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Das Lied der alten Steine

Das Lied der alten Steine

Titel: Das Lied der alten Steine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Erskine
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plötzlich. »Ich habe nie eine solche Liebe für einen Mann empfunden!« Sie schloss die Augen. Sie wusste, wie treulos ihre Worte waren, wie nah sie den Tränen stand.
    Hinter ihr regte sich etwas und sie spürte plötzlich, dass Augusta in der Tür zum Salon erschienen war. Verzweifelt versuchte sie sich zu fangen, während Hassan taktvoll ein, zwei Schritte Abstand von ihr nahm.
    »Meine Louisa, du musst nicht weinen«, murmelte er. »Du und ich, wir werden im Herzen zusammen sein, wenn es Gottes Wille ist. Diesen Nachmittag werde ich dich zum großen Sonnentempel dort drüben bringen. Wir können in den Bergen dahinter spazieren gehen.« Er lächelte traurig. »Wir werden glücklich sein, solange wir können. Ich kann mit dir bis nach Alexandria zusammen bleiben, wenn du willst und wenn Sir John es erlaubt. Und dann im nächsten Jahr kommst du wieder und dein Hassan wird dich erwarten.«
    Sie sah mit starrem Blick über den Fluss und die Wüste.
    » Inschallah! « , wisperte sie.
    »Louisa, meine Liebe. Sie können nicht hier draußen ohne Schatten stehen!«, plärrte Augustas Stimme, als sie sich Louisa näherte. In der Hand hielt sie Louisas befransten Sonnenschirm.
    Hassan verbeugte sich und zog sich zurück. Louisa tupfte sich hastig die Tränenspuren ab.
    »Ich habe vorhin gesehen, wie Sie vom Schiff der Fieldings kamen. Sie hatten gar nicht gesagt, dass Sie sie besuchen wollten. Ich wäre sonst gerne mitgekommen.«
    Louisa brachte ein müdes Lächeln zustande. »Ich hatte eine Botschaft für Lord Carstairs zu überbringen. Ich wusste nicht, dass er weg ist.«
    »Weg?« Augusta runzelte die Stirn. »Wir kann er denn weg sein? Wohin ist er gegangen?«
    »Ich weiß auf beide Fragen keine Antwort. Ich habe den Schiffsjungen gebeten, mich zu den Fieldings hinüberzurudern, um zu erfahren, ob sie etwas wissen, aber Venetia verneinte.«

    Etwas am Ausdruck ihrer Lippen ließ Augusta eine Augenbraue hochziehen. »Sie ist nicht sehr glücklich über Lord Carstairs Interesse an Ihnen. Ich fürchte, sie macht sich immer noch Hoffnungen.«
    »Tatsächlich? Nun, sie kann ihn gerne haben.«
    »Sind Sie immer noch unversöhnlich, meine Liebe? Er wäre eine so gute Partie. Titel. Geld. Und so ein gut aussehender Mann.«
    »Und so widerlich.«
    Augusta seufzte. Sie sah zum Schiffsheck, wo Hassan und der Reis sich im Schatten des Segels mit einer Wasserpfeife zum Gespräch niedergelassen hatten.
    »Wenn Sie wieder in England sind, werden Sie die Dinge ganz anders betrachten, meine Liebe«, sagte sie sanft. »Und es wird sehr bald Zeit, dass wir zurückkehren.« Sie fächerte sich ihr Gesicht, während sie sprach. »Sir John hat entschieden, nicht weiter in den Süden zu fahren. Die Hitze wird unerträglich, und David Fielding sagte uns, dass er sich genauso entschieden hat.
    Er will Alexandria in jedem Fall vor Katherines Niederkunft erreichen. Auch sie findet die Hitze unerträglich. Was immer Roger vorhat, unsere beiden Schiffe fahren zusammen und so schnell es nur geht. Wir werden noch diesen Nachmittag die Rückreise gen Norden antreten.«
    Louisa folgte ihr in den Salon. »Aber Hassan bringt mich heute Nachmittag an Land, damit ich den großen Tempel von Ramses malen kann.« Sie wies über das Wasser auf die vier halb vom Sand bedeckten gewaltigen Riesenfiguren, die direkt aus der Felswand gehauen waren, welche die Uferlinie dominierte.

Augusta seufzte. »Meine Liebe, Sie haben schon so viele Tempel gesehen. Den meisten Menschen würde das fürs ganze Leben reichen«, sagte sie bestimmt. »Gewiss können Sie ihn von hier aus zeichnen, wenn Sie partout ein Porträt von diesen scheußlichen großen Figuren brauchen. Sie müssen dazu nicht an Land gehen.«

    »Doch, ich muss!« Louisa spürte, wie Panik in ihr aufwogte.
    Ihr Verlangen, mit Hassan allein zu sein, überwältigte sie.
    »Was höre ich, was höre ich?« Sir John schritt in den Salon und sah die beiden Frauen mit großen Augen an. »Was müssen Sie unbedingt, Louisa, meine Liebe?«
    »Sie will heute Nachmittag den Tempel besuchen«, antwortete Augusta für sie. »Ich habe ihr gesagt, dass das nicht geht. Wir fahren nach Hause.«
    »Nein, nein. Wir müssen den Tempel sehen, bevor wir aufbrechen. Das ist eines der Weltwunder, Augusta, oder wenn nicht, dann sollte es das zumindest sein. Ich werde mit Louisa zusammen an Land gehen. Warum kommst du nicht auch mit, meine Liebe?«
    Augusta schauderte. »Auf keinen Fall. Ich habe bisher nicht eine von diesen

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