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Das Lied der alten Steine

Das Lied der alten Steine

Titel: Das Lied der alten Steine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Erskine
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Kiosk in Kertassi zurück zur Ibis gebracht. Louisa, nun allein und außer sich vor Wut, bat, dass einer von ihrer Crew sie zu Carstairs Schiff hinüberruderte, doch als sie dort ankam, war er bereits gegangen. Sein Reis war ratlos, als sie nach ihm fragte. »Er sagen, gehen für drei oder vier Tage. Nicht sagen wo.« Das schwarze Gesicht des Nubiers war voller Sorge. »Vielleicht ich helfen der Sitt?«
    Louisa schüttelte den Kopf. »Vielen Dank, nein. Ich bin sicher, dass ich ihn bald sehen werde.«
    Sie gab dem Ruderer Anweisung, sie zur Lotus zu bringen, auf der sie David Fielding und seine beiden Damen mit ihren Sonnenschirmen erkannte. Venetia begrüßte sie mit finsterem Blick. Weder David noch seine Frau rührten sich.
    »Katherine ruht gerade. Ich glaube nicht, dass sie die Kraft hat Besuch zu empfangen«, rief Venetia frostig hinunter.

    Louisa neigte leicht den Kopf. Es war nicht einfach, in dem engen, schwankenden Ruderboot und mit Blick nach oben zu der anderen Frau eine würdevolle Haltung zu bewahren. »Dann möchte ich sie nicht belästigen. Ich wollte aber eigentlich mit Ihnen oder Ihrem Bruder sprechen. Wissen Sie, wo Roger Carstairs ist?«
    Venetias Gesicht errötete sichtlich. »Ich habe keine Ahnung.
    Ich dachte, Sie sind diejenige, die in all seine Unternehmungen eingeweiht ist?«
    »Ich nehme wohl an, dass Sie davon unterrichtet sind, dass er meinen Dragoman Hassan angegriffen und schlimm zugerichtet hat.« Louisa sah in das Gesicht der Frau, ihre Worte hallten über das Wasser und waren vermutlich auch für David und seine Frau deutlich vernehmbar. »Wenn Sie ihn sehen, dann möchte ich, dass Sie ihm zu verstehen geben, dass er an Bord der Ibis unerwünscht ist, gleichgültig, aus welchem Grund er kommt. Ich will ihn nie wieder sehen und Sir John hat ihm verboten, noch einmal einen Fuß auf das Schiff zu setzen.« Sie lächelte kalt. »Ich habe keinen Zweifel, dass es Sie freuen wird, nun freie Bahn zu haben, Venetia, aber hüten Sie sich. Der Mann ist ein Ungeheuer.«
    Als sie zur Ibis zurückruderten, spürte Louisa bei jedem Ruderschlag ihres Bootsmannes, wie die Augen der anderen Frau auf ihrem Rücken hafteten. Als sie wieder an Bord kletterte, stand Venetia noch immer an der Reling und sah ihr nach.
    »Sitt Loisa?« Hassan, bandagiert und größtenteils wiederhergestellt, wartete an Deck. »Du hättest nicht zu ihm gehen dürfen.« Er sah sie wütend an.
    Louisa hob die Schultern. »Du glaubst, ich würde es auf sich beruhen lassen? Er hat versucht, dich umzubringen. Er ist ein gefährlicher Mann…« Langsam schüttelte sie den Kopf. »Aber er war ohnehin nicht da. Und vor ein paar Tagen wird er nicht zurück sein. Niemand weiß, wohin er gegangen ist.« Sie berührte seinen Arm – »Wir brauchen nicht an ihn zu denken. Er ist weg. Lass uns glücklich sein.« Sie lächelte ihn flehentlich an.
    »Wir bleiben ein Weilchen hier, sodass ich den Sonnentempel malen kann, und dann machen wir noch viele Malausflüge, wenn wir zum zweiten Wasserfall fahren. Ich hoffe, wir sehen ihn nie wieder.«
    Er nickte. »Natürlich, meine Louisa. Wir tun, was immer du willst.«
    Er hatte ihr gezeigt, wo er die kleine Flasche versteckt hatte, letzt hielt er sie in der Hand und betrachtete sie. »Was sollen wir damit machen?«
    Louisa zuckte mit den Schultern. »Gibt es denn keinen sicheren Ort?« Sie nahm sie an sich. »Während Carstairs weg ist, werde ich sie bei meinen Malsachen aufbewahren.« Sie seufzte. »Ein so kostbares Geschenk, mein Liebster, und so gefährlich. Ich werde sie für den Rest meines Lebens in Ehren halten. Er wird sie nicht bekommen.«
    »Für den Rest deines Lebens?«, wiederholte Hassan leise. Er warf ihr einen kurzen Blick zu. »Dann willst du sie mit nach England nehmen?«
    Louisa biss sich auf die Lippe. Über die Zukunft wollte sie nicht nachdenken, aber sie wusste, dass sie ihre Augen nicht mehr lange davor verschließen konnte.
    Mit einem Kopfschütteln, als müsste er sich die Worte abringen, fuhr er fort: »Bald wird es zu heiß sein, um in Oberägypten zu bleiben. Sir John wird den anderen Reisenden folgen und wieder nach Norden aufbrechen. Was hast du vor, wenn du wieder in Kairo und Alexandria bist?«
    Louisa wandte sich von ihm ab. Sie ging ans Ende des Decks, dann drehte sie sich wieder um. »Ich muss nach England zurück, Hassan.« Sie hielt inne. »Zu meinen Kindern. Aber wie kann ich dich verlassen? Ich weiß nicht, was ich tun soll!« Ihre Stimme zitterte

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