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Das Licht in Buddhas Spiegel - Neal Carey 2

Das Licht in Buddhas Spiegel - Neal Carey 2

Titel: Das Licht in Buddhas Spiegel - Neal Carey 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Don Winslow
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Li und Pendleton gingen durch die Eingangstür hinaus auf die Straße.
    Chins Männer standen auf der anderen Straßenseite.
    »Hi!« rief Neal und winkte. »Ihr habt wohl nicht geglaubt, daß ich noch lebe, was?«
    Die drei Schränke marschierten auf ihn zu. Neal ging langsam in ihre Richtung, Li und Pendleton bewegten sich in Neals Schatten zur Seite, Richtung Nathan Road.
    »Tja, hab’ die Typen auf dem Peak zusammenschlagen müssen. Vielen Dank übrigens, daß ihr abgehauen seid. Und jetzt kommt keinen Schritt näher. Die Lady ist bewaffnet! Zeig den Jungs die Waffe, Lan!«
    Li Lan zeigte die Pistole.
    Ein Junge steckte den Lauf einer M-16 aus dem Fenster eines geparkten Autos.
    Li packte Pendletons Hand und rannte. Der Schütze im Wagen konnte sie nicht erwischen, ohne seine eigenen Leute niederzumähen, und wollte gerade frustriert Neal abknallen, als der Wagen hinter Li und Pendleton herbrauste. Die Wagentür schwang auf, und die drei Schränke zwängten sich im Fahren hinein. Neal rannte hinterher. Li und Pendleton verschwanden in einer kleinen Seitenstraße. Der Wagen stoppte quietschend, die drei Jäger sprangen wieder heraus. Der Wagen fuhr wieder los, vermutlich umrundete er den Block und schnitt den Flüchtigen den Weg ab. Li und Pendleton saßen in der Falle.
    Neal drückte sich flach an die nächstbeste Mauer. Er sah nach oben: eine Feuertreppe. Es gibt einen Gott! dachte er… Hongkong oder nicht, eine Stadt ist eine Stadt, und niemand kennt sich in Städten besser aus als euer Freund Neal Carey.
    Er zog sich an der untersten Stufe der Feuertreppe hoch und hastete aufs Dach des Gebäudes. Dann kroch er an den Rand und spähte sieben Stockwerke hinunter in die Dunkelheit. Er konnte Li Lan und Pendleton erahnen, die sich an der Mauer unter ihm entlangtasteten. Merkten sie denn nicht, daß sie in eine Falle liefen? Er konnte auch die drei Jäger sehen, die sich über die ganze Straßenbreite verteilt hatten. Sie kamen immer naher.
    Vielleicht konnte er sie ein wenig durcheinander bringen.
    Er brauchte keine dreißig Sekunden, um etwas zu finden. Einen Betonklotz, der neben der Tür zum Haus lag, vielleicht, um sie an heißen Tagen offenzuhalten. Er schleppte ihn an den Rand des Daches und wartete, bis Chins Männer auf einer Höhe mit ihm waren. Er hob den Betonklotz auf Hüfthöhe und wuchtete ihn über den Dachrand.
    Er verfehlte den letzten Jäger um gute dreißig Zentimeter, aber der Knall war laut wie eine Explosion, und Betonsplitter flogen umher. Die drei Männer ließen sich zu Boden fallen. Einer hielt sich die Hand über die Augen und schrie.
    Li und Pendleton blieben stehen und sahen nach oben.
    »Bleibt in dieser Straße!« brüllte Neal.
    Sie quetschten sich hinter ein paar Mülltonnen.
    Ach, Dächer! dachte Neal. Teerstrände. Die letzte Zuflucht der Städte. Die letzten freien Plätze, um etwas aufzubewahren oder loszuwerden. Er fand eine Pappkiste mit Bier- und Weinflaschen. Er zerrte sie zum Rand und sah hinunter. Die beiden unverletzten Jäger erhoben sich gerade, um weiter zu suchen.
    Neal war beeindruckt vom Flugverhalten der Weinflasche im Nachthimmel. Er hatte ihr eine leichte Drehung mitgegeben, so daß sie einen sanften Bogen beschrieb, bevor sie auf dem Asphalt zerschellte. Das Geräusch war faszinierend. Die zwei Schwergewichte warfen sich wieder zu Boden. Mit der nächsten Flasche zielte er auf den Kerl an der gegenüberliegenden Seite und landete einen Volltreffer. Der Jäger schrie und rollte sich an den Straßenrand. Neal schickte noch zwei Flaschen hinterher, dann riskierte er einen Blick über den Rand des Daches. Die beiden Killer drückten sich auf seiner Seite an die Wand.
    Eine Maschinengewehrsalve ließ Dachziegel splittern und Neal zurückzucken. Er lag flach auf dem Bauch und öffnete ein Auge. Der Junge mit der M-16 kam von der anderen Seite. Er rief seinen Genossen etwas zu. Man mußte kein Kantonesisch können, um zu verstehen, daß er wissen wollte, was zur Scheiße hier eigentlich abging, und um zu kapieren, daß sie ihm antworteten, er solle verdammt noch mal das Maul halten. Der Junge blieb einfach stehen, mitten auf der Straße, Finger am Abzug, und wartete, daß etwas passierte.
    Aber es passierte nichts. Li Lan hatte entweder zuviel Angst oder war zu clever oder beides, um sich mit einer Pistole gegen eine M-16 zu wehren, obwohl der Junge ein perfektes Ziel abgab. Vielleicht, dachte Neal, kann sie ihn nicht sehen von ihrem Versteck aus. Das mußte es

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