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Das Lied der alten Steine

Das Lied der alten Steine

Titel: Das Lied der alten Steine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Erskine
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Sie geblieben sind. Was geschah dann?«
    »Ich erinnere mich an nichts, bis ich aufgewacht bin und er dastand.« Charley begann wieder zu schluchzen, die Tränen liefen ihr die Wangen hinunter und fielen in ihren Schoß.
    »Und dann?«
    »Dann habe ich geschrien. Ich setzte mich auf und schrie und er machte einen Schritt auf mich zu. Dann begann er zu zittern.«
    Sie schüttelte den Kopf, verwirrt. »Er hat ziemlich heftig gezittert, dann…« Sie hielt inne und zuckte die Achseln. »Dann war er irgendwie plötzlich weg.«
    »Sie meinen, er verließ die Kabine, oder verschwand er?«
    Sie zuckte wieder die Achseln. »Er hat nicht die Tür geöffnet.
    Das habe ich gemacht. Ich habe nicht gewartet, ob ich noch was sehe. Ich bin hinausgerannt und da war niemand. Es war so still.
    Sie sind noch nicht weg, oder?«
    »Wer?« Anna schüttelte den Kopf. »Meinen Sie die anderen?
    Sie sind gestern gefahren.« Sie blickte kurz auf ihre Uhr. »Das ist vierundzwanzig Stunden her, Charley.«
    Charleys Augen waren auf Anna gerichtet. »Nein.« Ihr Gesicht nahm den Ausdruck kindlichen Trotzes an. »Ich bin doch nur eine Minute eingenickt.«
    »Wenn Sie geschlafen haben, seit die anderen weg sind, dann haben Sie vierundzwanzig Stunden geschlafen.« Toby sah sie besorgt an.
    »Nein«, sagte sie ungläubig. »Nein. Das kann nicht sein. Nein.«
    Sie begann ihren Oberkörper vor-und zurückzuwiegen. »Nein.«
    »Charley!« Toby stand auf und legte seine Hände auf ihre Schultern. »Hören Sie zu.« Er hielt inne. »Hören Sie? Gut. Sie haben geschlafen. Aber das macht nichts. Sie müssen erschöpft gewesen sein. Sie brauchten den Schlaf.«
    »Ich habe nicht getrunken.« Sie schien nicht gehört zu haben, was er sagte. »Ich habe nicht getrunken. Ich weiß, dass ich dumm und hässlich und kindisch war. Ich weiß, dass ich das war. Aber ich habe nicht getrunken. Andy sagte, dass ich nicht mehr trinken dürfte. Ich hab’s auch nicht getan. Ich schwöre es.«

    Wieder schüttelte sie ihren Kopf und schaukelte vor und zurück, vor und zurück, wie ein Automat.
    »Wann haben Sie zuletzt gegessen, Charley?« Toby hatte wieder ihre Hände genommen. Er warf Anna einen Blick zu.
    »Siehst du wie dünn sie geworden ist?«, flüsterte er ihr zu. »Ich kann es nicht glauben. In einer Woche.«
    Anna nickte. Sie hatte Charleys Gesicht eingehend studiert, während Toby mit ihr sprach. »Charley, sind Sie sicher, dass dieser Mann Sie nicht berührt hat?«
    Die Frage schien Charley zu verblüffen. Sie hörte auf zu schaukeln und runzelte die Stirn.
    »Sind Sie sicher, dass er Sie nicht im Schlaf berührt hat?«
    Charley schauderte. »Ich hatte meine Kleidung an. Diese hier.« Sie wies auf ihre Jeans und ihr schwarzes T-Shirt. »Ich hatte mich angezogen, um zum Bus zu gehen. Ich habe sie nie ausgezogen. Ich hatte meine Übernachtungstasche gepackt. Ich war fahrbereit.«
    »Und Sie haben sich einen Moment hingesetzt, und als Sie wieder aufwachten, waren vierundzwanzig Stunden vorbei.« Anna wünschte sich inbrünstig, dass Serena hier geblieben wäre.
    »Charley, Sie sagten, dass Sie geträumt haben, als Sie dieser Mann geweckt hat. Erinnern Sie sich daran, was Sie geträumt haben?«
    Charley zuckte mit den Schultern und schüttelte den Kopf.
    »Hat Sie vielleicht irgendjemand im Traum berührt?«
    »Sie meinen…? Nein! Ach, igitt, nein!«
    »Ich meine nicht sexuell.« Anna warf Toby rasch einen Blick zu und war erleichtert, ihn zwinkern zu sehen. Ihr Aufwachen war so plötzlich und traumatisch gewesen, dass sie seit Charleys Türklopfen noch keine Sekunde an ihn oder an die Berührung seines Körpers hatte denken können. Sie spürte, wie sie jetzt leicht errötete, und schüttelte eilig den Kopf. »Ich meine, haben Sie gespürt, dass er Sie hier berührt hat?« Sie legte ihre Hand auf ihren eigenen Bauch. »Oder am Mund oder am Hals oder am Kopf?«
    Charley sah nachdenklich aus. »Ich weiß nicht. Es hat hier etwas wehgetan.« Sie legte ihre Hand auf den Bauch. »Ich dachte, ich hätte etwas Schlechtes gegessen.«
    »Der Fluch des Pharaos.« Toby zog eine Grimasse. »Kann schon sein. Aber Anna denkt an etwas anderes.« Er sah zu ihr hinüber.
    »Habe ich Recht? Der Inkubus? Nährt sich von ihrer Energie?«
    Anna nickte. »Das glaubt Serena.«
    »Was? Was glaubt sie?« Charleys Augen waren weit aufgerissen und sie begann wieder zu zittern.
    »Andy wird so wütend sein. Er wollte neben mir sitzen. Und jetzt sind Sie mit ihm zusammen«, sie nickte zu Toby

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