Das Licht unserer Liebe - Baccara Bd 1591
Betrug und Verrat.
Ein Gedanke ließ ihn nicht los. Müsste sie sich nicht schuldig fühlen? In ihren Augen hatte er nur Schmerz gelesen, tiefen und alles verzehrenden Schmerz. Keine Spur von Schuld oder Scham darüber, dass sie ihn bestohlen hatte. Die Erinnerung an ihren schmerzerfüllten Schrei und wie sie vor ihm zurückgewichen war, stach wie ein Messer in seine Brust.
Yannis bekam Angst. In Marleys Gedächtnis waren anscheinend Dinge begraben, die ihm nicht gefallen würden.
Marley nahm ihre Umgebung nur verschwommen wahr. Jemand hatte ihr eine Spritze verabreicht und sie in ein Auto gebracht. Sie hörte, wie Yannis besorgt auf sie einsprach. Aber sie schottete sich ab.
Als sie wieder erwachte, lag sie in einem Bett. Sie öffnete die Augen und blickte sich um. Zorn flammte in ihr auf.
Das würde er nicht tun. Er konnte unmöglich so grausam sein und sie hierher zurückbringen. In die gemeinsame Wohnung, aus der er sie so brutal vertrieben hatte.
Sie wappnete sich gegen den Schmerz, doch sie fühlte sich seltsam losgelöst von allem. Eine große Leere erfüllte sie, und sie wollte weg von hier.
Erst jetzt bemerkte sie Yannis, der in einem Stuhl neben dem Fenster schlief. Er war in sich zusammengesunken, das Hemd verknittert, das Kinn unrasiert.
Marley wartete auf die Wut, die sie verspüren sollte. Doch wieder fühlte sie nichts außer dem Wunsch zu fliehen.
Sie stieg aus dem Bett. Ihre Kleidung war völlig verknittert. Umziehen kam nicht in Frage, denn sie wollte Yannis auf keinen Fall wecken. Sie konnte ihm nicht in die Augen sehen. Er hatte ihr all diese schrecklichen Dinge vorgeworfen und sie dann einfach den Entführern überlassen!
Bevor sie das Zimmer verließ, zog sie den Verlobungsring vom Finger. Der Stein fühlte sich kalt an. Vorsichtig legte sie den Ring auf den Nachttisch.
Barfuß ging sie zum Fahrstuhl. Ihre Knie wurden weich, als sie noch einmal jene Nacht durchlebte. Mit Yannis’ Anschuldigungen war eine Welt für sie zusammengebrochen. Wie war er darauf gekommen? Diese Frage kreiste ununterbrochen durch ihren Kopf.
In der Lobby blieb sie stehen. Yannis’ Sicherheitsleute waren an der Tür postiert.
Sie machte kehrt und schlich leise zur Hintertür. Doch auch dort stand einer von Yannis’ Männern. Schnell huschte sie durch den Lieferanteneingang und eilte den Flur hinunter, vorbei an der Wäscherei und den beiden Hausmeisterräumen. Ein paar Minuten später öffnete sie eine Tür und lief hinaus in die Morgendämmerung.
Yannis erwachte mit schmerzenden Gliedern. Eigentlich hatte er neben Marley im Bett schlafen wollen, aber sie hatte sich ihm immer wieder entzogen. Schließlich hatte er sie allein gelassen, um sie nicht noch mehr aufzuregen.
Den Ratschlag des Arztes hatte er befolgt und eine Therapeutin angerufen. Sie würde heute Morgen anreisen, um mit Marley zu sprechen.
Sein Blick wanderte zum Bett hinüber. Es war leer. Yannis sprang auf die Füße und rannte zur Tür, als er ein Funkeln auf dem Nachttisch bemerkte. Es war der Verlobungsring. Angst schnürte ihm die Kehle zu. Er lief aus dem Zimmer und rief nach Marley, doch sie war weg.
Yannis sprang in den Aufzug und riss das Handy aus der Tasche. Als sich die Türen im Erdgeschoss öffneten, rannte er los und stieß beinah mit Stavros zusammen.
Er packte ihn am Kragen und zog ihn zu sich heran. „Wo ist sie?“
„Wir haben sie nicht gesehen, Sir. Sie war doch bei Ihnen!“
Er stieß ihn fluchend von sich. „Sie ist weg! Rufen Sie die Männer zusammen, wir müssen sie finden!“
Yannis drehte sich um und sah immer mehr Sicherheitsleute herbeieilen. Stavros befragte jeden einzelnen.
Wo war Marley? In ihrem Zustand konnte sie unmöglich in New York herumirren. Und die Entführer waren noch auf freiem Fuß!
Yannis geriet in Panik. Er wollte gerade aus dem Haus laufen, als Theron hereinkam.
„Yannis, ich wollte gerade zu dir. Wie geht es Marley?“
„Sie ist weg!“, stieß Yannis hervor.
„Weg? Wie konnte das passieren?“
„Ich weiß es nicht!“, rief Yannis verzweifelt. „Sie ist verschwunden. Ich muss sie finden!“
Theron legte eine Hand auf seine Schulter. „Wir finden sie, Yannis.“
„Etwas kommt mir komisch vor“, sagte Yannis hohl. „Ich konnte keinerlei Schuldgefühle in ihren Augen sehen. Nur Verzweiflung, als wäre sie verraten worden! Sie war so aufgewühlt, dass der Arzt ihr eine Beruhigungsspritze geben musste.
Ich konnte mich ihr nicht einmal nähern. Sie ist nicht mehr sie
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