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Das Licht in Buddhas Spiegel - Neal Carey 2

Das Licht in Buddhas Spiegel - Neal Carey 2

Titel: Das Licht in Buddhas Spiegel - Neal Carey 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Don Winslow
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»Neal, das ist Bob Pendleton.«
    »Nett, Sie kennenzulernen«, sagte Neal. Wie wahr.
    Pendleton wischte sich die Hände an einem Handtuch ab, schob seine Brille die Nase hinauf und streckte Neal über den Frühstückstresen die Hand entgegen.
    »Ganz meinerseits«, sagte er.
    Nicht so schnell, Doc.
    »Wo ist Tom hin?« fragte Olivia niemanden im speziellen.
    »Wirft den Jacuzzi an«, sagte Pendleton. »Darf ich Ihnen etwas zu trinken anbieten, Neal?«
    »Ein Bier?«
    »Dos Equis oder Bud?«
    »Bud, bitte.«
    »Kommt sofort.«
    Robert Pendleton war noch dünner, als er auf dem Foto aussah; sein Körper schien niemals in Berührung mit Schokoladeneiscreme geraten zu sein. Er trug ein leuchtendgrünes Chamois-Hemd und ausgebeulte Khaki-Hosen, dazu ein paar braune Mokassins, die ihm bestimmt jemand gekauft hatte; sie waren zu lässig für einen Biochemiker. Sein Haar war etwas länger als auf dem Foto, und er sah älter aus. Neal war überrascht über die Stimme – tief und rauh –, wußte aber nicht, warum. Vorurteile, vermutlich.
    Pendleton stellte eine Bierflasche auf den Tresen.
    »Möchten Sie ein Glas?« fragte er.
    »Flasche ist prima, danke.«
    »Gleich ist die Sauce dran«, sagte Li. »Hallo, Neal.«
    Li konzentrierte sich aufs Kochen, was Neal gefiel, weil er so die Chance bekam, sie einfach anzustarren. Ihr Haar hing lang herunter – der blaue Haarkamm hatte nur dekorative Funktion. Sie hatte etwas Lidschatten und roten Lippenstift aufgetragen. Ihr schwarzes Westernhemd hatte rote Paspeln und Rosen an den Schultern, ihre schwarzen, spitzen Cowboystiefel waren blau verziert. Eines dieser Outfits, die entweder lächerlich oder wunderbar aussehen. Es sah wunderbar aus.
    Neal beobachtete sie, als Tom Kendall hereinkam. Er war klein und untersetzt, hatte weißes Haar und einen weißen Bart. Er trug ein grünes Chamois-Hemd, das genauso aussah wie Pendletons, dazu Jeans und Sandalen. Er hatte helle, blaue Augen und ein rotes Gesicht.
    Er grinste breit und gab Neal die Hand. »Ich bin Tom Kendall.«
    »Neal Carey.«
    »Ich sehe, Sie haben ein Bier, was zu der Frage führt: Warum habe ich kein Bier? Warum habe ich kein Bier, Olivia?«
    »Ich weiß nicht, Schätzchen.«
    »Du mußt es dir selber holen«, sagte Pendleton. »Ich krieg’ Ärger, wenn ich mich mit der Sauce verspäte.«
    »Großen Ärger«, sagte Lan.
    »Toller Barkeeper. Bob und Lan sind heute die offiziellen Gastgeber«, erklärte Kendall Neal. »Bob kann nicht kochen, also sollte er sich um die Getränke kümmern.«
    »Jetzt die Sauce«, sagte Li Lan, und Pendleton goß aus einer kleinen Schüssel rote Sauce in den Wok. Das Zischen stoppte mit einem Whuuuusch!
    Olivia sagte: »Neal, bitte, setzen Sie sich.« Sie zeigte auf das Sofa.
    »Also, ich würde lieber beim Kochen zugucken.«
    »Nein, bitte, setzen«, sagte Li Lan. »Dinner soll Überraschung sein.« 
     
    Dinner war Überraschung.
    Schon das erste Getränk war eine Überraschung. Neal hatte in seinem Leben genug Scotch getrunken, um zu glauben, daß ein Fingerhut voll chinesischem Wein in einer kleinen schwarzen Tasse ihm nichts anhaben könnte, aber die klare, scharfe Flüssigkeit verbrannte seinen Hals und räucherte sein Hirn. Er brachte den Toast der anderen, »Yi lu shun feng«, nicht ganz über die Lippen. Statt dessen röchelte er: »Gott, was zum Teufel ist das?«
    »Ludao shaojiu«, sagte Lan. »Weißer Wein, sehr stark.«
    »Uhh, huu«, antwortete Neal.
    Dann stellte sie eine Platte mit Appetithappen auf den Tisch. Pasteten – fast durchsichtiger, dünner Teig, gefüllt mit roter Bohnenpaste. Sie waren sehr mild, was Neal gut gefiel, denn sie löschten die Flammen in seinem Mund.
    »Sie sind wundervoll«, sagte Olivia.
    »Xie xie ni«, entgegnete Li Lan. Danke schön.
    »So gut, daß sie einen Toast verdienen«, sagte Tom Kendall, und er goß allen Wein nach. »Was ist ein guter Toast auf chinesisch?«
    Li hob ihre Tasse. »Gan bei, leere Tasse.«
    »Gan bei!« sagten sie.
    Diesmal schaffte Neal den Toast und trank den Wein. Er war erstaunt, daß es so einfach ging. Feuer mit Feuer bekämpfen, dachte er.
    Li war in die Küche gegangen und kehrte mit dem nächsten Gang zurück, für jeden eine Schale mit kalten Nudeln in Sesamsauce. Ihr fiel Neals Unbehagen auf, als alle anfingen, mit Stäbchen zu essen. Sie lächelte ihn an und sagte: »Nimm Schale vor Mund, schieb mit Stäbchen hinein.«
    »Schlürfen Sie«, sagte Pendleton. »Bringen Sie sie dicht vor Ihren Mund und schlürfen

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