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Das Licht von Shambala

Das Licht von Shambala

Titel: Das Licht von Shambala Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Peinkofer
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Abramowitsch hob seine buschigen Brauen. »Meine Liebe, ich fürchte, ich bin nicht in der Lage, Ihnen zu folgen. Sie sprechen in Rätseln.«
    »Tue ich das?« Sarah schüttelte den Kopf. »Dabei sollten Sie es doch am besten verstehen! Schließlich sind Sie selbst dabei gewesen!«
    »Meine Liebe.« Ein Lächeln teilte das schmale Gesicht des Russen, kein Lächeln der Entschuldigung, sondern ein überlegenes Grinsen. »Ich weiß nicht, was Sie mit dieser Vorstellung bezwecken, aber ich darf Ihnen versichern, dass Sie Ihren Zweck verfehlt. Ich bin der Eigner dieses Schiffes, nicht sein Kapitän. Für die Disziplin der Mannschaft bin ich weder zuständig noch fällt sie in meinen Verantwortungsbereich. Wenn einem Ihrer Begleiter gestern Abend also ein Malheur wiederfahren sein sollte, so ist die Schuld dafür ganz gewiss nicht bei mir zu su ...«
    »Ein Malheur?« Nun war es Sarah, die die Brauen hob. »Wovon, bitte, sprechen Sie?«
    »Nun, ich ...« Das Grinsen bröckelte aus Abramowitschs Gesicht. »Ich dachte, wir würden uns über den gestrigen Abend unterhalten. Über das, was geschehen ist ...«
    »Das tue ich durchaus«, versicherte Sarah. »Ich wollte zum Ausdruck bringen, wie sehr ich meinen Gefühlsausbruch gestern bei Tisch bedaure und Sie aufrichtig dafür um Entschuldigung bitten. Mein Argwohn hat mich verleitet, in Ihnen einen Gegner zu sehen anstelle des guten und zuverlässigen Freundes, den wir in Ihnen haben. Dabei hätte ich erkennen müssen, dass Sie nichts weiter als ein patriotischer Landsmann sind - und unser Land zu lieben ist schließlich unser aller Pflicht, nicht wahr?«
    »Das ... ist richtig«, stieß Abramowitsch hervor, der nicht recht zu wissen schien, was er antworten sollte. Die Erkenntnis, dass er blindlings in die Falle getappt war, die Sarah ihm gestellt hatte, sorgte dafür, dass sich zum ersten Mal eine Spur von Unsicherheit an ihm zeigte. Ohne auch nur den geringsten Vorwurf zu erheben, hatte Sarah ihn dazu gebracht, seine Mitwisserschaft am Einbruch in Ammons Quartier zuzugeben.
    »Offenbar haben wir über zwei völlig verschiedene Dinge gesprochen, ohne es zu bemerken«, fuhr sie mit entwaffnendem Lächeln fort, wobei sie ihr Biskuit zurück auf den Teller legte und nach ihrer Serviette griff, um sich damit den Mund zu tupfen. »Und nun entschuldigen Sie uns«, sagte sie dann und erhob sich. »Ich denke, unser Aufenthalt an Bord hat lange genug gedauert. Die Kosten für die Überfahrt haben wir Ihnen bereits im Voraus erstattet, wir bleiben Ihnen also nichts schuldig.« Sie beugte sich über den Tisch und blickte dem Russen direkt in die Augen. »Aber Sie, Herr Abramowitsch, sollten sich in Zukunft gut überlegen, mit wem Sie Geschäfte machen. Ich weiß, dass Sie Ihr Handeln nach Gewinn berechnen und demjenigen zu Gebote stehen, der am besten bezahlt. Aber Sie sollten diese Vorgehensweise gründlich überdenken. Guten Tag.«
    Mit einem knappen Nicken verabschiedete sie sich und ging. Hingis tat es ihr gleich - nicht ohne dem Russen zuvor noch einen Blick zuzuwerfen, der eine Mischung aus Bedauern und Abscheu enthielt.
    Abramowitsch schwieg. Weder erwiderte er den Gruß noch erhob er sich, als seine Gäste die Messe verließen, sondern begnügte sich damit, finster vor sich hin zu starren.
    Sarah war es gleichgültig. Nach den Ereignissen der letzten Nacht war sie nur froh darüber, endlich von Bord gehen zu können, um ihre Suche nach Kamal zu beginnen. Dennoch hatte die Konfrontation mit Viktor Abramowitsch sie mehr erregt, als sie zugeben wollte.
    Man konnte viele Dinge über den Russen mit dem ausgeprägten Geschäftssinn sagen: dass er trotz seiner bürgerlichen Herkunft ein glühender Verehrer des Zaren war und unhaltbare Ansichten die Weltpolitik betreffend vertrat; dass seine Haltung die eines unverbesserlichen Chauvinisten war und seine Ignoranz gegenüber allem Fremden und Unbekannten geradezu Ekel erregend. Aber ganz sicher nicht, dass er zu jener Sorte Mensch gehörte, deren sich die Bruderschaft zu bedienen pflegte. Abramowitsch war kein Wahnsinniger vom Schlage Mortimer Laydons, kein Opportunist wie Horace Cranston, der verräterische Arzt, der Kamal behandelt hatte, und kein Fanatiker wie die Gräfin Czerny. Dennoch hatte er sich als Feind erwiesen, und vielleicht war es gerade das, was Sarah so beunruhigte.
    »Alles in Ordnung?«, erkundigte sich Hingis, der ihre Nervosität bemerkte.
    »Natürlich«, behauptete Sarah, während sie die Treppe zum Bootsdeck

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