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Das Lied der Banshee: Roman (PAN) (German Edition)

Das Lied der Banshee: Roman (PAN) (German Edition)

Titel: Das Lied der Banshee: Roman (PAN) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janika Nowak
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übernachtet hatten, fuhr Pheme nach Belgrad.
    Die Landschaft hier war einfach beeindruckend – selbst bei dem gruseligen Regenwetter, das gerade herrschte. Solche hohen Berge und tiefen Wälder gab es zu Hause in Brandenburg nicht.
    Schließlich überquerten wir einen riesigen Fluss, den Galatea »Sava« nannte, und direkt dahinter befand sich die Stadt.
    Der Himmel sah dramatisch aus, als wir Belgrad am Nachmittag erreichten. Das Unwetter war vorbei, und die Wolkendecke riss auf, doch die Sonne stand bereits so tief, dass es ganz seltsame Lichtverhältnisse gab. Am leuchtend goldenen Himmel schwebten die dunklen Wolken wie riesige Luftschiffe, während Kirchen und Wolkenkratzer als dunkle Silhouetten emporragten. Dass hier noch vor gut zehn Jahren Krieg geherrscht hatte, erschien mir absolut unwirklich.
    Man sah deutlich, dass hier vor vielen Jahren die Türken geherrscht hatten, denn die Architektur der älteren Gebäude, besonders der Kirchen, wirkte sehr orientalisch. Ich konnte mir gut vorstellen, dass an einigen Türmen früher einmal Halbmonde statt Kreuze geprangt hatten.
    »Wir sollten uns nicht so lange in der Stadt aufhalten«, bemerkte Galatea mit Blick nach oben. »Am besten wäre es, wenn wir uns gleich auf die Suche nach der Burg machten.«
    Aha, offenbar konnte sie es kaum erwarten, wieder jung und schön zu sein, damit sie Thomas vernaschen konnte.
    »Das ergibt keinen Sinn«, wandte Pheme ein. »Bei Tag nehmen die Gargoyles ihre menschliche Gestalt an und sind immerhin verletzlich. Außerdem mischen sie sich dann unter die Menschen, so dass die Burg dann vielleicht leer steht.«
    Galatea senkte plötzlich beschämt den Kopf.
    »Die Gargoyles hier können ihre Gestalt nicht mehr wechseln.« Sie begann nervös an den Bändern ihrer Bluse zu spielen, und ich hatte den Eindruck, dass dieser Umstand etwas mit ihrem Geheimnis zu tun hatte. »Nachdem sie uns die Blume gestohlen hatten, habe ich sie mit einem Zauber belegt, der das verhindert.«
    »Hattest du dazu denn noch genug Macht?«
    »Trinkt man nicht mehr aus dem Kelch, verliert sich die Magie allmählich, indem sie sich jeweils halbiert. Im ersten Jahr war es für uns alle am schlimmsten, doch als ich den Fluch über die Steinmänner legte, hatte ich noch genug Kraft, denn ich hatte gerade erst aus dem Kelch getrunken.«
    Ich rechnete nach. Wenn der Diebstahl der Feuerroten Blume zweihundert Jahre her war, dann … war nicht mehr viel von ihrer Magie übrig.
    »Die Gargoyles waren durch meinen Fluch an ihre verwandelte Gestalt gebunden. Allerdings ist es ein Aberglaube, dass sie sich darin tagsüber nicht bewegen können. Ihre Haut mag aussehen wie Stein und fester sein als jede menschliche oder tierische Haut, doch sie sind sehr beweglich und in dieser Gestalt auch sehr stark.«
    »Na prima!«, brummte Pheme. »Warum hast du ihnen nicht einen Fluch auferlegt, der es ihnen unmöglich macht, sich in ihre Steingestalt zu verwandeln?«
    »Sie haben uns die Blume weggenommen, damit wir unsere Schönheit verlieren!«
    »Ich dachte, das war wegen der Magie?«, fragte Aiko genervt.
    »Die Magie ist unsere Schönheit. Das Letzte, was wir verlieren werden, ist unser jugendliches Aussehen, wenn die Magie vollkommen von uns gewichen ist. Wir werden nicht nur wie alte Menschen aussehen, sondern wie vertrocknete Mumien. Der Anblick ist unvorstellbar, ich habe ihn bei einigen meiner Schwestern ertragen müssen. Ich habe nur Gleiches mit Gleichem vergolten. Sie sollten nie wieder menschlich aussehen. So lange, bis sie uns die Blume wiedergeben.«
    »Frauen«, brummte Thomas kopfschüttelnd. Daraufhin versetzte ich ihm einen Knuff, schließlich waren nicht alle so rachsüchtig wie die Nymphen. Aber wenn man sich die Auswirkungen des Diebstahls ansah, war es verständlich, dass Galatea so reagiert hatte.
    »Wie soll es jetzt weitergehen?«, fragte Pheme, während sie den Wagen auf einem Marktplatz zum Stehen brachte. »Wo liegt die Burg, von der du gesprochen hast?«
    »Südlich von hier. Wenn wir jetzt losfahren, sind wir da, bevor es richtig dunkel wird.«
    »Sollten wir nicht erst mal einen konkreten Plan schmieden?«, wandte Pheme ein. »Ich halte nichts von überstürzten Aktionen, wenn sie nicht unbedingt notwendig sind.«
    Auch mir war ziemlich mulmig zumute, wenn ich daran dachte, nachts in einer gruseligen Burg herumkriechen zu müssen. Zumal die Möglichkeit bestand, dass die Bewohner gerade zu Hause waren.
    Außerdem sehnte ich mich nach … Zeit.

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