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Das Liebesleben der Hyäne

Das Liebesleben der Hyäne

Titel: Das Liebesleben der Hyäne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Bukowski
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parkte vor dem Hotel. Es sah gut aus. Direkt am Wasser. Wir ließen uns den Schlüssel geben und sahen uns das Zimmer an. Sehr angenehm. Ein Kühlschrank stand darin, und irgendeine gute Seele hatte ihn mit Bierflaschen gefüllt.
    »Greif zu«, sagte ich zu Bart.
    Wir setzten uns und tranken.
    »Letztes Jahr hatten wir Creeley hier«, sagte er.
    »Soso.«
    »Es ist ein unabhängiges Art Center, eine Kooperative. Sie haben eine Menge Mitglieder, die Beitrag zahlen und so. Deine Show ist bereits ausverkauft. Silvers meinte, er hätte noch viel mehr rausholen können, wenn er die Eintrittspreise erhöht hätte.«
    »Wer ist Silvers?«
    »Einer von den Direktoren. Myron Silvers.«
    Wir kamen jetzt zum langweiligen Teil.
    »Ich kann dich rumfahren und dir die Stadt zeigen.«
    »Laß nur. Ich kann zu Fuß gehn.«
    »Oder wie wär’s, wenn ich dich zum Essen einlade?«
    »Nur einen Sandwich. Ich hab nicht viel Hunger.«
    »Hauptsache, ich kriege ihn erst mal hier raus«, dachte ich. »Nach dem Essen werde ich ihn dann schon los.«
    Nicht daß er mir unsympathisch war. Aber ich hatte nun mal kein Interesse an Männern. Wir fuhren drei oder vier Blocks und gingen in ein Lokal. Vancouver war eine sehr saubere Stadt, und die Leute hatten nicht diese harten Gesichter, die man von Großstadtmenschen kennt. Das Lokal gefiel mir, doch als ich auf die Speisekarte sah, mußte ich feststellen, daß die Preise hier ungefähr 40 Prozent höher waren als in meiner Gegend in L. A. Ich ließ mir einen Roastbeef-Sandwich und ein Bier bringen.
    Es war ein gutes Gefühl, aus den USA heraus zu sein. Der Unterschied war wirklich auffallend. Die Frauen sahen besser aus, alles schien ruhiger zu sein, weniger verlogen. Ich aß meinen Sandwich auf und ließ mich von McIntosh zum Hotel zurückfahren. Dort ließ ich ihn im Wagen sitzen und nahm den Fahrstuhl nach oben. Ich duschte, stellte mich nackt ans Fenster und sah auf den Hafen hinunter. Morgen abend würde alles wieder vorbei sein. Schade drum. Ich würde ihr Geld in der Tasche haben, doch um die Mittagszeit hatte ich wieder im Flugzeug zu sitzen. Ich trank noch drei oder vier Flaschen Bier, dann legte ich mich ins Bett und schlief.
    Sie holten mich so frühzeitig ab, daß wir schon eine Stunde vor Beginn der Lesung dort waren. Ein junger Folksänger war auf der Bühne. Alles redete und lachte durcheinander, Flaschen klirrten, ein trinkfestes Publikum, ganz nach meinem Geschmack. McIntosh ging mit mir hinter die Bühne, und wir tranken einiges mit Silvers und ein paar anderen.
    »Sie sind seit langer Zeit der erste männliche Dichter, den wir hier haben«, sagte Silvers.
    »Wie meinen Sie das?«
    »Ich meine, wir hatten die ganze Zeit nur Schwule da, deshalb ist das mal eine nette Abwechslung.«
    »Ach so.«
    Ich gab ihnen was für ihr Geld. Am Ende der Lesung war ich betrunken, und sie waren es auch. Zwischendurch schrien wir uns ein bißchen an und wurden ausfällig, doch größtenteils war es ganz gut. Ich hatte mein Honorar schon vor der Lesung bekommen, und das hatte meinen Vortrag einigermaßen beflügelt.
    Anschließend gab es irgendwo in einem großen Haus eine Party. Nach einer Stunde oder so saß ich zwischen zwei Frauen. Die eine war eine Blondine – ein Gesicht wie aus Elfenbein geschnitzt, märchenhafte Augen und ein ebensolcher Körper. Sie hatte ihren Boyfriend dabei.
    »Chinaski«, sagte sie nach einer Weile, »ich geh mit dir.«
    »Moment mal«, sagte ich, »du hast doch deinen Freund dabei.«
    »Ach Scheiße, der zählt nicht. Ich geh mit dir.«
    Ich sah den Boy an. Er hatte Tränen in den Augen. Er zitterte. Der arme Kerl war in sie verliebt. Die andere, die bei mir saß, hatte dunkles Haar, eine nicht weniger gute Figur, aber ihr Gesicht war nicht so attraktiv.
    »Geh mit mir«, sagte sie jetzt.
    »Wie bitte?«
    »Ich sagte, nimm mich mit.«
    »Augenblick.«
    Ich drehte mich zu der Blondine um. »Schau her«, sagte ich »du siehst fabelhaft aus, aber ich kann dich nicht mitnehmen. Ich will deinen Boyfriend nicht vor den Kopf stoßen.«
    »Ich pfeif auf den Blödmann. Er stinkt mir.«
    Die Dunkelhaarige zog mich jetzt am Ärmel. »Entweder du nimmst mich jetzt gleich mit, oder ich gehe.«
    »All right«, sagte ich. »Gehn wir.«
    Ich fand McIntosh. Er sah nicht sehr beschäftigt aus. Wahrscheinlich hielt er nichts von Parties.
    »Komm, Mac, fahr uns zum Hotel.«
    Er fuhr uns hin. Dann saß ich mit der Dunkelhaarigen im Zimmer. Wir nahmen uns das Bier aus dem Kühlschrank

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