Das Lied der alten Steine
je eines Beweises bedurft hätte dafür, dass sie Felix nie wirklich geliebt hatte, dann war es dieses unglaubliche, unleugbare Verlangen, das sie jetzt überwältigte.
Toby lächelte. »Es ist sogar sehr, was ich will.« Er fasste sie an den Schultern. Als er sie wieder an sich zog, fühlte sie, wie er nach dem Reißverschluss ihres Kleides tastete. Es glitt zu Boden und im nächsten Moment spürte sie seine Hände auf der brennenden Haut. Kühl und fest streichelten sie ihre Schultern, ein Finger fuhr an ihrem Hals hinab zu den Brüsten. Sie keuchte, hob ihm erneut ihren Mund entgegen, er hakte ihren BH auf und ließ ihn zu Boden fallen, dann zog er sie zum Bett.
Es war sehr viel später – sie schlief mit dem Kopf in seiner Armbeuge -, als sie von einem lautstarken Klopfen an der Tür erwachte.
Sie lag still, hielt den Atem an. Er begann neben ihr sich zu bewegen.
Sie sahen sich einen Augenblick lang an. »Das muss Ibrahim sein.« Anna setzte sich auf. Sie hüllte sich in ihren Morgenmantel, knotete den Gürtel zu und eilte zur Tür, als eine neue Kanonade gegen die Tür donnerte und in der Kabine widerhallte. Sie schloss auf und öffnete die Tür.
Fast wäre Charley in den Raum gestürzt. »Anna! Sie müssen mir helfen!« Tränen strömten ihr über das Gesicht. »O Gott!«
Sie blickte hastig hinter sich, dann stolperte sie in die Kabine, warf die Tür zu und schob den Riegel vor. Sie schien Toby noch gar nicht bemerkt zu haben, der vom Bett aus nach seiner Hose angelte und verstohlen hineinschlüpfte. Charley zitterte heftig, als Anna einen Arm um ihre Schultern legte und sie auf den Stuhl vor den Ankleidetisch führte. »Was ist los? Was ist geschehen? Ich dachte, Sie wären mit den anderen gegangen.«
Charley schüttelte den Kopf. Sie hatte Annas Hände gepackt und hielt sie umklammert, als ob ihr Leben daran hinge. »Lassen Sie ihn nicht herein. Halten Sie ihn fern von mir!«
Toby zog sein Hemd an. Er runzelte die Stirn. »Wen? Wer ist es, Charley? Was ist passiert?«
»Ich habe geschlafen. In meiner Kabine.« Sie schüttelte den Kopf. »Ich dachte, es wäre ein Traum. Ich habe geträumt.« Ihr Atem kam in kurzen Stößen, ihre Hand zitterte stark um Annas.
»Dann bin ich aufgewacht. Ich hatte die Tür abgeschlossen. Ich weiß, dass ich sie abgeschlossen hatte. Aber er war da.« Sie brach in Schluchzen aus.
Toby kniete sich vor sie hin. Er nahm eine ihrer Hände.
»Charley, hören Sie mich an. Sie sind in Sicherheit. Wir lassen nicht zu, dass Ihnen irgendetwas zustößt.« Er machte eine Pause.
Ihr Schluchzen ließ nach. Sie sah ihn kurz an. Ihr Gesicht war weiß wie ein Laken, die Wimperntusche lief in Streifen herunter, ihre Augen waren rot und geschwollen. »Sind Sie sicher?« Sie klang hilfsbedürftig wie ein kleines Kind und hielt jetzt seine beiden Hände umklammert.
»Ich bin mir ganz sicher. Jetzt sagen Sie uns in Ruhe, was geschehen ist. Wer war in Ihrer Kabine?«
»Es war ein Mann. In einer grünen Djelaba. «
»Ein Ägypter?«
»Ja, natürlich ein Ägypter!«
»Hat er Ihnen etwas getan? Was hat er gemacht?«
Sie schüttelte den Kopf. »Nein. Er hat mir nichts angetan. Ich glaube nicht. Aber er griff nach mir.«
»Beschreiben Sie ihn. War es einer der Kellner?«
»Nein, nein. Er war sehr groß. Er trug ein Fell um die Schultern…«
»Ein Löwenfell?« Anna hatte sich auf dem Bett niedergelassen.
Charley sah zu ihr und zuckte mit den Schultern. »Ich weiß nicht. Ich glaube schon. Das kann es gewesen sein.«
Toby warf Anna einen Blick zu. »Wir brauchen Serena, nicht wahr?«
Anna verzog das Gesicht und nickte wortlos.
»Charley?« Toby machte einen neuen Versuch. »Warum sind Sie nicht mit den anderen gefahren?«
»Ich wollte ja. Ich hatte es fest vor.« Sie schüttelte den Kopf.
»Ich erinnere mich, dass ich früh aufgewacht bin, und Serena und ich, wir haben uns angezogen. Ali brachte Tee. Dann war sie fertig, aber mir war nicht wohl. Ich ging zum…« Erneut schüttelte sie den Kopf und drückte die Fingerspitzen gegen ihre Schläfen. »Ich sagte, ich würde nachkommen. Mir war so kalt.
Und ich war so müde. Ich setzte mich einen Moment aufs Bett.
Serena kam zurück und ich glaube, sie hat gefragt, wie es mir geht, und ich habe gesagt, dass ich schlafen will.«
Anna stand auf. Sie nahm eines der Papiertücher aus der Schachtel und drückte es Charley in die Hand. »Das erklärt die dritte Person auf dem Schiff. Serena muss es Omar gesagt haben und er Ibrahim, dass
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