Das Lied der Banshee: Roman (PAN) (German Edition)
sich geht, immerhin bin ich die Königin der Nymphen. Jedes Nymphennest ist mir untertan, daher ist es meine Pflicht als Königin, informiert zu sein. Genauso wie es meine Pflicht ist, die Feuerrote Blume wiederzubeschaffen.«
»Warum hast du dich nicht längst auf die Suche danach gemacht?«, meldete sich nun Thomas zu Wort.
Die Augen der Nymphe verengten sich zu schmalen Schlitzen. Ich war mir nicht sicher, ob mir dieser Blick besser gefiel als der verführerische Augenaufschlag von vorhin.
»Weil ich unmöglich in die Nähe der Steinmänner kommen kann, jedenfalls nicht allein. Macius hat deswegen schon vor vielen Wochen Kontakt zu mir aufgenommen.«
Pheme blickte beinahe schockiert drein. Hatte er ihr das etwa nicht gesagt? Kaum zu glauben, dass er vor ihr Geheimnisse gehabt hatte. Erst recht nicht, wenn Thomas’ Vermutung stimmte.
»Er hat mich um Unterstützung im Kampf gegen die Nyxianer gebeten und mir versprochen, mit ein paar Freundinnen vorbeizukommen und mir zu helfen. Mich wundert nur, dass er euch nicht begleitet hat.«
Pheme blickte zu uns und senkte den Kopf, als sie antwortete: »Macius ist in Warschau zurückgeblieben. Es hat einen Angriff auf seinen Brunnen gegeben, und wir wissen nicht, was aus ihm geworden ist.«
»Oh!« Das Erschrecken, das auf das Gesicht der Nymphe trat, war echt. »Möge Gaia ihn schützen, wo auch immer er ist.«
Sie nahm einen Anhänger, der die Form einer Rose hatte, und küsste ihn.
Unwillkürlich drängte sich mir der Vergleich mit dem Seerosenhandy auf. Das Handy, die Feuerrote Blume und jetzt diese Rose – mit Blumen hatten es die Götterkinder anscheinend.
»Wie habt ihr es eigentlich geschafft, eure Krankheit so lange zu verbergen?«, wollte Aiko nun wissen, während sie Galatea genau musterte. »Immerhin haben wir nichts davon gewusst, dass euch die Magie abhandenkommen könnte.«
»Wir haben versucht, den schönen Schein durch Sphären aufrechtzuerhalten. Niemand hat so ein großes Arsenal an magischen Waffen wie wir.«
Jetzt ging mir ein Licht auf. Deshalb wollte Macius, dass sie uns halfen!
»Es wird noch eine Weile reichen, um die meisten von uns vor Übergriffen der Nyxianer zu schützen. Aber irgendwann wird es so weit sein, dass die Angriffe nicht mehr das Gefährlichste für uns sind, sondern schlichtweg das Altern unserer menschlichen Seite.«
Galatea verstummte und blickte auf ihre Hände, die neben dem Teeglas lagen. Ich wusste nicht, wie es den anderen ging, aber irgendwie hatte ich das Gefühl, dass sie uns etwas verschwieg.
»Also, was sagt ihr? Werdet ihr meinem Volk helfen?«, fragte sie, als sie wieder aufsah.
Pheme blickte sich in der Runde um, offenbar wollte sie nicht allein entscheiden. »Wir werden uns kurz besprechen, bevor wir dir die Entscheidung mitteilen.«
Damit erhob sie sich.
»Das ist die dümmste Idee, die Macius jemals hatte«, meinte Pheme ärgerlich, nachdem wir uns in den Hausflur zurückgezogen hatten. So, wie sie aus der Wäsche sah, ärgerte es sie jedoch wahrscheinlich mehr, dass Macius sie nicht eingeweiht hatte.
»Es bleibt uns wohl nichts anderes übrig, als ihnen zu helfen, wenn Macius ihr Hilfe versprochen hat«, entgegnete ich. »Außerdem wird es ja wohl nicht so schwer sein, diesen Gargoyles den Kelch abzunehmen!«
»Hast du eine Ahnung«, bemerkte Aiko. »Ich habe schon mal einen Gargoyle kennengelernt. Glaub mir, diese Burschen sind furchtbar starrköpfig und unhöflich, außerdem haben sie einen entscheidenden Vorteil: Ihre Haut ist in ihrer verwandelten Form beinahe steinhart. So kann man ihnen weder etwas anhaben noch sie zum Reden bringen, denn sie wissen um ihre Unverletzlichkeit.«
»Trotzdem müssen wir den Nymphen helfen!«, beharrte ich. »Macius hat uns aufgetragen, sie aufzusuchen und als Verbündete zu gewinnen. Wir brauchen sie! Und wahrscheinlich auch ihre Waffen.«
»Macius war wahrscheinlich wieder mal viel zu gutmütig«, entgegnete Pheme. »Ich frage mich nur, warum er mir nichts von dem kleinen Problem der Nymphen erzählt hat.«
»Weil er vielleicht gewusst hat, dass du nicht begeistert sein würdest«, hielt ich dagegen. »Wenn du mich fragst, ist es nur fair, ihnen zu helfen.«
»Trotz allem hätte er uns beide ins Vertrauen ziehen können«, wandte Aiko ein wenig beleidigt ein.
Ja, Herrgott noch mal, Aiko, Pheme und Macius waren nicht die Dreieinigkeit. Dieses Herumgerede brachte doch nichts!
»Wenn ich mal meine unbedeutende Meinung kundtun dürfte«, mischte sich
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