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Das Liebesleben der Hyäne

Das Liebesleben der Hyäne

Titel: Das Liebesleben der Hyäne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Bukowski
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Stück brach ab. Jetzt machte es sich bezahlt, daß ich so lange in Fabriken geschuftet, Güterwaggons entladen, Kisten voll tiefgefrorenem Fisch gestemmt und Rinderhälften auf meinen Schultern geschleppt hatte. Für einen faulen Menschen war ich schon immer recht kräftig gewesen. Ich riß diesen Stuhl in Fetzen, zerrte das Ding aus dem Wagen, schlug es auf dem Parkplatz vollends entzwei. Dann sammelte ich die Stücke auf und stapelte sie auf den Rasen des Hauses nebenan.
    Ich stieg in den VW, fuhr zurück und fand in der Nähe meiner Bude eine Parklücke. Jetzt mußte ich mir nur noch an der Santa Fé Avenue einen Schrottplatz suchen, wo ich eine Windschutzscheibe erstehen konnte. Aber das hatte Zeit. Ich ging rein, machte mir zwei Glas Wasser mit Eiswürfeln drin, trank sie aus und legte mich wieder schlafen.

71
    Es vergingen vier oder fünf Tage, dann kam aus heiterem Himmel ein Anruf von Tammie.
    »Was willst du?« fragte ich.
    »Hör zu, Hank, du kennst doch diese kleine Brücke, über die man kommt, wenn man zur Wohnung von meiner Mutter fährt, nicht?«
    »Ja.«
    »Naja, und direkt daneben machen sie einen Flohmarkt. Ich war dort und hab diese Schreibmaschine da gesehen. Sie kostet nur 20 Dollar und ist noch gut in Schuß. Bitte kauf sie mir, Hank.«
    »Was willst du denn mit einer Schreibmaschine?«
    »Naja, ich hab dir nie was davon erzählt, aber ich wollte es eigentlich schon immer mal mit Schreiben versuchen.«
    »Tammie …«
    »Bitte, Hank, nur noch dieses eine Mal. Tu mir den Gefallen, und ich bin dein Freund fürs Leben.«
    »Nein.«
    »Hank …«
    »Ach Scheiße. Also gut, meinetwegen.«
    »Ich treff dich dann an der Brücke, in einer Viertelstunde. Wir müssen uns beeilen, sonst ist das Ding weg. Ich hab ein neues Apartment gefunden, und Filbert und mein Bruder helfen mir beim Umzug …«
    Tammie war nicht an der Brücke, weder in fünfzehn Minuten noch in fünfundzwanzig. Ich stieg wieder in den VW und fuhr zur Wohnung ihrer Mutter. Filbert lud gerade einige der Kartons in Tammies Wagen. Er sah mich nicht. Ich parkte einen halben Block entfernt.
    Tammie kam aus dem Haus und sah meinen VW. Filbert stieg jetzt in sein Auto. Er fuhr auch einen VW, einen gelben. Tammie winkte ihm zu und rief: »Bis später!«
    Dann kam sie die Straße herunter, auf mich zu. Als sie bis auf wenige Schritte heran war, legte sie sich plötzlich mitten auf die Straße, platt auf den Rücken. Ich wartete ab. Schließlich stand sie auf, kam her und stieg ein.
    Ich machte wortlos den Gang rein und fuhr los. Filbert saß immer noch in seinem Auto. Ich winkte ihm zu, als wir an ihm vorbeifuhren. Er winkte nicht zurück. Er sah sehr geknickt drein. Und das war erst der Anfang für ihn …
    »Weißt du«, sagte Tammie, »ich bin jetzt mit Filbert zusammen.«
    Ich mußte unwillkürlich lachen. Es platzte einfach aus mir heraus.
    »Wir müssen uns beeilen«, sagte sie. »Sonst ist die Schreibmaschine weg.«
    »Warum läßt du dir das Scheißding nicht von Filbert kaufen?«
    »Hör mal, wenn du nicht willst, dann brauchst du bloß anhalten und mich aussteigen lassen!«
    Ich hielt an und machte ihr die Tür auf.
    »Also hör mal, du Scheißtyp, du hast mir versprochen, daß du mir die Maschine kaufst! Wenn du jetzt einen Rückzieher machst, dann fang ich an zu schreien und schlag dir sämtliche Fenster ein!«
    »Schon gut. Du kriegst das Ding.«
    Wir fuhren hin. Die Schreibmaschine war noch da.
    »Dieser Apparat hat sein ganzes Leben in einer Irrenanstalt verbracht«, erzählte uns die Lady.
    »Dann kommt er jetzt genau in die richtigen Hände«, sagte ich und zeigte mit dem Daumen auf Tammie.
    Ich gab der Dame einen Zwanziger, und wir fuhren zurück. Filbert war verschwunden.
    »Willst du nicht eine Weile reinkommen?« fragte Tammie.
    »Nein, ich muß wieder los.«
    Sie griff sich die Maschine und stieg aus. Zum Reintragen brauchte sie meine Hilfe nicht. Es war eine Reiseschreibmaschine.

72
    Während der nächsten Woche trank ich Tag und Nacht und schrieb 25 oder 30 düstere Gedichte, die von enttäuschter Liebe handelten. Dann kam der Freitag, und gegen Abend schrillte das Telefon. Es war Mercedes.
    »Ich hab geheiratet«, sagte sie. »Little Jack. Du hast ihn auf der Party nach deiner Lesung in Venice kennengelernt. Er ist ein netter Typ, und er hat Geld. Wir ziehen raus ins San Fernando Valley.«
    »All right, Mercedes. Ich drück dir die Daumen.«
    »Aber weißt du, ich vermisse die Abende, wo ich mit dir getrunken und

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