Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Liebesleben der Hyäne

Das Liebesleben der Hyäne

Titel: Das Liebesleben der Hyäne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Bukowski
Vom Netzwerk:
verwandelt hatte. Sie stelzten herum, ignorierten und beleidigten die Kundschaft. Die weiblichen Angestellten waren tranig und schwergewichtig, trugen weite schlotternde Blusen und liefen mit gesenktem Kopf herum, als müßten sie sich für etwas schämen. Und die Kundschaft bestand aus grauen verhutzelten Figuren, die sich die Beleidigungen bieten ließen und wiederkamen, um sich noch mehr bieten zu lassen.
    Die Verkäufer sahen mich an, verkniffen sich ihren Scheiß und durften dafür noch einen Tag älter werden. Als erstes kaufte ich für Sara ein Konzentrat, das aus dem Hirn von Bienen gewonnen wird, dann noch ein Paar Eßstäbchen, Meersalz, zwei organische Granatäpfel, zwei andere Äpfel (ebenfalls organisch) und Sonnenblumenkerne. Das ganze kam in einen Weidenkorb. Das Bienenkonzentrat war natürlich die Hauptsache, und es kostete mich eine schöne Stange. Sara hatte oft davon gesprochen, wie gerne sie welches hätte, doch sie hatte gesagt, sie könne es sich nicht leisten.
    Mit diesem Geschenkkorb fuhr ich also zu Sara. Ich hatte auch etliche Flaschen Wein erstanden, doch eine hatte ich bereits beim Rasieren geleert. Ich rasierte mich selten, aber zu Saras Geburtstag und zu Ehren der Kriegsveteranen hatte ich mir die Mühe gemacht. Sie war eine gute Frau. Ihre Ansichten gefielen mir, und seltsamerweise konnte man auch ihre sexuelle Enthaltsamkeit durchaus verstehen. Sie war eben überzeugt, sie müsse es aufsparen für einen guten Mann. Nicht daß ich unbedingt so einer war, aber ihre offensichtliche Klasse würde sich auf jeden Fall sehr gut ergänzen mit der meinen, wenn ich einmal zu Geld und Ruhm gekommen war und wir in Paris am Tisch eines Straßencafes saßen … Sie war liebenswert, sie war gescheit auf eine unaufdringliche Art, und vor allem hatte sie diese Haarfarbe mit ihrer irren Mischung aus Rot und Goldblond. Fast schien es mir, als hätte ich nach einer solchen Haarfarbe schon seit Jahrzehnten gesucht. Vielleicht auch noch länger …
    Auf dem Pacific Coast Highway hatte ich plötzlich ein trockenes Gefühl in der Kehle. Ich hielt vor der nächsten Kneipe, ging rein und ließ mir einen doppelten Wodka-Seven geben. Ich machte mir Gedanken wegen Sara. Keinen Sex ohne Heirat, sagte sie. Und ich war mir sicher, daß es ihr ernst damit war. Sie hatte eindeutig eine enthaltsame Art an sich. Aber zugleich konnte ich mir auch vorstellen, daß sie auf mancherlei Art und Weise doch auf ihre Kosten kam und ich wohl kaum der erste war, der sich an ihren Mösenhaaren den Schwanz wundscheuern ließ. Ich vermutete, daß sie genauso ratlos und durcheinander war wie alle anderen. Wie ich auf so etwas eingehen konnte, war mir ein Rätsel. Ich legte es nicht einmal besonders darauf an, sie nach und nach weichzumachen. Ihr Keuschheitsfimmel ging mir gegen den Strich, aber ich mochte sie trotzdem. Vielleicht wurde ich allmählich bequem. Vielleicht hatte ich allmählich genug von Sex. Vielleicht wurde ich jetzt endgültig alt. Happy birthday, Sara.
    Ich fuhr an ihrem Bungalow vor und trug meinen Korb voll gesunder Kost hinein. Sie war in der Küche. Ich setzte mich mit Korb plus Weinflaschen ins Wohnzimmer.
    »Ich bin hier, Sara!«
    Sie kam heraus. Ron war nicht da, aber sie hatte seine Stereo-Anlage auf Hochtouren laufen. Ich hatte einen Haß auf Stereo-Anlagen. Wenn man in einem heruntergekommenen Viertel wohnte, bekam man jedes Geräusch aus der Nachbarschaft mit, sogar wenn sie fickten, doch das Widerwärtigste war, daß man sich stundenlang und auf höchster Lautstärke ihre Musik anhören mußte, die wie ein endloser Schwall von Kotze über einen hereinbrach. Und zu allem Überfluß ließen sie gewöhnlich ihre Fenster offen, weil sie sich einbildeten, man höre diesen Krach genauso gern wie sie.
    Sara hatte etwas von Judy Garland auf dem Plattenteller. Ich mochte Judy Garland durchaus, vor allem ihren Auftritt in der New Yorker Metropolitan Opera. Doch jetzt kam sie mir plötzlich sehr schrill vor, wie sie da ihr sentimentales Zeug herausbrüllte.
    »Um Gotteswillen, Sara, stell das leiser!«
    Das tat sie, aber nicht viel. Sie entkorkte eine der Weinflaschen, und dann saßen wir uns am Tisch gegenüber. Meine Stimmung war nicht mehr die beste.
    Sara packte den Korb aus, entdeckte das Bienensekret und war begeistert. Sie schraubte den Deckel ab und probierte es. »Da steckt wirklich Kraft drin«, sagte sie. »Das ist die Essenz … Willst du auch mal probieren?«
    »Nein, danke.«
    »Ich mach uns ein

Weitere Kostenlose Bücher