Das Liebesleben der Hyäne
gebracht.«
»Komm, wir ficken, Cecelia.«
»Hank, jetzt machst du wieder eins von deinen Spielchen.«
»Du bist ein dralles kleines Ding. Laß mich ran. Es wird bestimmt gut.«
»Du bist betrunken, Hank.«
»Hast recht. Vergiß es.«
75
An diesem Abend gab ich mal wieder eine schlechte Vorstellung, aber das machte mir nichts aus, und dem Publikum war es auch so recht. Wenn John Cage $ 1000 dafür einstreichen konnte, daß er auf der Bühne einen Apfel aß, dann konnte ich mir getrost $ 500 plus Flugkosten für einen Flop geben lassen.
Nach der Lesung war wieder alles wie sonst. Die zierlichen College-Studentinnen kamen mit ihren jungen heißen Körpern und ihren leuchtenden Augen zu mir auf die Bühne und wollten einige meiner Bücher signiert haben. Ich hätte gern einmal fünf von ihnen in einer einzigen Nacht geschwängert, um auch diese Erfahrung zu machen und mein hechelndes Verlangen nach ihnen für immer los zu sein.
Ein paar Professoren kamen zu mir hoch und grinsten mich an, weil ich mich in meinem Suff so dämlich aufgeführt hatte. Das hatte offenbar ihr Selbstvertrauen gestärkt, und sie rechneten sich jetzt wieder eine gute Chance an der Schreibmaschine aus.
Ich nahm mein Honorar in Empfang und ging. Anschließend sollte es bei Cecelia noch ein geselliges Beisammensein geben, nur für geladene Gäste. Mein Deal schloß immer die stillschweigende Vereinbarung ein: Je mehr Girls, desto besser. Doch ich wußte schon, daß ich im Haus von Cecelia so gut wie keine Aussichten hatte. Und in der Tat – als ich am nächsten Morgen wach wurde, lag ich allein im Bett.
Bill war an diesem Morgen wieder suchtkrank. Um ein Uhr mittags hatte er wieder eine Stunde Unterricht zu geben, und ehe er sich auf den Weg machte, sagte er:
»Cecelia wird dich dann an den Flughafen fahren. Ich muß jetzt los. Keine großen Abschiedsszenen.«
»Is gut.«
Er schwang seinen Rucksack um und bugsierte sein Fahrrad aus der Tür.
76
Ich war ungefähr anderthalb Wochen wieder in L. A., als eines Abends ein Anruf von Cecelia kam. Sie schluchzte.
»Hank«, sagte sie, »Bill ist tot. Du bist der erste, den ich anrufe.«
»Ach Gott, Cecelia. Ich weiß nicht, was ich sagen soll.«
»Ich bin so froh, daß du uns noch besucht hast. Als du wieder fort warst, hat Bill nur noch von dir gesprochen. Du kannst dir nicht vorstellen, wieviel ihm dein Besuch bedeutet hat.«
»Was ist denn passiert?«
»Er hat sich plötzlich sehr schlecht gefühlt. Wir haben ihn ins Krankenhaus gebracht, und zwei Stunden später war er tot. Ich weiß, es wird jetzt heißen, er sei an einer Überdosis gestorben, aber das war es nicht. Ich wollte mich von ihm scheiden lassen, aber ich hab ihn immer noch geliebt.«
»Ich glaub dir’s.«
»Ich will dir hier nicht die Ohren vollheulen.«
»Laß nur. Bill hätte das verstanden. Ich weiß nur nicht, was ich sagen soll, um dir’s leichter zu machen. Ich bin wie vor den Kopf geschlagen. Paß auf, ich ruf dich später zurück, um zu sehn, wie es dir geht.«
»Würdest du das tun?«
»Natürlich.«
Das ist das Problem mit dem Trinken, dachte ich, während ich mir etwas einschenkte. Wenn etwas Schlimmes passiert, trinkt man, um es zu vergessen. Wenn etwas Gutes passiert, trinkt man, um zu feiern. Und wenn nichts los ist, trinkt man, damit was passiert.
Nun, hier war etwas Schlimmes passiert. So krank und unglücklich er auch war – Bill hatte einfach nicht ausgesehen wie jemand, der gleich sterben würde. Sicher, es gab viele solche Tode, doch wenn einer unerwartet starb und dazu auch noch ein außergewöhnlicher und liebenswerter Mensch war, dann traf es einen sehr hart. Egal, wie viele sonst noch starben. Gute und Schlechte. Oder solche, von denen man es nicht wußte. Ich rief Cecelia in dieser Nacht zurück, am nächsten Abend wieder, dann noch einmal, und dann hörte ich damit auf.
77
Einen Monat später schrieb mir R. A. Dwight vom Verlag Dogbite Press und bat mich um ein Vorwort zu Keesings Ausgewählten Gedichten. Dank seines Todes sollte Keesing jetzt endlich auch außerhalb Australiens ein bißchen Anerkennung finden.
Dann rief mich Cecelia an. »Hank, ich muß nach San Francisco zu R. A. Dwight. Ich hab ein paar Fotos von Bill und einige unveröffentlichte Sachen. Ich will sie mit Dwight durchsehen, und wir wollen uns überlegen, was wir in das Buch reinnehmen. Aber vorher will ich für ein oder zwei Tage nach L. A. kommen. Kannst du mich am Flughafen abholen?«
»Klar. Du kannst bei mir
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