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Das Licht zwischen den Meeren: Roman (German Edition)

Das Licht zwischen den Meeren: Roman (German Edition)

Titel: Das Licht zwischen den Meeren: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M. L. Stedman
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behaupten können, Frank Roennfeldt sei gar nicht in dem Boot gewesen. Von selbst wären Sie gar nicht auf den Gedanken gekommen. Ich habe die Wahrheit gesagt, weil seine Frau erfahren sollte, was geschehen ist, und weil er ein ordentliches Begräbnis verdient hat.«
    »Vielleicht haben Sie ja auch nur die halbe Wahrheit gesagt, um ihr Gewissen zu erleichtern, ohne zu hart bestraft zu werden.«
    »Dann frage ich Sie, was logischer klingt.«
    Der Sergeant bedachte ihn mit einem eiskalten Blick. »Da steht, dass bei Ihrer kleinen Eskapade mit dem Maschinengewehr sieben Männer dran glauben mussten. Für mich sieht das aus wie das Werk eines Gewalttäters. Eines skrupellosen Mörders. Ihre Heldentaten könnten Ihnen das Genick brechen«, fügte er hinzu, während er seine Unterlagen einsammelte. »Es ist schwierig, ein Held zu sein, wenn man am Galgen baumelt.« Er klappte die Akte zu und wies Harry Garstone an, den Gefangenen zurück in die Zelle zu bringen.

Kapitel 31
    Seit dem Zwischenfall bei Mouchemore verlässt Hannah das Haus kaum noch, und Grace hat sich zurückentwickelt. Trotz aller Bemühungen ihrer Mutter wird sie immer verschlossener.
    »Ich will nach Hause. Ich will zu meiner Mama«, wimmert sie.
    » Ich bin deine Mummy, Grace, Liebling. Ich weiß, wie verwirrend es für dich sein muss.« Sie berührt das kleine Mädchen mit dem Finger am Kinn. »Ich liebe dich seit dem Tag deiner Geburt und habe so lange darauf gewartet, dass du nach Hause kommst. Eines Tages wirst du es verstehen, das verspreche ich dir.«
    »Ich will zu meinem Dadda!«, ruft das Kind und stößt den Finger weg.
    »Daddy kann nicht bei uns sein. Aber er hat dich sehr lieb gehabt. Sehr lieb.« Sie stellt sich Frank mit dem Baby in den Armen vor. Dann starrt das kleine Mädchen Hannah manchmal verwundert, manchmal zornig und manchmal schicksalsergeben an.
    Eine Woche später grübelte Gwen auf dem Nachhauseweg von der Schneiderin über die Situation nach. Sie machte sich Sorgen um ihre Nichte: Es konnte doch nicht richtig sein, ein Kind so leiden zu lassen. Gwen hielt es nicht mehr aus, untätig zuzusehen.
    Als sie die Stelle erreichte, wo der Park in den Busch überging, bemerkte sie eine Frau, die auf einer Bank saß und ins Leere blickte. Zuerst fiel ihr das hübsche blaue Kleid auf, und erst im zweiten Moment wurde ihr klar, dass sie Isabel Sherbourne vor sich hatte. Sie eilte weiter. Allerdings bestand keine Gefahr, dass Isabel sie erkannte, denn sie war wie in Trance. Auch am folgenden Tag und am übernächsten beobachtete Gwen sie auf derselben Bank und im selben benommenen Zustand.
    Es war schwer zu sagen, ob sie den Einfall schon vor der Szene gehabt hatte, zu der es gekommen war, weil Grace alle Seiten aus ihrem Märchenbuch gerissen hatte. Hannah hatte sie ausgeschimpft und dann unter Tränen die Einzelteile des ersten Buchs eingesammelt, das Frank seiner Tochter geschenkt hatte – Grimms Märchen auf Deutsch, wunderhübsch mit Aquarellen illustriert. »Was hast du nur mit Daddys Buch gemacht? Oh, Liebling, wie konntest du?« Anstelle einer Antwort flüchtete das Mädchen sich unters Bett und rollte sich außer Reichweite zu einer Kugel zusammen.
    »Ich habe nur noch so wenige Erinnerungsstücke von Frank …« Schluchzend betrachtete Hannah die zerrissenen Seiten in ihren Händen.
    »Ich weiß, Hanny, ich weiß. Aber Grace weiß es nicht. Sie hat es nicht mit Absicht getan.« Gwen legte ihr die Hand auf die Schulter. »Ich mache dir einen Vorschlag. Du legst dich ein bisschen hin, und ich gehe mit ihr spazieren.«
    »Sie muss sich an ihr Zuhause gewöhnen.«
    »Wir besuchen nur Dad. Er wird sich freuen, und die frische Luft wird ihr guttun.«
    »Besser nicht. Ich will nicht …«
    »Komm, Hanny, du kannst wirklich ein wenig Ruhe gebrauchen.«
    Hannah seufzte auf. »Meinetwegen. Aber nur zu Dad und wieder zurück. Keine Umwege.«
    Als sie auf der Straße waren, gab Gwen ihrer Nichte eine Süßigkeit. »Du magst doch sicher einen Lutscher, oder, Lucy?«
    »Ja«, antwortete das Kind und neigte den Kopf zur Seite, als es seinen Namen hörte.
    »Wenn du brav bist, besuchen wir jetzt Opa.«
    Das Mädchen blinzelte, als der Mann mit den großen Pferden und den hohen Bäumen erwähnt wurde. Den Lutscher im Mund trottete sie neben Gwen her. Sie lächelte zwar nicht, doch Gwen war schon damit zufrieden, dass sie zumindest weder weinte noch schrie.
    Eigentlich hätten sie gar nicht am Park vorbeilaufen müssen. Der Weg vorbei am

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