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Das Lied der alten Steine

Das Lied der alten Steine

Titel: Das Lied der alten Steine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Erskine
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gönnen? Sie bitten mich, die Flasche nach Ägypten zurückzubringen. Wenn ich bei Kräften wäre, würde ich das vielleicht tun. Vielleicht wird eines Tages einer meiner Söhne oder Enkel sie für mich hinbringen.« Toby brach ab, den Blick auf Anna gerichtet. »Das bist du. Ihre Ururenkelin. Du hast sie zurückgebracht.«
    Sie nickte. »Aber irgendetwas ging schief. Ich wusste nicht, was ich tun sollte. Ich habe es nicht richtig gemacht.«
    »Du hast die Flasche in Ägypten zurückgelassen.« Phyllis öffnete ein neues Briefbündel. »Darauf kam es an.«
    »Und das Leben eines Mannes geopfert.«
    »Nein, Anna. Dass Andy starb, als die Flasche im Nil landete, war reiner Zufall. Er war sturzbetrunken.« Toby faltete den Brief zusammen und steckte ihn in den Umschlag zurück.
    »Übrigens obwohl das vielleicht kein Trost ist – habe ich inzwischen gelesen, dass es früher als großes Glück angesehen wurde, im Nil zu sterben, da man dann direkt von den Göttern aufgenommen wurde. Aber erinnere dich: Auf dem Boot gab es weder Priester noch Schlangen.«
    »Wirklich nicht?« Anna lächelte still. »Der Priester von Sekhmet war in meinem Kopf, Toby.«
    Phyllis setzte plötzlich eine fragende Miene auf. »Wir haben noch gar nicht über Sie geredet, Toby.« Geschickt wechselte sie das Thema. »Los, wir wollen alles wissen. Was machen Sie beruflich?«
    Toby lächelte. Er setzte sich aufrecht hin und salutierte zum Spaß. »Leider bin ich ebenfalls Maler.« Er zuckte ratlos die Schultern. »Nicht so berühmt wie Louisa, aber ich hatte mehrere Ausstellungen und kann davon leben. Zudem habe ich das Glück, ein bisschen Geld geerbt zu haben, als mein Vater starb.
    Ich bin also sehr verwöhnt. Und ich bin Witwer.« Er zögerte, den Blick auf Anna gerichtet, dann schüttelte er den Kopf und fuhr fort: »Ich habe eine Mutter, leider weder Brüder noch Schwestern, aber einen Onkel am Konsulat in Kairo. Daher meine guten Kontakte dort. Ich arbeite weder für die CIA noch für die Mafia. Ich werde nicht polizeilich gesucht, wie offenbar unser armer verstorbener Freund Andy dachte. Ich habe ein Haus im schottischen Grenzland und noch eines in London, wo meine Mutter lebt. Meine Leidenschaft, zumindest bis vor kurzem, galt dem Reisen und dem Malen. Meistens bin ich allein unterwegs. Manchmal mache ich aber auch zum Spaß solche dummen Sachen wie eine Reise mit dem Orient Express oder eine Kreuzfahrt auf dem Nil. Ich habe mein Einkommen aufgebessert durch das Verfassen von zwei Reisebüchern, die beide recht gut ankamen.« Er grinste. »Sollte ich über unsere letzte Kreuzfahrt schreiben, dann würde das, fürchte ich, ein Roman werden und ich müsste mich als Krimiautor profilieren, sonst glaubt das kein Mensch.« Er zuckte die Achseln. »Das ist eigentlich alles. Ich möchte mich nur noch entschuldigen, dass ich Anna in Abu Simbel allein gelassen habe. Ich hatte nie die Gelegenheit, zu erklären, was geschah und warum ich nicht da war, als sie mich brauchte.« Er schüttelte den Kopf. »Ich habe eine Freundin meiner Mutter getroffen, die an einer anderen Kreuzfahrt teilnahm. Sie war allein unterwegs, und kurz nachdem ich sie gesprochen hatte, wurde sie krank. Deshalb suchte mich die Touristenpolizei. Sie hat darum gebeten. Als ich endlich alles für sie in Ordnung gebracht hatte, war Anna schon mit dem Bus davongefahren.«
    Anna lächelte. »Schon wieder in Schwierigkeiten, nur weil du nett zu Frauen warst. Das ist eine gute Ausrede. Ich vergebe dir.«
    »Gut.« Phyllis kam mit einem Ächzen auf die Beine. »Also, meine Lieben. Ich denke, es ist Zeit für einen kräftigen Schluck.

    Wenn ihr wollt, könnt ihr die Briefe mitnehmen. Und das Bild.«
    Sie hielt inne. »Nein? Na schön. Dann bewahre ich wie bisher eure Priester tiefgefroren auf.« Sie lachte. An der Tür blieb sie stehen und drehte sich um. »Habe ich Ihnen das schon gesagt, Toby? Sie haben die Prüfung bestanden. Ich denke, Sie sind in Ordnung.«
    Anna grinste. »Sie hat meinen Ex-Mann gehasst«, sagte sie leise. »Und fast alle meine alten Freunde; das ist also eine Ehre für dich.«
    »Das freut mich.« Er trat vor und beugte sich, um ihr auf die Stirn zu küssen. »Aber das geht alles ein bisschen schnell, Anna.
    Ich mache keinen Heiratsantrag. Zumindest noch nicht…«
    »Und ich will nicht heiraten. Nie mehr!«, entgegnete sie scharf.
    »Ich bin eine unabhängige Frau, die eine Fotografenkarriere anstrebt. Vergiss das nicht.«
    Er nickte.
    »Aber verrate das nicht

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