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Das Licht zwischen den Meeren: Roman (German Edition)

Das Licht zwischen den Meeren: Roman (German Edition)

Titel: Das Licht zwischen den Meeren: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M. L. Stedman
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zusammen, als er die Worte hörte.
    »Paragraf 343, Strafgesetzbuch. Sieben Jahre Zwangsarbeit.« Der Anwalt schürzte die Lippen und nickte. »Sie haben den Vorteil, Mr. Sherbourne, dass das Gesetz sich auf die üblichen Fälle bezieht. Gesetze werden gemacht, um das abzudecken, was meistens geschieht. Deshalb behandelt Paragraf 343 …«, er griff zu einem eselsohrigen Gesetzbuch und las daraus vor, »Personen, die beabsichtigen, Eltern ihr Kind durch Gewalt oder Betrug zu entziehen oder das Kind durch Verlockung oder Freiheitsberaubung …«
    »Also?«, fragte Tom.
    »Tja, damit werden die Sie nie drankriegen. Zu Ihrem Glück verlassen Babys ihre Mutter in den seltensten Fällen, wenn sie nicht jemand mitnimmt. Und außerdem machen Sie sich normalerweise nicht auf den Weg zu kaum besiedelten Inseln. Verstehen Sie? Man kann Ihnen die wichtigsten Merkmale dieser Straftat nicht anlasten. Sie haben das Baby nicht seiner Freiheit beraubt, denn im rein juristischen Sinne hätte es jederzeit gehen können. Außerdem haben Sie es eindeutig nicht verlockt. Und die Absicht, den Eltern das Kind zu entziehen, kann Ihnen auch niemand nachweisen, weil Sie der ehrlichen Auffassung waren, dass diese tot sind. Also denke ich, dass wir Sie in diesem Anklagepunkt rauspauken können. Außerdem sind Sie ein Kriegsheld und wurden mit einem Orden ausgezeichnet. Die meisten Richter werden bei einem Mann, der für sein Land sein Leben riskiert hat und nie mit dem Gesetz in Konflikt geraten ist, ein Auge zudrücken.«
    Tom war sichtlich erleichtert, doch die Miene seines Anwalts veränderte sich, als er fortfuhr. »Allerdings sind Lügner in Richterkreisen ziemlich unbeliebt, Mr. Sherbourne. Sogar so sehr, dass die Strafe für Meineid bei sieben Jahren Zwangsarbeit liegt. Und wenn besagter Lügner die Bestrafung des wahren Übeltäters vereitelt, ist das Behinderung der Justiz, was noch einmal sieben Jahre bedeutet. Verstehen Sie, was ich meine?«
    Tom musterte ihn.
    »Der Gesetzgeber sieht es gern, wenn die tatsächlichen Schuldigen büßen müssen. In dieser Hinsicht sind Richter ein wenig eigen.« Er stand auf, ging zum Fenster und betrachtete die Bäume auf der anderen Seite der Gitterstäbe. »Wenn ich hingegen in einen Gerichtssaal treten und eine Geschichte von einer bedauernswerten Frau erzählen würde. Einer Frau, die wegen des Verlusts ihres tot geborenen Babys vor Trauer außer sich und eine Weile nicht ganz bei Verstand war und deshalb richtig und falsch nicht unterscheiden konnte. Und wenn ich dann hinzufügen würde, ihr Mann sei ein anständiger Kerl, der immer seine Pflicht getan habe, aber nur dieses eine Mal seiner Frau habe helfen wollen, sodass sein Herz über den gesunden Menschenverstand gesiegt habe, weshalb er nicht anders konnte als mitzumachen … Nun, das könnte ich einem Richter verkaufen. Und auch den Geschworenen. Das Gericht hat die Möglichkeit des Gnadenvorbehalts, also das Recht, auch eine geringere Strafe zu verhängen. Ebenfalls für die Ehefrau. Im Moment kann ich allerdings nur einen Mann vorweisen, der laut eigenem Geständnis nicht nur ein Lügner, sondern auch noch gewalttätig ist. Einen Mann, der angeblich Angst hat, dass die Leute an seiner Manneskraft zweifeln könnten, und der deshalb beschließt, ein kleines Baby zu behalten und seine Frau zum Schweigen zu zwingen.«
    Tom richtete sich auf. »Ich habe alles gesagt, was es zu sagen gibt.«
    Fitzgerald fuhr fort. »Nun, wenn Sie ein Mann sind, dem so etwas tatsächlich zuzutrauen ist, dann sind Sie in den Augen der Polizei vielleicht auch einer, der bereit wäre, noch einen Schritt weiter zu gehen, um seinen Willen durchzusetzen. Falls Sie zu den Männern gehören, die sich alles nehmen, einfach weil sie niemand daran hindert, und sogar ihre Frau unter Druck setzen, sind Sie womöglich sogar in der Lage, dafür jemanden umzubringen. Schließlich wissen wir alle, dass Sie im Krieg häufig getötet haben.« Er hielt inne. »Das könnte man Ihnen unterstellen.«
    »Niemand hat mich dessen beschuldigt.«
    »Bis jetzt. Aber wie ich gehört habe, brennt der Kollege aus Albany geradezu darauf, Sie in die Finger zu kriegen. Ich hatte schon öfter das Vergnügen, und ich kann Ihnen versichern, dass er ein richtiger Mistkerl ist.«
    Tom holte tief Luft und schüttelte den Kopf.
    »Und er ist sehr begeistert, dass Ihre Frau Ihre Geschichte, Sie hätten Roennefeldt tot aufgefunden, nicht bestätigt.« Er zwirbelte das rote Band, das die Akte

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