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Das Licht in Buddhas Spiegel - Neal Carey 2

Das Licht in Buddhas Spiegel - Neal Carey 2

Titel: Das Licht in Buddhas Spiegel - Neal Carey 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Don Winslow
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stritten, sah er seine Zeit gekommen. Endlich. Immerhin hatte er sieben seiner besten Männer einsetzen müssen, um diesen Neal Carey in einem unsichtbaren Netz zu fangen. Jetzt gab sich das Ziel alle Mühe, seinen Partner abzuschütteln. Eine perfekte Situation.
    Er reihte sich ein und ließ sich entdecken, als das Ziel sich umwandte, um nach seinem Partner zu schauen. 
     
    Neal sah Hantel-Mann aus einer Eingangstür kommen, und diesmal fand er das gut. Graham war ungefähr dreißig Meter hinter ihm. Neal drehte sich auf dem Absatz um und stieß mit Hantel-Mann zusammen.
    »Hundert Eier, wenn du den Typen aufhältst, ohne ihm weh zu tun. Noch was, wenn wir uns treffen, und du mir hilfst.«
    Hantel-Mann murmelte eine Adresse und drehte sich zu Graham um.
    Graham sah ihn kommen, aber es war zu spät. Das Arschloch war groß und Graham erlitt eine Bärenumarmung, die ihm den Atem nahm und die Sicht versperrte. Zwei Sekunden später standen noch drei Chinesen um ihn herum.
    »Tu ihm nichts«, sagte Chin zu seinen Assistenten.
    »Ich zahle mehr als er«, sagte Graham.
    »Wir sind nicht auf einer Auktion.«
    Und Neal ging weiter, weiter, weg. 
     
    Neal überprüfte die Nummer an der Eingangstür unter dem gelben Neonschild mit drei schwarzen XXX darauf. Ein müde aussehender Schwarzer hinter einem Tresen nickte ihm zu. Drei oder vier Kunden waren im Laden, keiner von ihnen sah von den Pornos auf.
    »Sie können gucken, Sie können kaufen, Sie können Token von mir kriegen. Sie können nicht lesen. Das ist keine Bibliothek«, sagte der Schwarze zu Neal.
    »Ich treffe einen Typen.«
    »Schwulenzeug ist hinten links.«
    In diesem Augenblick kam Hantel-Mann herein und drückte dem Schwarzen eine Fünf-Dollar-Note in die Hand, wofür er ihm eine Plastiktüte mit Token gab. Er sah Neal an und zeigte auf eine Schwingtür hinten im Laden.
    »Gehen wir in mein Büro.«
    Chin wählte eine Kabine aus, scheuchte Neal hinein und schloß die Tür hinter ihnen. Es gab eine Bank zum runterklappen, gerade groß genug für einen. Dazu eine Packung Kleenex. Chin warf zwei Token in einen Schlitz, dann begutachtete er die möglichen Kanäle.
    »Irgendwelche Vorlieben?«
    Neal schüttelte den Kopf.
    Chin drückte einen Knopf, das Porno-Video lief.
    »Setzen Sie sich. Fühlen Sie sich wie zu Hause.«
    »Danke.«
    Neal gab ihm einen Fünfziger.
    »Ich habe das Gefühl«, sagte Chin über das geheuchelt leidenschaftliche Grunzen hinweg, »daß Sie mehr als ein Fünfzig-Dollar-Problem haben.«
    Neal konnte ähnliches Grunzen aus der Nachbarkabine hören.
    »Drehen Sie bitte lauter«, sagte er.
    Mark Chin drehte voll auf. Die dünne Rockmusik ließ die billigen Zwischenwände vibrieren.
    »Und?« fragte Chin.
    »Ich muß mich verstecken.«
    »Kein Problem.«
    »In Hongkong.«
    Mark Chins Brust schrie »fuck me, fuck me, fuck me!«, als wäre er die Puppe in einem obszönen Bauchredner-Auftritt.
    »Kein Problem«, sagte er.
    »Gut.«
    Das Video steigerte sich zu einem ohrenzerfetzenden Crescendo der Leidenschaft, als Chin fragte: »Es geht um die Frau, nicht?«
    »Welche Frau?«
    »Zimmer 1016. Die unglaublich wunderbare Chinesin.«
    Das Video stoppte plötzlich. Chin steckte einen weiteren Token in den Schlitz und wechselte die Kanäle. Zwei Frauen näherten sich in einem Dampfbad einander an. Ihr leises Gespräch war eine willkommene Abwechslung.
    »Dieser Pendleton hat es gut«, fuhr Chin fort. »Mir würde sie auch nicht schlecht gefallen.«
    Neal spürte, wie er wütend wurde. Was ist das, dachte er, Eifersucht?
    »Wer ist er?« fragte Chin. »Der Chemiker?«
    Woher zum Teufel weißt du das? fragte sich Neal. Er antwortete nicht und ließ das sanfte Stöhnen des Videos die Stille ausfüllen.
    Chin fragte: »Testet Pendleton das Heroin? Sagt dem Boß, ›das ist gut, das ist nicht gut‹? Kriegt gutes Geld plus Prozente? Ist sie eins seiner Bunnies? Da wollen Sie sich doch nicht einmischen, das ist zu heiß.«
    »Ich muß sie finden.«
    Ja, ich muß. Finden und warnen. Finden und ihr ein paar Fragen stellen. Herausfinden, was zum Teufel los ist; herausfinden, wie ich am Leben bleiben kann.
    »Haben Sie sich verknallt?«
    Warum wissen das alle außer mir?
    »Ja, okay.«
    Chin schüttelte angewidert den Kopf. Die zwei Frauen in dem Video fingen wieder von vorne an.
    »Das ist Ihre Beerdigung«, sagte Chin. »Wann fahren Sie?«
    »Sobald wie möglich.«

    »Bevor Ihr Freund Sie findet?«
    »Wie schwierig ist es, in Hongkong zu verschwinden?«

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