Das Lied der Banshee: Roman (PAN) (German Edition)
gespuckt, damit sie wieder zum Leben erwachte.
»Was soll ich tun?«
»Die Seerose ist ein Kommunikator«, entgegnete Pheme, die nun am ganzen Leib zitterte und wirkte, als könnte sie sich nur schwerlich zurückhalten, laut aufzujubeln.
Galateas Augen leuchteten ebenfalls. »Von so etwas haben wir gehört, aber nicht geglaubt, dass es wirklich existiert. Eine Blüte, durch die man mit den Göttern sprechen kann.«
»Ebenso miteinander, wenn man die Gabe besitzt, die Gedanken anderer zu empfangen. Und eine weitere Seerose«, setzte Pheme hinzu, während sie die Hand nach den Blütenblättern ausstreckte.
Ich bezweifelte, dass Macius zwei von diesen Dingern hatte, am Ende entpuppte sich das alles als grausamer Zufall. »Vielleicht solltest du es versuchen.« Ich wollte Pheme die Seerose geben, doch sie wehrte ab.
»Nein, das ist deine Aufgabe. Macius hat dir die Seerose überlassen. Du musst mit ihm reden.«
»Und wie?«
»Er hat es dir nicht gezeigt?«
Ich schüttelte den Kopf.
Pheme seufzte. »Du musst den Duft der Blume einatmen. Wenn Macius dir eine Nachricht schickt, dann wirst du sie so empfangen.«
Das hörte sich total abgefahren an. Ein Seerosenhandy, das seine Nachrichten über Blütenstaub verteilte? Wie sollte Macius dann seine Nachricht eingeben? Wüsste ich es nicht besser, würde ich glauben, dass Pheme auf einem Spät-Hippie-Trip war. Flower-Power mal anders.
»Hast du das selbst schon mal ausprobiert?«
»Bisher hat mir Macius seine Seerose nicht anvertraut. Aber ich habe einmal gesehen, wie er sie benutzt hat.«
Ich fragte mich, warum er gerade mir die Blüte gegeben hatte.
Aber egal. Macius war am Leben, das war alles, was zählte. Also hielt ich die Blüte an die Nase und atmete tief ein.
Zunächst roch ich gar nichts, doch dann explodierte der süße, ein bisschen herbe Duft förmlich in meiner Nase. Ich kniff die Augen zusammen und fühlte mich auf einmal, als würde ich von einem Strudel erfasst. Mir wurde schwindelig, und ich versuchte die Hand auszustrecken, um mich irgendwo festzuhalten, aber ich konnte mich nicht bewegen, nicht reden, nicht schreien. O Gott, was … Ich drohte in Panik auszubrechen, doch im nächsten Moment wurde ich von so vielen Empfindungen geflutet, dass ich jeden Gedanken an das erschreckende Lähmungsgefühl vergaß.
Ich hatte das Gefühl, umhergewirbelt zu werden, dann stoppte der Strudel, und ich fand mich in einem Sumpf wieder. Erst jetzt merkte ich, dass ich die Augen geöffnet, also anscheinend auch wieder einen funktionsfähigen Körper hatte. Nur wie war ich hierhergekommen? Oder war ich gar nicht wirklich hier, sondern das war nur eine Erinnerung, ein Traum, eine Geistreise? Alles ringsherum fühlte sich so real an. Die Nebel berührten feucht meine Haut, unter meinen Füßen war es nass, und in den Pfützen zwischen den bewachsenen Bereichen spiegelte sich der graue Himmel. Es roch auch real. Feuchter, muffiger Sumpfgeruch stieg mit in die Nase.
Als ich nach unten blickte, konnte ich aber weder meine Füße noch meinen restlichen Körper erkennen. Okay, also doch kein funktionierender Körper. Was war hier los?
»Aileen«, rief plötzlich eine Stimme.
Ich blickte mich um, konnte allerdings niemanden erkennen. »Wer ist da?«, fragte ich. »Und wo bin ich?«
»Du bist im Zwischenreich der Seelen. Dem einzigen Ort, an dem ich mit dir kommunizieren kann.«
Plötzlich trat jemand aus dem Nebel. Macius! In seiner Wassermanngestalt.
»Bitte verzeih, wenn ich dich erschreckt haben sollte.«
»Quatsch, erschreckt! Wir haben uns solche Sorgen um dich gemacht.« Ich wollte zu ihm rennen und ihn umarmen, aber so sehr ich mich auch anstrengte, es gelang mir nicht.
»Warum zum Teufel kann ich mich nicht bewegen?«, fragte ich sauer, während ich mich bemühte, von der Stelle zu kommen.
»Du hast in diesem Reich keinen Körper, auch wenn es dir so vorkommt. Du bist immer noch bei Pheme und den anderen.«
Das war doch blanker Unsinn! Ich spürte die Luft und das Wasser, ich atmete …
»Das, was du spürst, sind Empfindungen, an die sich dein Körper in der Menschenwelt erinnert, mehr nicht. Du kannst mir weder nahekommen noch sonst etwas tun. Alles, wozu du in der Lage bist, ist, mir zuzuhören.«
»Okay, dann schieß los. Ich nehme an, wir haben nicht viel Zeit.«
»Die haben wir in der Tat nicht«, entgegnete Macius. »Nun gut, ich bin Gefangener eines Wächters. Er ist der wahre Feind, der die Nyxianer aufgewiegelt hat.«
»Ist er ein
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