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Das Lied der alten Steine

Das Lied der alten Steine

Titel: Das Lied der alten Steine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Erskine
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Phyllis. Noch nicht. Verdirb ihr das Vergnügen nicht.« Sie schaute hoch zu ihm und hob eine Augenbraue. »In Ordnung?«
    »In Ordnung.« Er nickte. »Das ist mir recht so.«
    Sie kamen sehr spät nach London zurück, aber im Souterrain des Hauses brannten noch die Lichter, als sie die Tür auf-schlossen. Frances saß am Küchentisch und las. Sie schaute auf.
    »Habt ihr einen schönen Tag gehabt? Ihr müsst mir unbedingt alles erzählen. Aber zuerst…« Sie machte eine kleine Pause, in der beide die Falte zwischen ihren Augen sahen. Dann fuhr sie fort. »Ich war von Ihrem Tagebuch gefesselt, Anna. Ich habe mich den ganzen Tag kaum von der Stelle gerührt.« Sie streckte müde die Glieder. »Und dann muss ich Ihnen etwas Merkwürdiges erzählen. Ich weiß nicht, wie Sie es aufnehmen werden.«
    Sie sah Toby zu, wie er die Kiste hereinbrachte und auf den Boden stellte. »Setzt euch beide hin.« Sie schloss das Tagebuch und starrte einige Sekunden vor sich hin auf die alte abgewetzte Tischplatte. Sie setzten sich, rechts und links von ihr, und wechselten einen betroffenen Blick, dann schauten sie sie erwartungsvoll an. Anna fühlte plötzlich innerlich ein bohrendes Unbehagen. Frances’ attraktives Gesicht, das sonst so viel Ruhe ausstrahlte, war von Sorge gezeichnet.
    »Der Schurke in dem Stück. Roger Carstairs. Wissen Sie, was mit ihm geschah?«
    Anna zuckte die Achseln. »Er kam im Tagebuch nicht mehr vor, nachdem das Baby der Fieldings geboren war. Ich nehme an, er war seinerzeit ziemlich berühmt. Serena wusste etwas über ihn. Und selbst Toby hat von ihm gehört.«
    Frances warf ihrem Sohn einen Blick zu und nickte. »Er war berühmt. Er verließ Ägypten im Jahre 1869 und reiste nach Indien und in den Fernen Osten. Er war etwa fünf Jahre fort, dann tauchte er in Paris wieder auf. Er lebte in der Nähe des Bois du Boulogne in einem weitläufigen alten Haus, das einmal einem französischen Herzog gehört hatte.«
    Toby machte ein überraschtes Gesicht. »Woher weißt du das alles?«
    Frances hob die Hand. »Er heiratete eine Französin, Claudette de Bonville, und hatte zwei Töchter. Eine von ihnen war die Großmutter meiner Mutter.«
    Toby und Anna starrten sie in fassungslosem Schweigen an.
    »Sie stammen von Roger Carstairs ab?«, sagte Anna ungläubig.
    »Leider ja.« Frances zuckte mit den Schultern. »Er hatte natürlich zwei Kinder aus erster Ehe. Sie blieben in Schottland.
    Der Ältere, James, erbte den Grafentitel, aber der starb dann aus, da weder James noch sein Bruder Kinder hatten.«
    »Und was geschah mit Roger?« Anna starrte Toby an. Er schien genauso fassungslos wie sie.
    »Er verschwand.« Frances zuckte mit den Schultern. »Das passt ziemlich gut. Man glaubte, er sei nach Ägypten zurückgekehrt. Ich habe heute Nachmittag die Familienpapiere und Aufzeichnungen durchgesehen. Nach fünf Jahren mit Claudette verließ er Frankreich unter undurchsichtigen Umständen und reiste nach Konstantinopel. Dann ging er nach Alexandria, wo er zwei Jahre blieb. Dann reiste er weiter. Soviel ich weiß, hat man nie wieder etwas von ihm gehört.«
    Sie wandte sich Toby zu. »Bevor du fragst, warum du das alles nicht weißt – erstens hast du dich nie für Familiengeschichte interessiert und zweitens haben meine Eltern nicht geduldet, dass sein Name im Haus genannt wurde. Ich habe ihn völlig vergessen, bis sein Name in Louisas Tagebuch auftauchte. Claudette brachte die Kinder nach Schottland in dem Bestreben, Unterstützung durch seine Ländereien zu erhalten. Sie war mittellos, als er sie verließ. Die Brüder weigerten sich, ihr irgendetwas zu geben, so reiste sie in den Süden nach England, um Rogers Schwester zu besuchen. Die scheint eine freundliche Frau gewesen zu sein. Sie half ihnen, sich in England niederzulassen, und schließlich heirateten beide Mädchen Engländer.«
    Anna starrte Toby schweigend an.
    »Ich bin froh, dass du die Flasche über Bord geworfen hast.«
    Er hob eine Braue. »Sonst hättest du noch geglaubt, ich wollte sie mir unter den Nagel reißen!«
    »Ich hoffe, du hast seine dunklen Kräfte nicht geerbt.« Anna zwang sich zu einem Lächeln. Sie schauderte.
    »Nein, bestimmt nicht.« Er sah sie scharf an. »Außer dass ich Schlangen mag. Das hat dich jetzt durcheinander gebracht.
    Anna, das war vor mehr als hundert Jahren!«
    »Ich weiß. Ich weiß, es ist ein seltsamer Zufall. Ich weiß, es ist nicht logisch. Ich habe nur einfach so lange in Louisas Kopf gelebt.« Sie schloss die

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