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Das Licht Von Atlantis

Das Licht Von Atlantis

Titel: Das Licht Von Atlantis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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Körper prickelte und ihr Geist sich öffnete, die Macht zu empfangen. Der Gesang und die Bewegungen des Chela wurden sicherer, da die Erinnerung in seinen Geist und seinen Körper zurückflutete. Der Chela beherrschte jetzt die Szene: Seine Stimme war klar und deutlich, seine Gesten gewandt. Hinter der Maske seines Gesichts lebten und brannten die Augen. Durch die Beschwörung der Macht wurden Deoris und Riveda fortgerissen wie zwei Strohhalme in einem wilden, reißenden Strom.
    Blitze zuckten in der Kugel, flammten aus dem Stab, den Riveda hielt. Eine vibrierende, fast sichtbare Energie verband die im Dreieck aufgestellten Körper, stoßweise an-und abschwellend. Blitze flammten über ihnen, Donner zerriss die Luft mit schrecklichem Krachen.
    Rivedas Körper bog sich zurück, starr wie eine Säule, Deoris wurde plötzlich von Entsetzen gepackt. Der Chela wurde offensichtlich gezwungen , diese geheime und heilige Handlung vorzunehmen! Aber zu welchem Zweck? Das war ein Sakrileg, war schwarze Blasphemie! Irgendwie musste dem Einhalt geboten werden, irgendwie musste sie dem ein Ende machen, aber sie war nicht einmal mehr fähig, selbst aufzuhören. Ihre Stimme gehorchte ihr nicht, ihr Körper war wie erstarrt, die gnadenlose Macht riss sie alle mit sich fort.
    Der Gesang wurde immer unerträglicher, dann mündete er langsam in ein einziges langes Wort, ein Wort, das drei vereinigte Stimmen von einer harmlosen Silbengruppierung in den dynamischen Rhythmus einer raumverzerrenden Kraft umformen mussten. Deoris fühlte es auf ihrer Zunge, fühlte es an ihrer Kehle reißen, die Knochen ihres Schädels erschütternd, als wolle es sie in Atome zersprengen...
    Da sprang auf einmal mit Blitzgeschwindigkeit rotglühendes Feuer auf. Weiße Flammenpeitschen schlugen zu, während das unheilbringende Wort weiterdonnerte, immer weiter und weiter... Deoris schrie in blinder Qual, krümmte sich und drohte zu fallen. Riveda eilte zu ihr und wollte sie stützen. Aber der Stab klebte an seinen Fingern und wand sich, als besitze er eigenes Leben und sei mit seinem Fleisch verwachsen. Das Muster war zerstört, doch das Feuer spielte weiter über sie hin, bleich, sengend, unkontrollierbar. Ein mächtiger Zauber war losgelassen worden, der sich nun mit aller Kraft gegen die Blasphemisten wendete.
    Der Chela sank haltlos um, als zwinge ihn ein gewaltiger Druck nach unten. Sein bleiches Gesicht zuckte, seine Knie gaben unter ihm nach - aber dann sprang er vor und packte Deoris. Mit einem gellenden Schrei hieb Riveda abwehrend mit dem Stab nach ihm.
    Reio-ta schlug dem Adepten mit der plötzlichen Kraft eines Wahnsinnigen heftig ins Gesicht, dabei entging er dem flackernden Nimbus des Stabs nur knapp. Riveda fiel halb bewusstlos zurück. Reio-ta aber bewegte sich durch Lichter und Flammen, als seien sie nichts als Spiegelungen. Er entwand Deoris' verkrampften Händen die Kugel, dann drehte er sich um, gab dem taumelnden Riveda schnell noch einen Stoß und riss ihm den Stab weg. Mit einem einzigen langen, klagenden Aufschrei schmetterte er Stab und Kugel zusammen - und warf sie wütend in zwei entgegengesetzte Ecken des Raumes.
    Die Kugel zerbarst. Harmlose kleine Kristallscherben fielen klirrend auf die Steinfliesen. Der Stab gab ein letztes Zischen von sich und wurde dunkel. Die Blitze erstarben.
    Reio-ta richtete sich auf und sah Riveda an. Seine Stimme war leise, wütend - und von klarem Verstand beherrscht. » Du scheußlicher, verdammter schwarzer Zauberer!«
    Die Luft war wieder leer, kalt und grau. Nur ein paar schwache Ozonspuren waren geblieben. Stille war eingekehrt. Man hörte nur das Wimmern von Deoris, die qualvoll unter furchtbaren Schmerzen litt, und das schwere Atmen des Chela. Riveda hatte das Mädchen auf seinen Schoß gebettet, obwohl seine eigenen zitternden, verbrannten Hände kraftlos waren und ihn heftig schmerzten. Das Gesicht des Adepten war knochenweiß, und seine Augen flammten, als seien Blitze in sie eingedrungen.
    »Eines Tages bringe ich dich dafür um, Reio-ta.«
    Der Chela, das dunkle Gesicht gelb vor Schmerz und Zorn, starrte düster auf den Adepten und das bewusstlose Mädchen nieder. Er sprach so leise, dass er kaum zu verstehen war. »Du hast mich bereits getötet, Riveda - und dich selbst auch.«
    Gleich darauf schien Riveda Reio-tas Existenz wieder vergessen zu haben. Deoris stöhnte leise und tastete mit gekrümmten Fingern nach ihrer Brust. Vorsichtig ließ er sie auf den kalten Steinboden nieder, löste

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