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Das Lied der Banshee: Roman (PAN) (German Edition)

Das Lied der Banshee: Roman (PAN) (German Edition)

Titel: Das Lied der Banshee: Roman (PAN) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janika Nowak
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überdimensionale Schießscharte aussah, lag jetzt genau auf Höhe der Tür. Fackeln beleuchteten einen Gang, der schätzungsweise ein paar Meter weit in den Turm hineinführte.
    »Da rein!«, herrschte uns einer der Gargoyles an.
    Pheme warf ihm einen giftigen Blick zu, dann bedeutete sie uns, ihr zu folgen.
    Wir waren schon einige Meter in den Gang vorgedrungen und konnten immer noch nicht erkennen, was an seinem Ende lag, als über uns ein lautes metallisches Geräusch ertönte.
    Mein Kopf schnellte nach oben. Ein Metallgitter fiel herab – und Thomas stand genau darunter. Ich warf mich von hinten auf ihn, und gemeinsam gingen wir hart zu Boden, während das Gitter krachend hinter unseren Hacken aufschlug. Eine Staubwolke wirbelte auf.
    Nach einigen Momenten Stille liefen die anderen zu uns und halfen uns auf.
    Thomas starrte mich entgeistert an. »Danke!«
    »Keine Ursache« Ich grinste ihn wackelig an. Meine Güte, das war knapp gewesen.
    »War’s das?«, fragte Aiko, die sich misstrauisch umsah. »Oder fallen hier noch mehr Gitter von der Decke?«
    »Ich glaube, wir sollten weitergehen«, entgegnete Pheme. Ich denke nicht, dass sie uns in diesem Gang gefangen halten wollen.«
    »Was, wenn wir hier stehen bleiben?«
    »Wahrscheinlich wird gleich ein anderes Gitter herunterfallen, und dann haben wir ein mächtiges Platzproblem.«
    Damit hatte sie wohl recht. Wir watschelten im Gänsemarsch zügig durch den Gang, und als wären unter den Bodenplatten Auslöser eingelassen, fiel ein Gitter nach dem anderen hinter uns herunter, allerdings ohne uns gefährlich nahe zu kommen. Ich hakte mich schnell bei Thomas ein – für alle Fälle.
    Nach schätzungsweise zwanzig Metern mündete der Gang in einen Raum, der auf der gegenüberliegenden Seite mit einem Gitter verschlossen war.
    »Et voilà, da wären wir!«, rief Pheme spöttisch aus und trat an das vordere Gitter.
    Das hintere fiel einige Sekunden, nachdem Thomas und ich eingetreten waren, herunter.
    Mittelalterliche Gefängnisse kannte ich bisher nur aus Filmen, aber unser Quartier kam einem solchen Filmset schon sehr nahe. Fackeln hinterließen Rußspuren auf den groben Steinen, Geruch nach verbranntem Pech stieg mir in die Nase, und der Boden war mit schmutzigem Stroh bedeckt. Ich hätte wetten können, dass es hier Ratten gab. An den Wänden links und rechts von uns war jeweils eine von Ketten gehaltene Holzpritsche befestigt. Anscheinend handelte es sich um eine Doppelzelle, nur waren wir zu fünft, weshalb drei von uns im Stroh schlafen mussten. Im Stroh mit den Ratten. Vielleicht sollten wir Strohhalme ziehen.
    »Anscheinend waren sie wirklich zu faul, um zu laufen.« Pheme rüttelte kurz an den Gitterstäben und deutete dann jenseits des Gitters auf das Loch in der Bodenmitte des Vorraums. »Ich verwette den rechten Seitenspiegel meines Wagens, dass dieses Loch eine Treppe ist. Eine furchtbar schmale vielleicht, möglicherweise auch nichts anderes als eine Leiter, doch die Menschen, die diese Burg erbaut hatten, mussten sich mangels Flügel auf ihre Füße verlassen. Um hier hochzukommen, brauchten sie ein Hilfsmittel.«
    »Eine Leiter kann man schnell wegnehmen. Unsere Fluchtchancen stehen nicht allzu gut, würde ich mal sagen.« Thomas trat zu Pheme und besah sich das Loch.
    »So schlimm ist es nun auch wieder nicht. Immerhin haben wir in unserer Mitte zwei, die sich mit dem Fliegen auskennen. Aileen und ich sind Nachkommen der Aither, schon vergessen?«
    Ich bezweifelte, dass ich mit meinen Schwebekünsten einen Menschen tragen konnte. Doch vielleicht reichte es auch, wenn Pheme und ich uns auf die Suche nach dem Kelch machten.
    »Wir haben allerdings ein dickes Problem«, wandte Aiko ein und deutete auf die Gittertür vor ihr. »Wie sollen wir da durch? Ich nehme nicht an, dass sie den Schlüssel aus Versehen vergessen haben.«
    »Von euch kann sich zufällig keiner in Luft auflösen, oder?«, fragte Thomas und blickte zu mir rüber.
    »Ich jedenfalls nicht«, erwiderte ich. »Gäbe es keine Decke, dann wäre ich über die Barriere geschwebt, doch so wird es wohl nichts. Durch Wände zu gehen gehört nicht zu den Spezialitäten einer Banshee.«
    Ich sah mich nach den anderen um, die so taten, als hätten sie weder Thomas’ noch meine Worte gehört. Also wandte ich mich an die Nymphe.
    »Du hast nicht zufällig irgendeine Sphäre in der Tasche oder so?«
    Galatea reagierte nicht. Sie hockte sich ein wenig abwesend in die Ecke, umfasste ihre Beine und

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