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Das Licht von Shambala

Das Licht von Shambala

Titel: Das Licht von Shambala Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Peinkofer
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ihm berichten, was wir herausgefunden haben, und er wird dir neue Anweisungen geben.«
    »Wie erkenne ich ihn, Herr?«, fragte Igor.
    »Er wird dich ansprechen«, gab Abramowitsch zur Antwort. »Er wird dich fragen, ob die Zeit gekommen sei, das Spiel zu Ende zu bringen.«
    »Und wie lautet die Losung?«
    »Du wirst sagen, dass die Zeit gekommen sei - und dass nicht der Löwe, sondern der Bär das Spiel gewinnen wird ...«

3.
     
    R EISETAGEBUCH S ARAH K INCAID
     
    Am frühen Morgen haben wir Sewastopol erreicht.
    Ich gestehe, dass ich erleichtert bin. Die Nacht über habe ich kaum ein Auge zugetan. Zwar habe ich mich nach Ablauf meiner Wachschicht in meine Kabine zurückgezogen, meine Kleider jedoch anbehalten und im Sitzen geschlafen, den Colt Frontier in Griffweite. Friedrich mag recht haben, wenn er mir vorwirft, dass mein Misstrauen zur Besessenheit zu werden droht, aber es hat mir auch manches Mal das Leben gerettet.
    Da bis zur Ausschiffung und der Kontrolle durch die russischen Behörden noch einige Zeit verstreichen wird, hat Viktor Abramowitsch uns zu einem letzten gemeinsamen Frühstück in die Offiziersmesse eingeladen. Obwohl ich eigentlich wenig Lust verspüre, unserem Gastgeber nach den Ereignissen der vergangenen Nacht noch einmal gegenüberzutreten, sehe ich es als letzte Chance an, um zu erfahren, auf wessen Seite der Russe steht.
    Da Abramowitsch ähnlich denken dürfte, verspricht unsere letzte gemeinsame Mahlzeit an Bord ein Spiel mit dem Feuer zu werden ...
     
    H AFEN VON S EWASTOPOL
    A N B ORD DER ›S TRELA ‹
    M ORGEN DES 11. A PRIL 1885
     
    »Schönen guten Morgen, Lady Kincaid! Hatten Sie eine angenehme Nachtruhe?«
    Schon für das wölfische Lächeln, das Abramowitsch ihr schenkte, hätte Sarah den Russen am liebsten geohrfeigt. Für sie bestand nicht der geringste Zweifel, dass er wusste, was letzte Nacht in der Kajüte von el- Hakim geschehen war, mehr noch, dass er selbst die Anweisung dazu gegeben hatte. Und wie ein Verbrecher, den es an den Ort seiner Untat zurückzog, schien er sich noch an dem Schaden weiden zu wollen, den er angerichtet hatte.
    »Danke der Nachfrage«, entgegnete Sarah mit dem zuckersüßesten Lächeln, zu dem sie sich in Anbetracht der Lage befähigt sah. »In der Tat habe ich wunderbar geschlafen. Fast wünschte ich mir, meine Koje auf meiner weiteren Reise mit mir nehmen zu können.«
    »Und Sie, mein guter Friedrich?«, erkundigte sich der Russe.
    »Genau wie Sarah sagte«, bestätigte Hingis, wobei seine Brille leicht beschlug. »Man bedauert es direkt, schon von Bord gehen zu müssen.«
    »Das freut mich«, entgegnete Abramowitsch mit einem Gesicht, das seine Worte Lügen strafte. »Aber so ist es nun einmal. Auch die kurzweiligste Reise geht irgendwann zu Ende.«
    Sarah hatte am Frühstückstisch Platz genommen, sodass sich nun auch die beiden Männer setzten. Terzow und seine Offiziere waren nicht zugegen; zum einen mussten die Zollformalitäten geklärt, zum anderen musste das Löschen der Fracht überwacht werden. Sarah hätte interessiert, wie dabei mit jenen Kisten verfahren wurde, die in Varna an Bord gebracht worden waren, aber sie konnte Abramowitsch ja schlecht danach fragen.
    »Allerdings hat es eine Weile gedauert, bis ich einschlafen konnte«, gab Sarah zu, während der Diener Kaffee und Gebäck auftrug.
    »Tatsächlich?« Abramowitsch gab sich ahnungslos, aber in seinen Augen blitzte es erwartungsvoll.
    »In der Tat. Denn ich musste immerzu an das denken, was sich gestern Abend an Bord dieses Schiffes abgespielt hat.«
    »Und das wäre?«
    »Vertrauen wurde missbraucht«, erklärte Sarah, während sie nach einem Biskuit griff und eine Ecke davon abbiss. »Grenzen wurden überschritten, die nicht hätten überschritten werden dürfen.«
    »Um Himmels willen!« Der Russe zerknitterte sein Gesicht in gespieltem Bedauern. »Das klingt fürchterlich! Was ist geschehen?«
    »Sehr einfach«, entgegnete Sarah offen, »ich musste die Erfahrung machen, dass Argwohn ein schlechter Ratgeber ist - und dass ich mich offenbar in einigen Menschen geirrt habe. Unter anderem auch in Ihnen, Herr Abramowitsch.«
    »In mir?« Abramowitsch legte die Handflächen auf seine Brust. »Verehrte Lady Kincaid, was könnte ich dazu beigetragen haben?«
    »Es war das, was Sie sagten«, antwortete Sarah und schaute ihm dabei unverwandt in die Augen. »Wie Sie über den Zaren sprachen und über Ihr Land. Da hätte ich es erkennen müssen.«
    »Es erkennen müssen?«

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