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Das Licht in Buddhas Spiegel - Neal Carey 2

Das Licht in Buddhas Spiegel - Neal Carey 2

Titel: Das Licht in Buddhas Spiegel - Neal Carey 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Don Winslow
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Kellner süßsaure Suppe und Reis servierten.
    Neal sah Wu Klumpen des klebrigen Reises in die Saucen der vorherigen Gänge tunken. Er tat es ihm nach, und es war eine wunderbare Reprise des Mahls. Wu sah glücklich aus wie ein Politiker mit einem Blankoscheck.
    Wu beugte sich über den Tisch und sagte: »Ich muß Ihnen ein Geheimnis sagen.«
    »Sie sind in Wirklichkeit eine Frau?«
    Wu kicherte. Er war nicht betrunken, aber er war auch nicht mehr nüchtern. »Das war das beste Essen, das ich in meinem ganzen Leben gegessen habe.«
    »Ich werde es Ihrer Mutter nicht verraten.«
    »Das war nicht das Geheimnis.«
    »Oh.«
    »Das Geheimnis ist – ich habe hier noch nie gegessen.«
    »Das ist okay. Ich auch nicht.«
    Wu fand das komisch, dann wurde er wieder ernst. »Warum muß erst ein ausländischer Gast kommen, bevor ein Chinese so essen kann?«
    »Ich weiß nicht, Xiao Wu.«
    »Es ist eine wichtige Frage.«
    »Sie könnten unten essen, nicht? Dasselbe Essen.«
    Wu schüttelte wütend den Kopf, dann sah er sich um, ob jemand zuhörte. »Ich kann es mir nicht leisten. Nur Parteikader können es sich leisten.«
    »Selbstgekochtes ist sowieso besser, nicht?«
    »Glauben Sie, wir können es uns leisten, zu Hause so zu essen?« fragte Wu pikiert. »Wir haben kein Geld für Schwein, Ente. Selbst guter Reis ist sehr teuer. Solches Essen ist nur für Feste, manchmal zum Geburtstag…«
    Er schwieg.
    »Besaufen wir uns, Xiao Wu.«
    Wu fragte: »Besaufen?«
    »Besaufen. Zuknallen. Abstürzen. Volldröhnen.«
    »Volldröhnen?!«
    Wu kämpfte gegen ein Grinsen und verlor.
    »Volldröhnen. Wegschlucken. Besaufen eben.«
    »Volldröhnen?!« Er kicherte. Dann sagte er: »Das wird nicht gern gesehen.«
    »Wen interessiert das?«
    »Verantwortliche.«
    »Nein. Schwanzlutscher und Motherfucker.«
    Das war’s. Wu kreischte lachend, japste nach Luft und murmelte: »Volldröhnen.«
    »Wohin können wir gehen?« fragte Neal.
    Wu wurde plötzlich ernst. »Wir müssen zurück ins Hotel gehen.«
    »Gibt es dort eine Bar?«
    »Auf dem Dach. Eine Nudel-Bar.«
    »Ich will keine Nudeln. Ich will, daß wir uns voll…«
    »Dort gibt es Bier.«
    Neal winkte dem Kellner. »Rechnung, bitte!«
    Dinner soll Überraschung sein, erinnerte Neal sich, als Wu und er die letzte Tasse Tee im Hibiscus-Restaurant tranken.
    Das Essen war keine Überraschung gewesen. Li Lan hatte etliche dieser Gerichte in der Küche der Kendalls in Mill Valley gekocht, allerdings nicht so gut.
    »Waren das alles Szechuan-Spezialitäten?« fragte Neal.
    »Oh, ja. Einige kann man sogar nur in Chengdu essen.«
    Nicht unbedingt, Wu, dachte Neal. Man kriegt sie auch bei den Kendalls in Mill Valley, vorausgesetzt, in der Küche steht Li Lan.
    Sie gingen die zwei Blocks zum Hotel zu Fuß. Ein Polizist stoppte sie am Eingang. Genauer gesagt, er stoppte Wu.
    »Was ist los?« fragte Neal.
    »Er will meine Papiere sehen.«
    »Warum? Ich bin der Ausländer.«
    »Genau. Es ist normal, daß Sie in dem Hotel sind. Chinesen nicht.«
    Der Cop fing an, ungeduldig und genervt auszusehen. Es war derselbe Herrscher-Blick, den Neal von Kleinhirnen aus der ganzen Welt kannte.
    Neal fragte: »Sie waren die ganze Woche hier, oder?«
    »Durch die Hintertür.«
    Neal sah, wie peinlich das Wu war. Er wurde beleidigt, und er wußte es. Er suchte in seiner Tasche nach seinem Ausweis.
    »Er ist mein Gast«, sagte Neal zu dem Polizisten.
    Der Polizist ignorierte ihn.
    Neal sah dem Polizisten gerade ins Gesicht. »Er ist mein Gast.«
    »Bitte verursachen Sie keinen Ärger«, sagte Wu und gab dem Cop seinen Ausweis. Der Cop ließ sich Zeit.
    »Das ist kein Ärger«, sagte Neal.
    »Für mich schon.«
    Gut, dachte Neal. Ich gehe nach Hause. Vielleicht.
    »Sie meinen, Sie können in Ihrem eigenen Land nicht in ein Hotel gehen?«
    »Bitte, seien Sie still.«
    »Versteht er Englisch?«
    »Sie doch auch.«
    Der Cop streckte Wu die Karte hin und nickte ihn hinein. Keine Entschuldigung, kein Lächeln, nur ein kurzes Nicken des Herrscher-Kopfes. Wu ließ den Kopf hängen, als sie durch die Lobby gingen. Neal wußte, daß er gerade seinen Freund das Gesicht hatte verlieren sehen, und das machte ihn wütend und traurig.
    »Es tut mir leid«, sagte Neal, als sie in den Lift stiegen.
    »Es macht nichts.«
    »Doch, macht es. Es macht…«
    »Dröhnen wir uns einfach voll.«
    Die Nudel-Bar überraschte Neal. Sie war beinahe westlich dekadent. Das Licht war gedämpft, über den kleinen Tischen hingen rote Papierlaternen, eine

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