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Das Licht in Buddhas Spiegel - Neal Carey 2

Das Licht in Buddhas Spiegel - Neal Carey 2

Titel: Das Licht in Buddhas Spiegel - Neal Carey 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Don Winslow
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dasselbe gilt für Pendleton…
    Simms.
    Du kannst ihnen von Simms erzählen.
    Was ein ganz interessantes moralisches Dilemma aufwirft. 
     
    Der wichtige Gast war pünktlich, als hätte er im Flur gestanden und auf den Sekundenzeiger seiner Uhr gewartet. Neal hörte das Klopfen, dann ging die Tür auf und Wu steckte den Kopf herein. Er sah nervös aus.
    »Dürfen wir reinkommen?«
    »Selbstverständlich.«
    Wu hielt dem wichtigen Gast die Tür auf. Der wichtige Gast war klein, Ende Vierzig und nur noch ein paar Nudeln von dick entfernt. Er trug einen grauen Anzug, weißes Hemd, roten Schlips und schwarze Schuhe. Er trug einen teuer aussehenden Attachekoffer. Sein ganzes Auftreten schrie »Bürokrat«.
    »Das ist Mr. Peng«, sagte Wu. »Mr. Peng, das ist Mr. Frazier.«
    »Bitte nehmen Sie Platz«, sagte Neal.
    Peng setzte sich auf einen Stuhl und bedeutete Neal, sich auf den anderen zu setzen. Wu stand hinter Peng.
    Soviel zur klassenlosen Gesellschaft, dachte Neal.
    Peng zog eine Schachtel Zigaretten aus der Hemdtasche und hielt sie Neal hin. Neal schüttelte den Kopf. Peng zündete sich eine Zigarette an, dann sah er über die Schulter zu Wu und sagte: »Cha.«
    Wu eilte hinaus. Neal hörte ihn mit jemandem sprechen, und eine Minute darauf kehrte er mit einem Kellner zurück, der ein Tablett mit Tee, Kaffee und Tassen trug.
    »Mr. Peng glaubt, Sie bevorzugen Kaffee«, sagte Wu.
    »Da hat Mr. Peng recht.«
    »Mr. Peng schlägt vor, daß wir informell sind und ›uns selbst bedienen‹.«
    »Gern.«
    Wu goß Peng und sich Tee ein, während Neal sich Kaffee nahm. Wu setzte sich vorsichtig auf eine Ecke des Bettes und war sichtlich erleichtert, als Peng nichts dagegen sagte. Peng nickte ihm zu, und Wu spulte den vorbereiteten Anfang ab.
    »Mr. Peng ist Assistent des Parteisekretärs der Provinz Szechuan, Xao Xiyang.«
    Neal sah Peng zufrieden lächeln und wünschte, er wüßte mehr über chinesische Politik.
    »Ich bin geehrt durch seinen Besuch«, sagte Neal. »Der Kaffee ist übrigens sehr, sehr gut.«
    Wu übersetzte. Peng lächelte und antwortete.
    »Der Kaffee ist aus Yunnan«, übersetzte Wu, »und er freut sich, daß er Ihnen schmeckt.«
    Neal entschied sich, Dampf zu machen.
    »Bitte sagen Sie Mr. Peng, wie dankbar ich bin, daß er mich aus meiner unwürdigen Situation befreit hat, und daß er dafür gesorgt hat, daß man sich so hervorragend um mich und meine Gesundheit gekümmert hat.«
    Wu übersetzte, hörte sich die Antwort an und übersetzte sie. »Mr. Peng sagt, er sei nur der Abgesandte wichtigerer Entscheidungsträger, die, da ist er sicher, Ihnen gerne helfen, und er bedankt sich für Ihre Freundlichkeit.«
    Wu seufzte erleichtert, als er die lange Antwort bewältigt hatte.
    Neal lächelte und nickte Peng zu.
    »Jetzt sagen Sie ihm, daß ich gehen möchte.«
    Wu dachte einen Augenblick nach, dann sagte er auf chinesisch: »Er sagt, sein Sinn für Etikette erlaube es ihm nicht, länger die Gastfreundschaft der Volksrepublik auszunutzen, und er möchte keine weitere Mühe mehr machen.«
    Peng nahm einen Zug seiner Zigarette. »Bu shr.«
    Nein.
    »Mr. Peng sagt, leider seien Sie noch nicht ausreichend gesundet, um eine lange Reise zu unternehmen.«
    »Ich weiß, daß ich in Chengdu bin, aber was ist das für ein Gebäude, und warum werde ich eingesperrt?«
    Wu übersetzte.
    »Sie sind im Jinjang-Gästehaus. Das ist ein Hotel.«
    Ein Hotel? Ein Hotel?!
    »Warum ist die Tür abgeschlossen?«
    Auf Wus Stirn erschien ein dünner Schweißfilm, während er übersetzte.
    Peng lächelte und sagte ein einziges Wort.
    »Sicherheit«, sagte Wu.
    »Es ist von außen abgeschlossen.«
    Neal war sich nicht sicher, aber er glaubte, daß Peng einen Augenblick lang verärgert dreingesehen hatte. Ob er die Frage verstand? Vielleicht war es auch nur der Ton.
    Wu freute sich über die Antwort. »Wir sind sehr gründlich in der Volksrepublik China, insbesondere, was die Sicherheit unserer ausländischen Gäste angeht.«
    Das bin ich also – ein ausländischer Gast.
    »Ich dachte immer«, sagte Neal, »in der Volksrepublik gäbe es praktisch keine Verbrechen.«
    Wu sah ihn wütend an, dann übersetzte er: »Mr. Peng hat den Eindruck, in den Vereinigten Staaten sei das Verbrechen nahezu omnipräsent.«
    »Wieder einmal hat Mr. Peng recht.«
    Peng lächelte über die Antwort, inhalierte den Rauch seiner Zigarette und trank etwas Tee. Neal nahm einen Schluck Kaffee und starrte über die Tasse hinweg Peng an. Peng starrte

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