Das Lied der alten Steine
haben dich gebraucht!«
Er nahm Charley in seine Arme und wiegte sie wie ein kleines Kind. »Später, Anna. Es tut mir Leid, dass ich dich verlassen musste. Ich konnte nichts daran ändern. Ich werde alles später erklären. Lass uns erst diese Sache hier in Ordnung bringen.«
Von Serena kam ein Stöhnen und Anna wandte sich ihr wieder zu. Sie nahm ihre Hand und streichelte sie liebevoll. »Serena?
Kannst du mit mir sprechen? Geht es dir gut?« Sie stand auf und holte, wie Toby vorgeschlagen hatte, ein Glas Wasser. Sie half ihr, sich aufzusetzen, legte einen Arm um ihre Schultern und hielt das Glas an ihre Lippen.
»Was ist geschehen?« Serenas Stimme war heiser. Sie runzelte die Stirn und rieb sich die Augen, dabei bewegte sie den Kopf von einer Seite zur anderen.
Bei dem Klang ihrer Stimme stöhnte Charley und klammerte sich an Toby.
»War Anhotep da?« Serena nahm das Glas von Anna und trank das Wasser in großen Schlucken aus.
»Ja. Er war da.«
»Hat er gesagt, was wir tun sollen?«
»Er hatte keine Chance dazu.«
Serena ließ das leere Glas aus der Hand fallen, dann sank ihr Kopf für einen Moment auf ihre Brust. Ihre Haut war bleich und feucht, ihre Augen unkonzentriert und blutunterlaufen. »Warum nicht?«
»Hatsek war da.«
»Wie?« Sie schien die beiden anderen Personen im Raum noch nicht wahrgenommen zu haben.
»Charley kam herein. Er schien Besitz von ihr genommen zu haben. Es war beängstigend.«
Schließlich wandte Serena den Kopf zum Bett. Sie registrierte Toby, der Charley in den Armen hielt, und runzelte die Stirn.
»Sie? Sie haben Charley zurückgebracht?«
Er nickte. »Verzeihen Sie mir. Ich habe einen schlechten Zeitpunkt gewählt.«
»Ich dachte, Sie wären im Gefängnis.« Serena kämpfte sich auf die Füße. Einen Moment lang stand sie leicht schwankend, dann setzte sie sich steif auf den Stuhl vor dem Ankleidetisch.
Toby verzog das Gesicht. »Nicht in letzter Zeit, zum Glück.«
»Wo waren Sie dann?«
»Bei einem Freund. Ich werde Ihnen die ganze Geschichte erzählen, aber nicht jetzt. Einverstanden? Wir müssen die Sache hier in Ordnung bringen. Was machen wir mit Charley?« Er brachte sie sanft in eine sitzende Position.
Charley hob ihr tränenverschmiertes Gesicht. »Ich will nach Hause.«
»Dann sollten wir das in Angriff nehmen.« Toby befreite sich von ihr und stand auf. »Ich habe einen Freund im Konsulat in Kairo. Ich habe heute schon einmal mit ihm telefoniert. Ich lasse ihn einen Rückflug arrangieren und frage ihn, ob jemand sie begleiten kann. Arme Charley. Es wird alles wieder gut. Wollen Sie zurück ins Hotel für die Nacht?«
Charley nickte. »Das Hotel hat mir gefallen.« Sie wiegte sich wieder.
»Wie um alles in der Welt haben Sie sie da untergebracht?«, fragte Serena müde. »Ich dachte, das Old Cataract Hotel wäre Monate im Voraus ausgebucht.«
Toby grinste. Er tippte sich an die Nase. »Sie machen sich Gedanken über das alte Ägypten. Lassen Sie mich mit dem neuen umgehen.«
Sie sahen zu, wie er Charley zur Kabine hinaus-und den Gang entlangführte. Anna schloss die Tür hinter ihm und lehnte sich dagegen. In der hellen Kabine erinnerte nur noch ein leichter Weihrauchgeruch an die Szene, die sich kurze Zeit zuvor hier abgespielt hatte.
Serena zuckte die Achseln. »War es also ein Erfolg oder wieder ein Fehlschlag?«
Anna antwortete mit traurigem Kopfschütteln. »Ich glaube, es war ein Erfolg. Vielleicht hätte es ohne Charley geklappt. Er ist gekommen. Er war wirklich hier in der Kabine. Er war in…«
Plötzlich hielt sie inne. »Ich wollte gerade sagen, in dir, aber das war er nicht. Er ist irgendwie über dich geschlüpft wie ein Handschuh.« Sie schauderte. »O Serena, bist du sicher, dass dir nichts passieren kann? Stell dir vor, du wärst ihn nicht mehr losgeworden?« Sie setzte sich unvermittelt hin, überwältigt von Erschöpfung.
»Ich war nicht besessen, Anna.« Serena wickelte das Sistrum in den Seidenstoff ein. »Ich habe ihm nur erlaubt, mich zu benutzen.«
»Ist das nicht dasselbe?«
»Nein. Besessensein ist wie Vergewaltigung. Es geht keine Einladung voraus. Es ist gewaltsam. Ein Raub.«
»Das ist Charley geschehen?«
Serena biss sich auf die Lippe. »Ich fürchte, ja. Hatsek hat ihre Energie benutzt, sie aus ihr herausgesaugt wie ein Blutegel. Und es war ein Leichtes für ihn, einfach in ihre Persönlichkeit einzudringen.«
»Und ist sie jetzt frei von ihm?«
»Ich weiß es nicht.« Serena packte die letzte Kerze
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