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Das Liebesleben der Hyäne

Das Liebesleben der Hyäne

Titel: Das Liebesleben der Hyäne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Bukowski
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Essen.«
    »Gut. Aber eigentlich sollte ich dich ausführen.«
    »Ich hab es schon auf dem Herd.«
    »Naja, dann …«
    »Ich hab nur keine Butter mehr da. Ich müßte schnell los und mir welche besorgen. Ich brauch auch noch Salatgurken und Tomaten. Für morgen, für mein Restaurant.«
    »Laß mich das machen. Du hast heute Geburtstag.«
    »Willst du nicht doch mal das Bienensekret versuchen?«
    »Nein danke, schon gut.«
    »Du kannst dir nicht vorstellen, wie viele Bienen dran glauben mußten, bis dieses Glas hier voll war.«
    »Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag. Ich hol jetzt die Butter und die anderen Sachen.«
    Ich trank noch ein Glas Wein, dann stieg ich in den VW und fuhr zu einem Lebensmittelgeschäft. Die Tomaten und Gurken sahen alt und verhutzelt aus, also nahm ich nur Butter mit und fuhr weiter durch die Gegend, bis ich einen größeren Laden fand. Dort besorgte ich das Gemüse und fuhr wieder zu Sara zurück. Als ich bei ihr die Einfahrt hochkam, hörte ich es schon – sie hatte die Stereo-Anlage wieder auf höchster Lautstärke. Je näher ich der Haustür kam, desto übler wurde mir. Meine strapazierten Nerven machten nicht mehr mit. Ich ging ins Haus, nur mit der Butter in der Hand. Den Rest hatte ich in einer Einkaufstüte neben dem Wagen stehenlassen. Es war nicht auszumachen, was für eine Platte sie diesmal laufen hatte. Es war so laut, daß man keinen Ton vom anderen unterscheiden konnte.
    Sara kam aus der Küche.
    »VERDAMMTE SCHEISSE!« schrie ich.
    »Was ist denn?« fragte sie.
    »DU HAST DAS SCHEISSDING ZU LAUT! MERKST DU DAS DENN NICHT?«
    »Was?«
    »MlR FALLEN DIE OHREN ZU!«
    »Was?«
    »ICH GEHE!«
    »Nein!«
    Ich drehte mich um, trat die Tür mit dem Fliegengitter auf und ging hinaus zu meinem VW. Dort sah ich die Einkaufstüte mit den Tomaten und den Gurken stehen. Ich hob sie auf und ging damit zurück. Sara kam mir entgegen. Ich schob ihr die Tüte hin. »Da.« Dann machte ich auf dem Absatz kehrt und ging in Richtung Wagen.
    »Du mieser elender Knochen!« schrie sie und warf mir die Tüte nach. Das Ding traf mich mitten in den Rücken. Sie drehte sich um und rannte ins Haus. Ich sah auf die Tomaten und Gurken herunter, die über die halbe Einfahrt verstreut lagen. Für einen Augenblick dachte ich daran, sie wieder aufzusammeln. Dann ließ ich es sein, setzte mich ins Auto und fuhr weg.

93
    Die Lesung in Vancouver kam zustande. $ 500 plus Flug und Spesen. Der Veranstalter, Bart McIntosh, hatte irgendwelche Sorgen wegen des Grenzübertritts. Er sagte, ich solle nur bis Seattle fliegen, er werde mich dort mit dem Wagen abholen, und dann würden wir gemeinsam über die Grenze fahren. Nach der Lesung sollte ich von Vancouver direkt nach L. A. zurückfliegen. Ich verstand nicht, was das sollte, aber ich sagte ihm, es sei mir recht.
    Und dann war ich also mal wieder in der Luft, mit den Vertretern und Geschäftsleuten, und mit einem doppelten Wodka-Seven in der Hand. In meiner kleinen Reisetasche hatte ich Unterwäsche und Socken und einige Hemden zum Wechseln, drei oder vier Gedichtbände, ungefähr ein Dutzend neue Gedichte, frisch aus der Schreibmaschine, plus Zahncreme und Zahnbürste. Es war lächerlich, eine solche Reise zu machen, nur um irgendwo Gedichte zu lesen und sich dafür bezahlen zu lassen. Es verdroß mich, und ich kam nie darüber hinweg, wie dämlich das ganze doch war. Da plagte man sich wie ein Maultier mit niederen sinnlosen Jobs ab, bis man fünfzig war, um dann plötzlich als Handlungsreisender in Sachen Kultur durch die Gegend zu jetten, mit einem Drink in der Hand.
    McIntosh erwartete mich in Seattle, und wir fuhren in seinem Wagen los. Es wurde eine angenehme Fahrt, denn keiner von uns sagte viel. Daß die Lesung einen privaten Veranstalter hatte, war nach den College-Lesungen eine angenehme Abwechslung. Die Universitäten waren verklemmt, sie hatten Angst vor Dichtern aus der Gosse, doch andererseits waren sie auch zu neugierig, um sich einen entgehen zu lassen.
    An der Grenze standen wir in einer Schlange von hundert Wagen, und die Sache zog sich sehr in die Länge. Die Grenzer ließen sich nicht aus der Ruhe bringen. Ab und zu mußte ein alter Schlitten rechts rausfahren, doch gewöhnlich stellten sie nur ein oder zwei Fragen und winkten die Leute durch. Ich konnte wirklich nicht verstehen, warum McIntosh vor dieser Prozedur einen solchen Bammel hatte.
    »Mann«, sagte er, »wir haben es geschafft!«
    Nach Vancouver war es nun nicht mehr weit. McIntosh

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