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Das Liebesleben der Hyäne

Das Liebesleben der Hyäne

Titel: Das Liebesleben der Hyäne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Bukowski
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sehen konnte. Ich trank ein Glas Grapefruitsaft und zog mich an. Nun gab es nichts mehr zu tun als nach Hause zu fahren. Die Post würde inzwischen da sein. Vielleicht hatte mir jemand geschrieben. Ich vergewisserte mich, daß alle Türen richtig zu waren, dann stieg ich in den VW und fuhr zurück nach Los Angeles.
    Unterwegs fiel mir Sara ein, das dritte Girl, das ich bei meiner Lesung im ›Lancer‹ kennengelernt hatte. Der Zettel mit ihrer Telefonnummer steckte in meiner Brieftasche. Als ich zu Hause war, setzte ich mich zu einem Morgenschiß aufs Klo, dann rief ich sie an.
    »Hallo? Hier ist Chinaski, Henry Chinaski …«
    »Ja, ich weiß schon.«
    »Was machst du so? Ich dachte mir, ich könnte mal zu dir rausfahren und dich besuchen.«
    »Ich muß heute in mein Restaurant. Wie wär’s, wenn du dort hinkommst?«
    »Das ist ein vegetarischer Laden, nicht?«
    »Ja. Ich mach dir einen guten gesunden Sandwich.«
    »Ja?«
    »Ich schließe um 4. Vielleicht kannst du es so einrichten, daß du kurz vorher da bist?«
    »All right. Und wie komme ich hin?«
    »Hol dir was zum Schreiben, dann erklär ich dir den Weg.«
    Ich schrieb es mir auf. »Ich bin so gegen halb 4 da«, sagte ich.
    Kurz vor halb 3 fuhr ich los. Irgendwo auf dem Freeway wurden ihre Erklärungen konfus. Oder ich wurde konfus. Ich hatte eine starke Abneigung gegen Freeways und Erklärungen. Ich nahm die nächste Ausfahrt und stellte fest, daß ich in Lakewood war. An einer Tankstelle hielt ich und rief Sara an.
    »Drop On Inn«, meldete sie sich.
    »Shit!« sagte ich.
    »Was hast du denn? Warum bist du so verärgert?«
    »Ich bin in Lakewood! Du hast mir den Weg ganz falsch erklärt!«
    »Lakewood? Augenblick.«
    »Ich fahr zurück. Ich brauch einen Drink.«
    »Also komm schon. Ich möchte dich sehen! Sag mir, auf welcher Straße in Lakewood du bist und wie die nächste Querstraße heißt.«
    Ich ließ den Hörer hängen, ging raus und sah nach. Ich gab ihr die Information durch. Sie gab mir neue Anweisungen.
    »Es ist ganz leicht«, sagte sie. »Und jetzt versprich mir, daß du auch kommst.«
    »Also gut.«
    »Und wenn du dich wieder verfährst, ruf mich an.«
    »Du mußt entschuldigen, ich hab keinerlei Ortssinn. Ich hab mich schon so oft verfahren, daß ich Alpträume davon hatte. Ich glaube, ich gehöre auf einen anderen Planeten.«
    »Schon gut. Fahr jetzt einfach so, wie ich dir gesagt habe.«
    Ich stieg wieder ins Auto, und diesmal ging es ganz leicht. Bald war ich auf dem Pacific Coast Highway und spähte nach der Ausfahrt, die sie mir angegeben hatte. Ich fand sie. Es ging jetzt durch ein vornehmes Einkaufsviertel dicht am Meer. Ich fuhr langsamer, und schließlich sah ich es: ›Drop On Inn‹. Ein großes handgemaltes Schild. Am Fenster klebten Fotos und kleine Karten. Oh Gott, ein astreines Vegetarier-Lokal. Ich wollte da nicht rein. Ich fuhr einmal um den Block und wieder langsam am ›Drop On Inn‹ vorbei. Dann bog ich zweimal rechts ab, sah eine Kneipe, ›Crab Haven‹, parkte davor und ging hinein.
    Es war viertel vor 4. Nirgends mehr ein Platz frei. Ich stellte mich an den Tresen und bestellte mir einen Wodka-Seven. Dann ging ich mit meinem Drink nach hinten zum Telefon und rief Sara an. »Okay, ich bin’s. Henry. Ich bin hier.«
    »Ich hab dich zweimal vorbeifahren sehen. Warum so schüchtern? Wo bist du denn jetzt?«
    »Im ›Crab Haven‹. Mit einem Drink in der Hand. Ich komm dann gleich.«
    »All right. Trink nicht zuviel.«
    Ich trank aus und ließ mir noch einen geben. Inzwischen war eine Nische freigeworden. Ich setzte mich. Mir war gar nicht mehr nach einem Besuch bei ihr zumute. Ich konnte mich kaum noch erinnern, wie sie aussah.
    Ich trank mein Glas aus und fuhr wieder zu ihrem Lokal. Ich stellte den Wagen ab, drückte die Fliegengitter-Tür auf und ging hinein. Sie sah mir entgegen. »Hi, Henry!« sagte sie. »Augenblick noch. Ich bin gleich fertig.« Sie richtete gerade etwas an. Vier oder fünf Typen waren da. Zwei saßen auf einer Couch, die anderen auf dem Boden. Sie waren alle Mitte Zwanzig, trugen Tennishosen, sahen alle gleich aus und hockten da herum. Dann und wann schlug einer die Beine übereinander oder räusperte sich. Sara war schlank, sah ziemlich gut aus und hatte flinke Bewegungen. Klasse. Ihr Haar war rotblond. Es gefiel mir sehr.
    »Ich kümmer mich gleich um dich«, rief sie.
    »All right.«
    An der einen Wand gab es ein Bücherregal. Drei oder vier von meinen Büchern standen darin. Ich entdeckte eine

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