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Das Lied der alten Steine

Das Lied der alten Steine

Titel: Das Lied der alten Steine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Erskine
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rappelte sich auf und rannte ins Badezimmer. Sie füllte ein Glas mit dem lauwarmen Wasser aus dem Kalt-Wasserhahn, eilte zurück und schüttete es Serena ins Gesicht.
    Serena prustete. Einen Moment lang schien ihr ganzer Körper einen großen Krampfanfall zu durchleiden, dann fiel sie zurück auf den Boden und schloss die Augen. Anna sah, wie die Farbe aus ihrem Gesicht und alle Spannung aus dem Körper wich.
    »Serena?« Anna sah sie voller Entsetzen an. »Serena?« Sie nahm Serenas Handgelenk und fühlte den Puls. Er war spürbar, zwar unregelmäßig und schwach, doch zunehmend stetiger.
    Serena holte tief Atem, dann noch einmal, und öffnete ihre Augen. Sie lag da und sah Anna mit leerem Blick an.
    »Geht es dir gut?« Anna nahm das Handtuch, das sie auf das Bett geworfen hatte, und trocknete damit Serenas Gesicht und Haare. »Komm. Ich helfe dir. Was ist geschehen?« Sie legte den Arm um ihre Schulter und half ihr beim Aufsetzen.
    »Kann ich etwas trinken?« Serenas heiseres Flüstern war kaum zu hören. Sie lehnte sich mit dem Rücken an das Bett und schloss wieder die Augen. Ihre Hände begannen zu zittern.
    Anna stand auf und holte die Flasche Wasser, die sie immer auf dem Toilettentisch stehen hatte. Sie schenkte ein Glas ein und half Serena, es an die Lippen zu heben. Serena nahm einen Schluck, dann einen zweiten, dann holte sie wieder fröstelnd Atem. »Was war los?« Ihre Augen fokussierten jetzt besser, als sie zu Anna aufsah.
    »Ich weiß nicht. Ich hatte gehofft, du könntest es mir sagen.«
    Anna setzte sich auf den Boden neben sie. »Du hast im Kerzenlicht gesungen, plötzlich wurde es in der Kabine ganz heiß, es gab keine Luft mehr, die Kerzen gingen aus und du hast angefangen komische Gurgellaute auszustoßen. Ich dachte, du würdest erwürgt. Ich hatte schreckliche Angst.«
    Serena griff nach dem Glas und nahm noch einmal einen großen Schluck. »Kannst du das Fenster öffnen? Ich kriege keine Luft.«
    Anna sah rasch auf. »Es ist offen, Serena. Willst du an Deck gehen?«
    Serena schüttelte den Kopf. »Noch nicht. Ist irgendetwas schief gegangen?« Sie rieb sich die Augen. »Ich kriege es nicht zu fassen… In meinem Kopf… Es ist wie ein Traum. Es ist da, aber ich komme nicht dran. Irgendetwas ist passiert.« Sie trank das Glas aus und hielt es Anna hin.

    Ohne ein Wort brachte Anna die Flasche und füllte nach.
    »Anhotep ist nicht gekommen.«
    Serena runzelte die Stirn. »Anhotep«, wiederholte sie.
    »Anhotep. Dieser Name…« Sie schüttelte wieder den Kopf.
    »Der Sonnenaufgang. Ich sah, wie die Sonne aufging. Und den Sonnenuntergang.«
    Anna studierte besorgt Serenas Gesicht.
    »Äonen von Sand, Wanderdünen.« Sie fiel für eine Minute in Schweigen, dann schloss sie die Augen. »Ich bin gestern gestorben, aber heute trete ich wieder hervor. Die mächtige Frau, die die Wächterin des Tores ist, hat den Weg für mich bereitet. Ich kämpfe am Tag gegen meinen Feind und ich habe ihn besiegt.« Sie schwieg wieder und Anna starrte sie an. Es dauerte mehrere Sekunden, bevor sie sagte: »Das ist aus dem Totenbuch. «
    Anna hob eine Augenbraue und verzog das Gesicht. »Was ist das?«
    »Es sind eigentlich Anweisungen. Sie stehen an den Grabwänden geschrieben. Antike Texte. Hymnen. Gebete.
    Anrufungen. Ich wusste nicht, dass ich welche davon auswendig kann.« Sie fröstelte plötzlich. »Ich habe mich selbst geschützt, Anna. Ich habe alles richtig gemacht.«
    »Er ist nicht gekommen, Serena. Ich habe ihn nicht gesehen.«
    »Wer kam denn dann?« Serena lehnte ihren Kopf gegen das Bett. Ihr Gesicht war bleich und angestrengt, sie sah vollkommen erschöpft aus.
    »Ich weiß es nicht.« Anna stand auf. Sie strich sich das Haar aus dem Gesicht. »Ich glaube, ich habe ihn wahrscheinlich verjagt. Ich hatte solche Angst. Ich dachte, du würdest sterben.«
    »Sterben?« Serena riss die Augen auf.
    »Du hast nach Atem gerungen. Deine Augen waren wie irr. Du bist zusammengebrochen und dein Puls war fast auf Null. Es passierte, als die Kerzen ausgingen. Es war verrückt. Sie wurden nicht ausgeblasen. Sie gingen einfach aus. Urplötzlich.«
    Serena schüttelte den Kopf. »Und der Weihrauch?«
    Anna wandte sich zu dem kleinen Altar um. Die Messingschale stand zwischen den Kerzen. Kalt.
    »Ich verstehe nicht, was das bewirkt hat. Ich nehme an, dass die Energien in der Kabine sich irgendwie verschoben haben.
    Du hast wahrscheinlich dafür gesorgt, dass es aufgehört hat.
    Was es auch war.« Mit zittrigen

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