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Das Licht zwischen den Meeren: Roman (German Edition)

Das Licht zwischen den Meeren: Roman (German Edition)

Titel: Das Licht zwischen den Meeren: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M. L. Stedman
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rasende Wut eines wilden Tiers, dem man sein Junges geraubt hat. Morgen würde die Polizei sie vernehmen. Als die Sterne am sich erhellenden Himmel verblassten, war es ihr gelungen, sich einzureden, dass Tom es verdient hatte, für seine Tat zu büßen. Und er selbst hatte ihr die Folterwerkzeuge in die Hand gedrückt.

Kapitel 26
    Das Polizeirevier in Point Partageuse bestand, wie so viele Gebäude in der Stadt, aus einheimischen Steinen und Holz aus dem umliegenden Wald. Im Sommer war es ein Backofen und im Winter ein Eisschrank, was an Tagen mit extremer Witterung zur Lockerung der vorgeschriebenen Dienstkleidung führte. Bei starkem Regen standen die Zellen unter Wasser, und die Decke sackte ein. Einmal war sie sogar eingestürzt und hatte einen Gefangenen unter sich begraben. Allerdings war man in Perth zu geizig, um das Geld für eine gründliche Renovierung zur Verfügung zu stellen, weshalb das Bauwerk stets ein wenig angeschlagen und eher bandagiert als geheilt wirkte.
    Septimus Potts saß an einem Tisch neben der Theke und trug das wenige, was er über seinen Schwiegersohn wusste, in ein Formular ein. Er konnte Franks vollen Namen und sein Geburtsdatum angeben – sie hatten auf der Rechnung für den Grabstein gestanden. Doch was seinen Geburtsort und die Namen seiner Eltern anging … »Nun, ich denke, wir können mit Sicherheit davon ausgehen, dass er Eltern hatte, junger Mann. Also bleiben wir doch beim Wesentlichen«, empörte er sich und wies Constable Garstone so mit einer in jahrelangen geschäftlichen Verhandlungen geschulten Taktik in seine Schranken. Der Constable musste zugeben, dass die Daten für das Aufnehmen der vorläufigen Anzeige gegen Tom genügen würden. Der Tag des Verschwindens war auch leicht festzustellen – der Heldengedenktag im Jahr 1926. Doch Franks Todestag?
    »Das müssen Sie wohl Mr. Sherbourne fragen«, sagte Potts gerade ungehalten, als Bill Graysmark das Revier betrat.
    Septimus drehte sich um, und die beiden Männer starrten einander finster an wie zwei alte Bullen. »Ich hole Sergeant Knuckey«, stammelte der Constable und sprang so hastig auf, dass sein Stuhl umkippte. Er klopfte heftig an die Tür des Sergeants und kehrte kurz darauf zurück, um Bill zu rufen, der an Potts vorbei in Knuckeys Büro stürmte.
    »Vernon!«, herrschte er den Sergeant an, sobald die Tür sich hinter ihm geschlossen hatte. »Ich verstehe zwar nicht, was da los ist, aber ich verlange, dass meine Enkelin sofort zu ihrer Mutter zurückgebracht wird. Sie einfach zu verschleppen! Das Kind ist noch nicht einmal vier Jahre alt, verdammt.« Er wies in den vorderen Teil des Reviers. »Was den Roennfeldts zugestoßen ist, war eine Tragödie. Doch Septimus Potts kann mir nicht einfach als Ersatz für seinen Verlust die Enkeltochter wegnehmen.«
    »Bill«, erwiderte der Sergeant. »Mir ist klar, wie schwer es für Sie ist …«
    »Das ist Ihnen also klar. Da lachen ja die Hühner! Was auch immer geschehen sein mag, die Sache ist offenbar völlig aus dem Ruder gelaufen. Und vermutlich nur auf das Wort einer Frau hin, die schon seit Jahren nicht mehr alle Tassen im Schrank hat.«
    »Trinken Sie einen Schluck Brandy …«
    »Ich will keinen Schluck Brandy, sondern dass Sie endlich Vernunft annehmen, wenn das hier nicht zu viel verlangt ist. Seit wann stecken Sie Männer wegen der unbewiesenen Behauptungen einer … Geisteskranken … ins Gefängnis?«
    Knuckey setzte sich an seinen Schreibtisch und rollte den Stift zwischen den Fingerspitzen. »Falls Sie Hannah Roennfeldt meinen, die hat nichts gegen Tom gesagt. Bluey Smart hat die Lawine losgetreten – er hat die Rassel identifiziert.« Er hielt inne. »Isabel hat bis jetzt kein Wort von sich gegeben. Sie schweigt eisern.« Er betrachtete den Bleistift. »Und das ist doch seltsam, wenn es sich nur um eine Verwechslung handelt, finden Sie nicht?«
    »Nun, es ist nur allzu verständlich, dass sie unter Schock steht, nachdem man ihr das Kind entrissen hat.«
    Knuckey blickte auf. »Dann beantworten Sie mir eine Frage, Bill: Warum streitet Sherbourne es dann nicht ab?«
    »Weil er ..« Die Worte waren heraus, ehe ihm klar wurde, was der Polizist da gesagt hatte. »Was soll das heißen, er streitet es nicht ab?«
    »Auf Janus hat er uns erzählt, das Baby sei in einer Jolle angeschwemmt worden. An Bord sei auch ein Toter gewesen. Er habe darauf bestanden, das Kind zu behalten. Da auch eine Strickjacke gefunden worden sei, habe er angenommen, die

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