Das Licht unserer Liebe - Baccara Bd 1591
jüngeren Bruder scharf an. „Machst du dir etwa Sorgen?“
„Immerhin trägt sie meinen Neffen im Bauch.“ Grimmig presste Theron die Lippen zusammen. „Du hast recht. Sie wirkt nicht schuldbewusst. Eher so, als wäre sie zutiefst verletzt.“
„Wo ist sie jetzt?“
„Sie schläft“, antwortete Theron. „Sie ist auf dem Weg hierher eingeschlafen und nicht einmal aufgewacht, als ich sie aufs Bett gelegt habe.“
Yannis öffnete die Tür zum Schlafzimmer und stellte sich neben das Bett. Sogar im Schlaf sah Marley verzweifelt aus.
Er beugte sich hinunter und streichelte ihre Wange. Sie rührte sich nicht, als er ihr eine Strähne aus dem Gesicht strich. Die dunklen Locken betonten ihre Blässe. Schatten lagen unter den Augen, und es war deutlich zu sehen, dass sie geweint hatte.
Auf dem Weg ins Wohnzimmer rief er die Therapeutin an. Dann wandte er sich an Theron.
„Wo hast du sie gefunden?“
„Sie war in dem kleinen Park, nur ein paar Blocks von deiner Wohnung entfernt.“ Ihn schauderte bei der Erinnerung. „Sie war barfuß und trug weder Mantel noch Pulli. Sie sah wirklich verloren aus, so als wäre sie sich ihrer Umgebung gar nicht bewusst.“
Wieder fluchte Yannis. „Das ist so, seit sie das Gedächtnis wiedererlangt hat. Ich weiß einfach nicht, was ich machen soll!“ Niemals zuvor hatte er sich so hilflos gefühlt.
„Glaubst du immer noch, dass sie es war?“, fragte Theron leise.
„Ich weiß es nicht“, gestand Yannis. „Und es spielt auch keine Rolle.“ Mit ausdrucksloser Miene sah er Theron an. Doch statt der erwarteten Vorwürfe las er Verständnis in den Augen des Bruders.
„Als ich sie dort sitzen sah, war es mir auch egal“, sagte Theron sanft.
Kurz darauf traf die Therapeutin ein. Yannis berichtete ihr, was in den letzten Tagen passiert war.
Es war ihm unangenehm, der Frau so viele persönliche Details preiszugeben. Doch nur so konnte sie Marley helfen. Also erzählte er ihr alles, von dem Streit vor der Entführung bis hin zu den Ereignissen des heutigen Tages.
Ohne seine Schilderung zu kommentieren, bat die Psychologin darum, Marley zu sehen.
„Sie schläft gerade. Sie können gern drinnen warten, bis sie aufwacht. Ich will nicht, dass sie sich aufregt und wieder wegläuft.“
Die Therapeutin nickte und folgte Yannis ins Schlafzimmer. Als sie eintraten, bewegte Marley sich unruhig.
„Lassen Sie mich bitte mit ihr allein“, sagte die Frau sanft.
Yannis ging aus dem Zimmer, ließ aber die Tür einen Spalt breit offen, um zu hören, was gesprochen wurde.
Lange war es einfach nur still, dann hörte er leise Stimmen.
Anfangs sprach die Therapeutin viel, um Marley zu beruhigen. Erst später hörte er Marleys zitternde Stimme.
„Kurz bevor Yannis aus Europa zurückkam, erfuhr ich, dass ich schwanger bin. Ich war schockiert und machte mir Sorgen, wie Yannis reagieren würde. Ich wollte mit ihm reden, ihn fragen, wie er zu unserer Beziehung steht … wie er zu mir steht.“
„Erzählen Sie weiter“, ermunterte sie die Therapeutin.
Jetzt ergaben die Fragen, die Marley ihm in der Nacht gestellt hatte, einen Sinn. Yannis zuckte zusammen, als er die nächsten Worte hörte.
„Er sagte mir, wir haben keine Beziehung. Ich sei nur seine Mätresse, wie eine Frau, die er für Sex bezahlt“, sagte sie mit hohler Stimme.
Yannis unterdrückte den Wunsch, ins Zimmer zu laufen und ihr zu sagen, dass er sie nie so gesehen hatte.
„Dann hat er mich beschuldigt …“ Ihre Stimme brach ab, und er hörte sie leise weinen.
„Es ist in Ordnung, Marley“, beruhigte sie die Therapeutin.
„Er hat mich beschuldigt, ihn bestohlen zu haben. Er hat gesagt, ich hätte Pläne entwendet und sie den Mitbewerbern in die Hände gespielt. Dann hat er mich rausgeworfen.“
„Haben Sie die Pläne denn gestohlen?“
„Sie sind die Erste, die mich überhaupt fragt“, sagte Marley matt.
Yannis zuckte zusammen. Sie hatte recht, er hatte sie, ohne zu fragen, verurteilt.
„Ich verstehe es bis heute nicht. Diese Unterlagen habe ich nie zuvor gesehen! Ich weiß nicht, wie er darauf kommt, dass ich sie genommen habe. So etwas würde ich nie tun!“
Die Tränen in ihrer Stimme waren wie Messerstiche in Yannis’ Brust. Panik überfiel ihn. Was hatte er nur getan?
„Und dann …“ Marleys Stimme versagte, und Yannis hörte sie weinen.
„Was ist dann passiert, Marley.“
„Ich bin aus der Wohnung gerannt. Ich wollte am nächsten Tag zurückkommen, wenn er sich beruhigt hatte. Ihm
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