Das Liebesspiel
würde er die Luft liebkosen. An der Ecke bei den Sissons bog er nach rechts ab und sie schauten bei seiner Mutter Cora vorbei, auf eine Tasse Kaffee und ein Pläuschchen.
Und nachdem die Erde im Frühjahr aufgetaut war und der Pflug sie umgewälzt hatte, nahm er Jane mit, um auf den Feldern nach Pfeilspitzen zu suchen – sie hielt sich hinter ihm, folgte seinem Schatten, während er durch die Furchen schritt, die späte Sonne auf dem Rücken, den Kopf gebeugt, die Augen über den Boden huschend, bis er ein Stück Quarz fand – genau die Form, nach der er suchte. Mit den Fingern wischte er die Erde ab, säuberte den Fund im Mund, sodass er ihm klar über die Lippen kam, wie eine Sprache. Er reichte seiner Tochter den Quarz und ging weiter.
»Es tut mir leid«, sagte er einmal, am letzten Samstag, als er zu spät kam, viel zu spät. Da war es schon tiefer Herbst, die Dahlien im Garten ihrer Mutter waren schnell hochgeschossen und erblühten ganz plötzlich, so wie Dahlien es tun, und in der Nacht zuvor hatte es ein wenig geregnet, eine leichte Nässe lag noch über allem, die Blätter des Ahorns wie poliert, der verhedderte weiße Rest eines Spinnennetzes um die unteren Astgabeln geschlungen. Jane hatte an ihrem Fenster in der Stube gewartet und auf die Straße geschaut. Beim Warten beobachtete sie das Licht – wie es am Morgen heraufkam, vertraulich die äußeren Umrisse der Dinge streifte, sie berührte, als schwöre es: Ich werde nicht weitergehen, doch am Mittag brach es seinen Schwur, bohrte sich tief in das Herz des Schattens.
»Es tut mir leid«, sagte er, als er schließlich doch kam. Mehr nicht. Es war nach vier Uhr, ihre Mutter wollte sie fast nicht mehr gehen lassen, doch Jane bettelte und bekam einen Wutanfall und so brachen sie doch noch auf, auch wenn Jane wusste, dass es zu spät war, um ein großes Abenteuer zu erleben, zu spät, um in eine grüne Waldesstille zu wandern und sich dort zu verlieren. Es war zu spät, um noch groß etwas zu unternehmen, irgendwohin zu fahren, außer runter an den East Beach, an den Häusern vorbei, zum Ende der Straße in der Kurve.
Dort hielten sie an, sie und ihr Vater Luce, ganz hinten am Ende des Strandes.
Es war 1957 , ein Tag im Oktober.
»Es tut mir leid.« Das hatte er gesagt, mehr als einmal, es tut mir leid. Zu spät, um etwas anderes zu tun, als zusammen im Buick zu sitzen und zuzusehen, wie die Wellen in der Dämmerung hereinrollten, über ihnen der Mond. Wie eine runde Tür im Himmel, dachte sie, und fast voll. Ein Loch, das sich in das Abendlicht ihrer Welt bohrte. Ihr Vater nahm einen langen Zug von seiner Zigarette und der Rauch umhüllte sein schönes, zerfurchtes Gesicht, ein Schwaden wie Nebel in einem Winkel unter der Windschutzscheibe gefangen. Jane betrachtete seine Hände, seine Fingerspitzen, die auf das Lenkrad klopften, schnell klopfte er mit den Fingern, bemerkte es aber offenbar nicht. Er erzählte ihr, wie er früher immer herkam, an diesen Strand, um mit seinem Vater Eisfisch zu fangen, als er noch ein Junge war, ungefähr in ihrem Alter. Sie kamen immer mit dem Fuhrwerk runter, mit Spießen, einer Laterne und einem Eimer, direkt nach dem ersten richtigen Frost, wenn der Wittling zum Laichen hereinkam. Sie gingen in einer richtig dunklen Nacht, wenn der Mond die Fische nicht erschreckte, nur er und sein Vater, wateten mit einer Laterne durch das seichte Wasser, und die Fische kamen, angezogen vom Licht, und schlugen um sich, wild gemacht vom Licht. Dann hob eine Welle sie an, spülte sie an Land, und sie strandeten: weiß, mit Sand überzogen, peitschende Flossen. Er und sein Vater spießten sie auf, einen nach dem anderen, schoben sie von den Zangen in den Eimer, bis er voll war, und wenn sie nach Hause kamen, wälzte seine Mutter die Fische in Maismehl, briet sie aus, die Haut klebte auf dem Pfannenboden, das Fleisch leicht gebräunt, und seine jüngere Schwester und er aßen sie mit den Fingern.
»Sie kommen nur bei klarem Frost«, erklärte er, »verschwinden beim ersten Anzeichen von Schnee. Ein leichtes Schneegestöber reicht schon aus und sie sind weg. Vielleicht Anfang nächsten Monats, wenn es richtig kalt wird, nehm ich dich mal abends mit.« Während er sprach, fiel glühender Tabak von seiner Zigarette, wo sie nicht fest gerollt war, und hinterließ winzige Löcher in seinem dunklen Hemd, Löcher, durch die seine Haut glühte wie Sterne.
Sie konnte sich in seinen Geschichten vergessen. Egal ob sie zu einer Welt
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