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Das Licht in Buddhas Spiegel - Neal Carey 2

Das Licht in Buddhas Spiegel - Neal Carey 2

Titel: Das Licht in Buddhas Spiegel - Neal Carey 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Don Winslow
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sein. Ich bin der einzige, der ihn sehen kann, was schon ziemlich komisch ist. Warum immer ich?
    Neal zerrte den Karton vom Rand weg. Er robbte auf dem Bauch und stieß den Karton vor sich her, bis er auf einer Höhe mit Machine Gun Kelly war. Er schob den Karton an den Rand und reckte seinen Kopf vor. Der Junge bewegte sich langsam und vorsichtig, als wollte er Li Lan eine möglichst schmale Silhouette zeigen.
    Neal wünschte, er hätte in Mr. Littons Physikunterricht besser aufgepaßt. Litton hatte seine Schüler dauernd aufs Dach geschleppt und irgendwelchen Krempel runterwerfen lassen, und dann mußten sie nachrechnen, ob das Zeug wirklich unten angekommen war. Bloß bewiesen die Rechnungen einzig und allein, daß Neal wirklich der größte Physik-Trottel in der ganzen Klasse war. Also hievte er den Karton einfach über Bord und hoffte das Beste.
    Einer der Schränke mußte etwas gesehen haben, weil er dem Schützen noch eine Warnung zurief, auf die dieser ebenso normal wie dumm reagierte: Er schaute nach oben.
    Das kostete ihn genau die zwei Sekunden, in denen er sich hätte ducken oder weglaufen oder wenigstens die Hände über den Kopf hätte nehmen können. Er glotzte aber einfach nur nach oben und sah gar nichts, bis plötzlich die ganze Welt aus einer einzigen riesigen Bierflasche bestand, die ihm genau ins Gesicht donnerte.
    Urplötzlich war die Straße von dem Geräusch splitternder Flaschen, fallender Körper, umstürzender Mülltonnen und zu Boden scheppernder Waffen erfüllt.
    Und Pistolenschüssen.
    Die zwei Jäger ließen sich wieder zu Boden fallen, als ihr Kumpel niedersackte, und Li Lan knallte ihnen ein paar knapp über die Schädel, damit sie gefälligst auch unten blieben, bis Pendleton und sie abgezischt waren.
    Neal stand auf und rannte über das Dach. Verdammt, er würde sie nicht schon wieder verlieren. Er raste die Feuertreppe herunter, so schnell seine Füße und seine Rippen ihn ließen.
    »Schnell!« schrie Li Lan.
    Pendleton und sie standen auf dem Bürgersteig und warteten auf ihn.
    »Warum hast du dir nicht das Gewehr geschnappt?« fragte er sie.
    »Komm schon!«
    Sie rannten Richtung Waterloo, Li winkte ein Taxi heran, sie quetschten sich eilig hinein.
    »Wong Tai Sin«, wies sie den Fahrer an.
    »Haude.«
    Das Taxi bog nach rechts ab, fuhr dann die Nathan Richtung Norden hoch. Durch Mongkok, an Argyle und Prince Edward Street vorbei, nach Kowloon-City, eine Ansammlung silberglänzender Hochhäuser, die den umliegenden Slum überschatteten. Dann in die Lung Shung Road. Das Taxi hielt vor einem Gebäude mit roten Säulen und einem grellgelben Dach.
    Li Lan zahlte und winkte Neal und Pendleton, auszusteigen.
    »Wo sind wir?« fragte Neal.
    »Wong Tai Sin Tempel«, antwortete Li. »Wir wollen uns bei Kuan Yin bedanken.«
    »Wer ist Kuan Yin? Dein Führungsoffizier?«
    Sie schüttelte lachend den Kopf. »Kuan Yin ist die Göttin der Gnade. Sie war heute nacht sehr gut zu uns.«
    »Eine Göttin? Was für eine Kommunistin bist du?«
    »Eine buddhistische Kommunistin.«
    »Und das hier ist ein 24-Stunden-Tempel?«
    »Götter schlafen nie.«
    »Mao würde das gar nicht gern hören.«
    »Der große Vorsitzende ist tot. Er hat den Unberechenbaren Geist getroffen.«
    »Was ist das?«
    »Der Unberechenbare Geist bewacht die nächste Welt. Er führt die Seelen dort hinein.«
    »Was für eine nächste Welt? Himmel oder Hölle?«
    »Das weiß man nicht. Deswegen ist er unberechenbar. Ich werde ihn dir im Tempel zeigen.«
    »Nein danke.«
    Sie lachte wieder. »Früher oder später wirst du ihn treffen. Besser früher.«
    »Besser später.«
    »Wie du meinst. Komm. Erst lassen wir uns die Zukunft voraussagen.«
    »Du bist eine beschissene Marxistin.«
    Sie führte sie zu einem alten Mann in einer abbruchreifen Hütte vor dem Tempel. Sie gab ihm ein paar Münzen, und er gab ihr dafür eine Art rote Tasse mit ein paar Löchern darin. Sie hielt die Tasse mit einer Hand ans Ohr und schüttelte sie. Ein Stöckchen fiel heraus. Sie fing es mit der anderen Hand auf und gab es dem alten Mann, der es genau betrachtete und dann maschinengewehrschnell auf Kantonesisch auf sie einredete. Sie lächelte und antwortete. Dann bezahlte sie für eine weitere Tasse und gab sie Pendleton.
    »Du auch, Robert. Gebetsstock. Verrät dir deine Zukunft.«
    »Ich kenne meine Zukunft. Ich werde bis in alle Ewigkeit glücklich sein mit einer wunderschönen Frau, die ich sehr liebe.«
    »Vielen Dank, Robert.«
    Neal glaubte, er

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