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Das Liebesspiel

Das Liebesspiel

Titel: Das Liebesspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dawn C Tripp
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Erste-Hilfe-Ausrüstung, und da saßen die vier nun, die Schuhe feucht und voller Schlamm vom Bach, und aßen Schokoriegel von Hershey und Kartoffelchips, tranken Limonade, die sie aus dem Automaten an der Tankstelle unten in South Westport Corner stibitzt hatten. Der Automat funktionierte nicht richtig, man musste einen Nickel auf dem Rand des Schlitzes balancieren und auf den Knopf drücken, dann bekam man drei Flaschen zum Preis von einer.
    Dort im Bombenschutzbunker saß Huck und spürte durch sein T-Shirt die kühle, harte Wand, und irgendwann kam ihm der Gedanke, dass über seinem Kopf, über ihrer aller Köpfe, gar kein Himmel sei, sondern Erde, aber sie waren bereit. Bereit für die Roten, die Nazis, die Japsen, für Atombomben werfende kleine grüne Männchen, für welche Wichser auch immer, die ihnen geschickt wurden. Robbie Taylor erzählte von seiner Schwester, die mit Susannah Bell befreundet war, und was für Riesenmöpse Susannah hätte. »Jedenfalls«, sagt Robbie, »arbeitet Susannah nach der Schule in der Pension in Point, putzt die Zimmer, und dieser Ingenieur, der pennt da. Der mit der Haartolle und der blau getönten Brille. Was der für einen heißen Schlitten hat, diese steile, schnelle Corvette von ’ 57 . Elektrisches Cabrioverdeck. Silberne Felgen. Muss ein Schweinegeld verdienen, dass der sich so eine Kutsche leisten kann. Und Susannah, na, die macht sein Zimmer sauber, und sie sagt, über seinem Tisch, an der Wand über seiner Schreibmaschine, da würde ein Bild von Jane Weld hängen.«
    Huck verschluckt sich an seiner Limonade, kribbelnde Blasen steigen auf, sie schießen ihm aus der Nase. Er wirft Pard einen kurzen Blick zu. Pard sieht ihn an, dieser versteinerte Ausdruck, dumpfe, nichtssagende Augen.
    »Bah, ist das eklig, Huckie«, sagt er und wirft ihm ein Handtuch zu. »Limonade mit Rotze, den Lumpen nimmst du besser mit nach Hause.«
    Es war ein schwarzer Streich, wie Teer über seinem Herzen, ein schneller, breiter Hieb. Pures Schwarz spürte er, als er es hörte, dann fühlte er es eine Woche später wieder, als er mit seinem Bruder Junie runter an den Anleger fuhr, um Swig beim Wassern seines Bootes zu helfen, und sie unterwegs an dem onyxschwarzen Wagen des Tweedtyps vorbeikamen, silberne Felgen und breite Weißwandreifen, abgestellt am Bordstein vor der Pension – der Schlitten von diesem bepissten irren Wichser aus der Stadt –, diese stinkreiche Schnittigkeit, stand einfach da in seiner selbstgefälligen Einsamkeit, Fenster fest ganz hochgedreht. Huck sah das Auto und spürte sofort wieder das Schwarze in sich. Was bildet der sich eigentlich ein, dieser Tweedtyp, Schmierfink, Sesselfurzer, dass er hier durch den Ort rauschte, als würde ihm alles gehören, die Leica an einem Gurt um den Hals, macht er Schnappschüsse, klappt seine Landvermesserkarten aus, quatscht die Einheimischen an, für die er ein Eindringling ist, bellt den Arbeitern von der Gewerkschaft Befehle zu, die keine andere Wahl haben, als sie zu schlucken. Was bildet der sich verdammt noch mal ein, ein Foto von Jane Weld an der Wand hängen zu haben, als wäre sie ein Pin-up, als würde er sie kennen, als könnte er sie je kennenlernen, wo sie doch das ist, was man über den Mond sagt: die dunkle Seite, die man niemals sieht. Jetzt hasste Huck diesen Mann, hasste ihn nicht wegen seines Wagens oder wegen der schicken Klamotten, nicht mal wegen des kleinen Notizblocks, den er immer bei sich trug, nicht wegen des Kugelschreibers, den er hervorzog, als würde er sich über sie alle Notizen machen; hasste ihn wegen alldem und gleichzeitig gerade deswegen nicht, hasste ihn am Ende nur wegen des Fotos von ihr − wie zum Teufel war er daran gekommen? –, hasste den Gedanken daran, den Gedanken an ihn, hasste, weil sie ist, wer sie ist, das einzige Mädchen, das zu wollen man nicht mal zu denken wagt. Nicht mal denken. Tut man nicht. Weil sie ist. Und es ist nur sie.
    Wie kratzende Nägel in der eigenen schorfig-süßen Mitte, so denkt man an sie und alles stellt sich auf den Kopf. Man hat ein Hämmern in der Brust, ein leichtes Klopfen, und so einen schnellen, flachen Herzschlag, als ginge einem die Luft aus. Das kommt von dem Gedanken an sie, nur davon und allein an sie. Sie. Das Einzige, das zu wollen man nicht denken kann, das Einzige, das man jemals denken wollte. Erzähl es keiner Menschenseele, bloß nicht, deute nichts an. Nicht mal gegenüber Pard. Schon gar nicht gegenüber Pard. Denn sie ist, und es

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