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Das Liebesleben der Hyäne

Das Liebesleben der Hyäne

Titel: Das Liebesleben der Hyäne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Bukowski
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Zuchthäusler, der inzwischen eine Drogensucht am Hals hatte (er schluckte vorwiegend Codein-Tabletten).
    Jetzt, Jahre später, hatte sich Keesing einen Lehrauftrag an der Universität ergattert. Zwischen seinen Haftstrafen wegen Drogenbesitzes hatte er es irgendwie fertig gebracht, ein Studium zu absolvieren. Ich gab ihm zu bedenken, daß ein solcher Job seine Gefahren hatte für einen, der schreiben wollte. Aber immerhin brachte er seinen Studenten eine Menge Chinaski bei.
    Keesing und seine Frau Cecelia holten mich am Flughafen ab. Ich hatte mein bißchen Gepäck in der Hand. Wir konnten also gleich nach draußen zum Wagen gehen.
    »Mein Gott«, sagte Keesing, »ich hab noch nie einen aus dem Flugzeug steigen sehen, der so aussah wie du.«
    Ich hatte den Mantel meines verstorbenen Vaters an. Der Mantel war mir viel zu groß. Meine Hosenaufschläge schleiften am Boden, doch das war ganz gut, denn ich hatte zwei verschiedene Socken an den Füßen und die Absätze meiner Schuhe waren schiefgelatscht. Ich haßte es, zum Friseur zu gehen, deshalb schnitt ich mir die Haare selbst, wenn ich nicht gerade eine Frau dazu bringen konnte, es zu tun. Ich rasierte mich auch nicht gern, und um nicht mit einem langen Vollbart herumlaufen zu müssen, stutzte ich mir das Ding alle zwei oder drei Wochen mit der Schere. Meine Augen waren schlecht, aber ich hatte etwas gegen Brillen und setzte mir nur zum Lesen eine auf. Ich hatte noch meine eigenen Zähne, wenn auch nicht mehr alle. Mein Gesicht und vor allem die Nase waren rot von der Trinkerei, und meine Augen vertrugen kein helles Licht, weshalb ich sie ständig zu schmalen Schlitzen zusammenkniff. Ich wäre in keinem Pennerviertel der Welt aufgefallen.
    Wir fuhren los.
    »Du bist ganz anders, als wir’s uns vorgestellt hatten«, sagte Cecelia.
    »So?«
    »Ja. Du hast so eine leise Stimme. Und du scheinst ein umgänglicher Mensch zu sein. Bill hat gedacht, du kletterst fluchend und besoffen aus dem Flugzeug und langst den Frauen unter den Rock …«
    »Ich mach aus meiner Vulgarität keine Show. Ich laß sie nur raus, wenn sich’s gerade zwanglos ergibt.«
    »Deine Lesung ist morgen abend«, sagte Bill.
    »Gut, dann machen wir uns heute einen gemütlichen Abend und vergessen alles.«
    Keesing erwies sich an diesem Abend als ebenso interessant wie in seinen Briefen und Gedichten. Er war so vernünftig, das Thema Literatur weitgehend auszuklammern, so daß wir von anderen Dingen reden konnten. Mit den meisten Dichtern, auch wenn mir ihre Briefe und Gedichte gefielen, hatte ich nicht viel Glück, wenn ich sie schließlich leibhaftig zu sehen bekam. Douglas Fazzick hatte ich einmal getroffen, und das Ergebnis war alles andere als bezaubernd gewesen. Am besten, man ging den Kollegen aus dem Weg und machte einfach seine Arbeit – oder auch nicht.
    Cecelia zog sich bald zurück. Sie mußte am nächsten Morgen früh zur Arbeit.
    »Sie läßt sich von mir scheiden«, erzählte mir Bill. »Ich mach ihr keinen Vorwurf. Sie hat es satt mit meinen Drogen und meiner Kotzerei und allem. Sie hat es jahrelang mitgemacht. Jetzt kann sie es nicht mehr länger verkraften. Ich kann ihr im Bett nicht mehr viel bieten. Sie hat sich einen jungen Kerl geangelt. Ich kann’s ihr nicht verdenken. Ich bin ausgezogen und hab mir ein eigenes Zimmer genommen. Du kannst bei mir übernachten, oder ich geh zu mir und du bleibst hier, oder wir bleiben alle beide hier – mir ist es egal.«
    Keesing schüttelte einige Tabletten aus einem Fläschchen und warf sie ein.
    »Laß uns hierbleiben«, sagte ich.
    »Du trinkst da wirklich einiges zusammen.«
    »Gibt ja sonst nichts zu tun.«
    »Du mußt einen gußeisernen Magen haben.«
    »Nicht mal so sehr. Er ist mir schon einmal durchgebrochen. Aber wenn das wieder zusammenwächst, hält es besser als jede Schweißnaht. Sagt man jedenfalls.«
    »Was meinst du, wie lange du es noch machst?«
    »Mein Plan sieht vor, daß ich im Jahr 2000 sterbe. Dann bin ich 80.«
    »Komisch«, sagte Keesing, »in dem Jahr werde ich auch sterben. Es ist mir in einem Traum gekommen. Ich hab sogar den Tag und die Stunde geträumt. Jedenfalls, es wird das Jahr 2000 sein.«
    »Es ist eine schöne runde Zahl. Sagt mir irgendwie zu.«
    Wir tranken noch ein oder zwei Stunden weiter, dann gingen wir zu Bett. Ich bekam das zweite Schlafzimmer. Keesing schlief auf der Couch. Cecelia wollte ihn anscheinend wirklich loswerden.
    Am nächsten Morgen war ich um halb elf auf den Beinen. Es waren noch

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