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Das Liebesspiel

Das Liebesspiel

Titel: Das Liebesspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dawn C Tripp
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sprechen kann – Pards ist noch schlimmer und er weiß sowieso alles, auch wenn Huck gar nichts sagt. So ist das schon immer zwischen ihnen gewesen – wie viele Jahre jetzt? –, dass man keinen Mucks von sich geben muss und doch alles gesagt ist.
    »Ich stehe früh auf«, sagt Pard nun. »Geh runter zum Laden, bevor der aufmacht, mal sehen, was der Brotmann in der Kiste gelassen hat, nehm mir eine Pastete mit.«
    »Hört sich gut an.«
    Pard hat den Thunfisch aufgegessen, er leckt die Dose aus.
    »Mann, stinkt der Kram«, sagt Huck.
    Pard lacht und wirft die Büchse vom Speicher hinunter. Klappernd schlägt sie auf. Er schlüpft unter eine Decke auf der anderen Seite der Matratze. So ist es, wenn die beiden in derselben Nacht hier landen, jeder nimmt sich eine Decke, wählt eine Seite. Keiner will kuscheln, bloß nicht allein sein.
    Sie quatschen noch ein bisschen, über das Stockhockeyspiel am Nachmittag im zugefrorenen Sumpf – und was Eejit für eine Ratte ist, Huck so zu schlagen, dass er jetzt diese Schramme am Kopf hat.
    Draußen ist die Nacht still, der Fluss gefroren, ein summendes Nichts, das sich unter dem Schnee regt.
    Er erwacht beim ersten Licht, geblendet von einem Weiß, das ihn einhüllt, einem blassen Leuchten, das von der Pferdedecke emporstrahlt, und zuerst glaubt er, er sei in der Nacht gestorben, dies sei der Himmel, in dem er erwacht sei, der Speicher um ihn herum seltsam erleuchtet, seine Wimpern leicht vereist, als hätte er im Schlaf Tränen vergossen. Huck reibt sich die Augen, um das Eis zu entfernen, zermahlt es zu kaltem Staub, blinzelt es fort, und dann sieht er, dass eine feine Schneeschicht durch einen Spalt unter dem Dach hereingeweht ist. Sie bedeckt ihn, bedeckt Pard, der noch schläft, zur Hälfte unter der anderen Decke. Die Sonne geht auf, fällt schräg durch die schmale Öffnung, glitzernder Raureif überzieht das Holz, und jedes Eiskristall reflektiert, entzündet ein sanftes Feuer, alle Farben erwachen in diesem Weiß: Blau, Rot, ein feierliches bernsteingelbes Glühen, noch mehr Schnee schwebt herunter. Es ist alles so unwirklich, so ein Furz von Zufall und doch so hell, so schnell, so atemlos schön, und er ist von diesem vergänglichen, erlesenen Wunder umgeben, als sei alles gesegnet. Verziehen. Als ob das ginge.
    Der Frühling kommt schnell in diesem Jahr, kommt einfach um die Ecke – wumm, ist er da. Nur noch dünne Knochen von Schnee in den Rillen und Furchen.
    Es war ein süßer, sanfter Tag Anfang April, alles barst aus dem winterlichen Vergessen ins Grüne, Kätzchen an den Salweiden, warme Sonne. Sie waren in der Schule – und wollten dort nicht sein –, alle vier in der Klasse E, zusammen in der Verliererreihe am Fenster, das gerade weit genug geöffnet war, um sie spüren zu lassen, welch himmlischen Sonnenschein sie verpassten. Pard war zum zweiten Mal in dieser Klasse, er kaute auf seinem Tabak, und einmal, als er ausspucken musste, öffnete er sein Wörterbuch, diesen Türstopper aus silbrigen Seiten, machte ein lautes Pfft hinein und schlug das Ding zu, das Geräusch so laut und heftig wie ein Gewehrschuss, und die Frau Lehrerin wirbelte herum, ihre mausgrauen Locken wirbelten mit ihr, der Lippenstift zu grellrosa für so eine Unscheinbare. Ein strenger Blick zu jedem von ihnen, um herauszubekommen, wer es gewesen war – sie wusste, es war einer von den vieren –, dann drehte sie sich wieder zur Tafel um und fuhr fort, ihre Nichtigkeiten anzuschreiben. Da begannen sie zu zappeln, herumzurutschen und zu kichern, und sie merkten, wie die Lehrerin erstarrte, doch sie drehte sich nicht noch einmal um, entschlossen, sich von ihnen nicht ein zweites Mal verladen zu lassen. Sie fuhr einfach fort mit ihrem Krickeldikrackel, Kreide auf der Tafel, und die vier schlüpften aus dem Fenster in den herrlichen, freien Tag, einer nach dem anderen.
    Den Rest des Vormittags verbrachten sie mit Forellenfangen am Bach, dann gingen sie am Nachmittag zu Robbie, um im Gartenbunker rumzuhängen, den sein Vater gebaut hatte, keiner von der Sorte, die aus Schrott zusammengebastelt waren, sondern ein echter – Beton, fünfunddreißig Zentimeter dicke Wände, eine doppelte Luftschleusentür, die er von der Marinebasis drüben in Newport bekommen hatte, eine Handpumpe mit einem Holzkohlefilter, um die Luft zu reinigen. Dort gab es Schlafsäcke, einen Geigerzähler, Kisten voller Konserven, einen Wasservorratsbehälter, ein batteriebetriebenes Radio, eine Laterne, eine

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