. Er zerfetzt die Kleidung des Kinds und verstümmelt es. Danach tötet er den Jungen, indem er ihm die Kehle durchschneidet. Vielleicht hat er die Leiche auch missbraucht oder über ihr masturbiert; wir finden nämlich Spuren von Wilsons Sperma auf der Leiche.
    Und dann wiegt er die Leiche in den Armen, wobei er sich mit Blut besudelt, und aktiviert per Suchmaschine den Notruf.«
    »Sie machen Witze.«
    Mavens hob die Schultern. »Die Menschen verhalten sich oftmals seltsam. Fakt ist jedenfalls, dass es keinen außergewöhnlichen Weg in beziehungsweise aus der Wohnung gab. Fenster und Türen sind verriegelt, und es gibt keine Spuren eines Einbruchs. Die Überwachungskameras im Flur haben auch nichts gezeigt.
    Wir hatten keinen Verdächtigen außer Wilson und viele Beweise gegen ihn. Er hat die Tat auch nie bestritten. Ich glaube aber, dass er sich vielleicht eingeredet hat, dass er es getan hatte, obwohl ihm die Erinnerung daran fehlte.
    Unsre Experten waren geteilter Meinung. Ein paar unserer Psychoanalytiker sagten, Wilsons Ego hätte das Wissen um diese grausame

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