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Das Licht in Buddhas Spiegel - Neal Carey 2

Das Licht in Buddhas Spiegel - Neal Carey 2

Titel: Das Licht in Buddhas Spiegel - Neal Carey 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Don Winslow
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Sie.«
    Neal schlürfte, und die Nudeln schienen aus der Schale in seinen Mund zu springen. Er wischte sich einen Tropfen Sesamsauce vom Kinn und fühlte sich schuldig. Worauf wartest du? fragte er sich. Los, jetzt. Pendleton sitzt dir direkt gegenüber, also sag’ einfach etwas wie: »Dr. Bob, die Typen bei AgriTech wollen, daß Sie sofort zurückkommen, also, was haben Sie vor?« Warum sagst du das nicht, Neal? Warum sagst du ihm nicht, daß du hier bist, um ihn zu jagen, bis er nach Hause zurückkehrt? Weil du nicht willst, daß sie dich jetzt schon verachten. Weil du diese Leute magst. Weil Li Lan dich anlächelt. Er öffnete den Mund, um zu sprechen, und füllte ihn dann nur mit mehr Nudeln. Für Verrat war noch später Zeit. Vielleicht nach dem nächsten Gang.
    Der nächste Gang war ein Pfannengericht; kleine pfannengeröstete Klößchen. Li Lan hatte drei für jeden von ihnen gemacht. »Ein Shrimp, ein Schwein, ein Gemüse«, sagte sie und stellte drei kleine Schüsseln in die Mitte des Tisches. »Senf, süße Sauce, Pfeffersauce, sehr scharf«, sagte sie.
    Sie ging um den Tisch herum, stellte sich hinter Neal, nahm sein Paar schwarze Emaillestäbchen hoch und drückte sie ihm in die rechte Hand. Dann führte sie eines der Stäbchen zwischen seinen Daumen und den Zeigefinger, das andere unter den Mittelfinger. Dann hob sie seine Hand, drückte, so daß die Stäbchen eines der Klößchen packten und führte seine Hand, um das Teil in den Senf zu stippen. Dann brachte sie das Essen an seinen Mund. »Siehst du?« fragte sie. »Einfach.«
    Neal konnte kaum schlucken.
    »Lan«, monierte Olivia, »du hast noch gar nichts gegessen!«
    Lan setzte sich, hob mühelos ein Klößchen, zog es durch eine Riesenmenge Pfeffersauce und warf es in ihren Mund.
    »Ist sehr schlecht«, sagte sie und aß noch eines.
    »Ist sehr gut«, sagte Pendleton zu ihr. »Uhhh… hen hao.«
    »Sehr gut!« sagte sie. »Du lernst Chinesisch.«
    Neal sah Pendleton erröten – wirklich erröten – vor Freude. Dieser Typ ist verliebt, dachte er, und zwar richtig.
    »Mehr Bier«, sagte Pendleton linkisch, da die Kendalls ihn anstarrten. Er holte ein paar Flaschen Tsingtao-Bier und teilte sie aus.
    Das Bier war eiskalt und schmeckte gut zusammen mit dem scharfen Senf und dem noch schärferen Pfeffer. Neal trank in großen Zügen und übte mit den Stäbchen, während Tom Kendall und Bob Pendleton über Dünger im Rosengarten redeten. Li Lan verschwand wieder in der Küche und kehrte mit einem weiteren Gericht zurück: ein ganzer geräucherter Barsch auf einer Platte. Sie zeigte ihnen, wie sie mit den Stäbchen das weiße Fleisch von den Gräten entfernen konnten, und es dauerte lange – noch ein Bier, noch eine Runde ludao –, den Fisch zu essen.
    Als sie ihren Sieg mit einer weiteren Tasse Wein feierten, sagte Olivia Kendall: »Also, Neal, erzählen Sie uns von Ihrer Arbeit.«
    Tja, Olivia, ich bin eine gemietete Ratte, die sich ihren Weg in Ihr Haus erflunkert hat, um Ihre Freunde zu quälen.
    »Es ist wirklich sehr langweilig«, sagte er.
    »Gar nicht.«
    »Also«, sagte er und versuchte, sich trotz Bier, Wein und Essen auf seine Recherchen zu konzentrieren, »vor allem bin ich interessiert an den politischen Untertönen, die in Gemälden der Qing-Dynastie enthalten sind, als Versuch, die herrschenden fremden Mandschus zu unterlaufen.«
    Okay?
    »Und wie forschen Sie darüber? Was sind Ihre Quellen?« fragte Tom Kendall.
    Et tu, Tom?
    »Vor allem Museen«, sagte Neal. »Ein paar Bücher, Doktorarbeiten… Das übliche.«
    Er fragte sich, ob es für sie genauso dumm klang, wie für ihn. Komm schon, Neal, hör auf. Sag ihnen, daß du kein Qing-Gemälde erkennen würdest, wenn es auf dein linkes Ei tätowiert wäre. Bring es endlich zu Ende.
    »Sie haben sich die Bilder im De-Young-Museum angesehen?« fragte Li Lan. Das De-Young-Museum… San Francisco.
    »Oh, ja«, sagte er. »Superb.«
    Er sah Pendleton an und fragte: »Und was tun Sie?«
    »Ich bin Biochemiker«, sagte Pendleton.
    »Wo?«
    Pendleton schob seine Brille wieder die Nase hoch. Seine Lippen formten ein schmales Lächeln, als er antwortete: »Ich bin gerade zwischen zwei Jobs. Also mißbrauche ich die Gastfreundschaft dieser guten Menschen.«
    »Unsinn«, sagte Tom schnell. »Bob ist der offizielle Kendall-Haushalt-Ratgeber im Bereich Rosendünger.«
    »Das hast du übrigens wundervoll gemacht«, sagte Olivia. »Wenn du jetzt noch das Unkraut ausrotten könntest…«
    »Nicht mein

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