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Das Liebesleben der Hyäne

Das Liebesleben der Hyäne

Titel: Das Liebesleben der Hyäne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Bukowski
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wohnen, Cecelia.«
    »Vielen Dank.«
    Sie gab mir ihre Ankunftszeit durch. Ich putzte das Klo, schrubbte die Badewanne sauber und wechselte meine Bettbezüge.
    Cecelia kam bereits morgens um zehn an, was für mich einigermaßen schwer zu bewerkstelligen war. Doch sie sah gut aus, auch wenn sie ein bißchen dicklich geraten war. Sie hatte einen rosigen Teint, der durch energisches Schrubben und viel frische Luft entsteht, und sie entsprach so ganz dem gesunden kräftigen Typ, den man aus dem Mittelwesten kennt. Männer warfen ihr Blicke zu. Sie hatte so eine Art, ihren drallen Hintern zu bewegen – es verriet Entschlossenheit und wirkte zugleich sexy und ein bißchen ominös.
    Wir gingen in die Bar, um die Wartezeit zu überbrücken, bis ihr Koffer kam. Cecelia trank keinen Alkohol. Sie ließ sich ein Glas Orangensaft bringen.
    »Ach, ich finde Flughäfen einfach toll! Und all die Leute, die man da sieht! Du nicht auch?«
    »Nein.«
    »Die Fluggäste scheinen alle so interessante Menschen zu sein.«
    »Sie haben bloß mehr Geld als die Leute, die mit der Bahn oder mit dem Bus fahren.«
    »Wir sind über den Grand Canyon geflogen.«
    »Ja, der liegt auf dem Weg.«
    »Diese Kellnerinnen hier haben so kurze Röcke an! Schau doch, man kann ihre Höschen sehen!«
    »Das bringt gute Trinkgelder. Sie wohnen alle in Eigentumswohnungen und fahren englische Sportwagen.«
    »Im Flugzeug waren alle so nett! Der Mann neben mir wollte mich sogar zu einem Drink einladen.«
    »Komm, wir sehn mal nach deinem Koffer.«
    »Dwight hat mich angerufen und hat mir gesagt, daß du ihm das Vorwort zu Bills Gedichtband geschickt hast. Er hat mir ein paar Stellen vorgelesen. Es war wunderschön. Ich möchte dir dafür danken.«
    »Vergiß es. Bist du sicher, daß du keinen Drink willst?«
    »Ich trinke selten. Vielleicht später.«
    »Was hast du am liebsten? Ich kann es dir holen, wenn wir zu mir nach Hause kommen. Ich möchte, daß du dich wohlfühlst.«
    »Ich bin ganz sicher, daß Bill jetzt auf uns beide runtersieht und glücklich ist.«
    »Glaubst du?«
    »Ja.«
    Wir holten ihren Koffer und gingen nach draußen auf den Parkplatz.

78
    Es gelang mir an diesem Abend, Cecelia zu zwei oder drei Drinks zu überreden. Sie vergaß sich und schlug die Beine so nachlässig übereinander, daß ich ihre kernigen Oberschenkel sehen konnte. Dauerhaft. Eine Kuh von einer Frau. Titten wie eine Kuh, und Augen wie eine Kuh. Sie konnte allerhand bewältigen. Keesing hatte einen guten Blick gehabt.
    Sie war dagegen, daß man Tiere schlachtete, und sie aß kein Fleisch. Wahrscheinlich konnte sie gut darauf verzichten, weil sie auf andere Art zu fleischlichen Genüssen kam, und zwar nicht zu knapp. Sie sah überall nur Schönheit, die ganze Welt sei voll davon, erzählte sie mir, und wir brauchten nur die Hand danach auszustrecken.
    »Da hast du völlig recht, Cecelia«, sagte ich. »Hier, trink noch ein Glas.«
    »Davon bekomm ich einen Schwips.«
    »Na und? Was ist schon dabei?«
    Sie schlug wieder die Beine übereinander, und ihre Schenkel blitzten auf. Bis ganz rauf.
    Bill, dachte ich, du hast jetzt eh nichts mehr davon. Du warst ein guter Dichter, aber Teufel nochmal, du hast mehr hinterlassen als deine Gedichte. Und deine Gedichte hatten nie solche Schenkel und Hüften.
    Cecelia ließ sich noch einen Drink geben, doch dann war für sie Schluß. Ich trank weiter.
    Wo kamen all diese Frauen nur her? Es gab immer mehr, und keine glich der anderen. Jede hatte etwas Unverwechselbares. Ihre Muschis waren verschieden, ihre Küsse waren verschieden, ihre Brüste waren verschieden, doch kein Mann konnte sich die ganze Vielfalt zu Gemüte führen, es waren einfach zu viele, und alle schlugen die Beine übereinander und machten einen wahnsinnig. Das reinste Schlaraffenland.
    »Ich will an den Strand. Fährst du mit mir an den Strand, Hank?«
    »Heute abend noch?«
    »Nein, nicht heute abend. Irgendwann halt, eh ich wieder gehe.«
    »Na gut.«
    Dann sprach sie davon, wie schlimm man sich an den Indianern vergangen hatte. Und dann erzählte sie mir, daß sie auch schrieb, aber nie etwas an Zeitschriften schickte, nur so für sich, in ein Notizbuch. Bill hatte sie dazu ermutigt und ihr bei einigen Sachen geholfen. Sie hatte Bill bei seinem Studium geholfen. Der Bildungsfonds für Kriegsveteranen hatte ihm natürlich auch dabei geholfen. Und immer diese Codein-Tabletten. Sie hatte ihn nie anders als süchtig gekannt. Sie hatte ihm immer wieder gedroht, sie werde ihn

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