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Das Lied der Banshee: Roman (PAN) (German Edition)

Das Lied der Banshee: Roman (PAN) (German Edition)

Titel: Das Lied der Banshee: Roman (PAN) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janika Nowak
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muffigen Polizeibüro zu sitzen.
    »Ich konnte rechtzeitig entkommen«, schwindelte ich. Mir war klar, dass es eine dumme Idee war, Polizisten anzulügen, und kurz überlegte ich, einfach die Wahrheit zu sagen, dass die Scheiben plötzlich zerbrochen waren und irgendetwas die Kerle ausgeknockt hatte.
    Doch dann hätten sie erst recht geglaubt, ich wolle sie hochnehmen.
    »Nun gut, wir werden der Sache nachgehen«, sagte der dünne Polizist und erhob sich. Offenbar hatten sie genug gehört. »Meiden Sie in Zukunft dunkle Plätze, und wenn Sie sehen, dass jemand Scheiben einwirft, rufen Sie uns sofort und mischen sich nicht ein.«
    Ja klar, wenn ich das nächste Mal um mein Leben renne, zücke ich mein Handy und rufe an.
    »Sollte Ihnen noch was einfallen, melden Sie sich.«
    Mit diesen Worten drückte mir der Dicke eine Visitenkarte mit einer Telefonnummer in die Hand, und ehe ich es mich versah, stand ich vor der Tür.
    Die Polizei – dein Freund und Helfer!
    Hoffentlich passierte dem nächsten Mädchen, das diese Kerle angriffen, nichts Schlimmeres.
    Während ich am liebsten auf irgendwas eingetreten hätte, schlurfte ich über das Linoleum des Ganges und passierte grußlos die Türwache.
    »Na, wie sieht’s aus?«, fragte Thomas, der vor dem Polizeigebäude stand und Fingerübungen mit einem Eurostück machte. Er konnte das richtig gut, aber im Augenblick war ich viel zu verärgert, um sein Können zu bewundern.
    »Sie haben mir gesagt, dass ich dunkle Plätze meiden soll«, schnaubte ich.
    »Das war alles?«, ereiferte sich Thomas.
    So besorgt, wie seine Miene dabei aussah, hätte ich ihn knutschen können. Doch das ließ ich lieber bleiben.
    Ich zuckte nur mit den Schultern. »Sie wollen natürlich ermitteln. Leider konnte ich ihnen keine guten Beschreibungen liefern.«
    »Nach dem, was du erlebt hast, kann das auch keiner verlangen.«
    Thomas streckte die Hand nach mir aus, als wollte er meine Wange berühren. Als ich aufblickte, zog er sie schnell wieder zurück.
    Hatte er etwa Angst, dass ich zerbrechen könnte, wenn er mich anfasste? Die Typen von gestern hatten mich auch nicht kleingekriegt! Toll, die Polizei nahm mich nicht ernst, weil ich nicht lädiert genug war, und Thomas behandelte mich wie eine Porzellanpuppe.
    »Lass uns gehen«, schlug ich vor und schob die Hände in die Hosentaschen. Ich war enttäuscht, aber vielleicht hatten die Beamten auch recht. Wenn ich dunkle Plätze mied, konnte ich nicht in gefährliche Situationen kommen. Meine Bürgerpflicht hatte ich mit dieser Anzeige erfüllt, mehr konnte ich nicht tun. »Ich könnte ein bisschen Ablenkung gebrauchen.«
    »Lass uns was essen gehen«, schlug Thomas etwas unbeholfen vor. »Oder einkaufen.«
    Als ob ich viel von Shopping halten würde! Doch inmitten der vielen Menschen und des Trubels in der Stadt war ich vielleicht sicher vor neuen Attacken.
    Wir sprangen in die nächste U-Bahn und fuhren in Richtung Mitte. Von da aus schlenderten wir in Richtung Alexanderplatz.
    »Vielleicht sollte ich dich von nun an morgens abholen«, schlug Thomas nach ein paar Schritten vor.
    Ich zog die Augenbrauen hoch. Am besten, ich hielt doch schon mal nach einem Brecheisen Ausschau.
    »Was soll das bringen? Außerdem wohnst du am anderen Ende der Stadt.«
    »Ich habe ein Auto, schon vergessen? In das steigen wenigstens keine Leute ein, denen ich es nicht anbiete.«
    So, wie er sich in die Brust warf, musste ich beinahe lachen. Auch Thomas wäre nicht mit allen vier Schlägern fertig geworden. Wenn ich ehrlich war, fühlte ich mich in seiner Nähe aber schon sicherer. Warum konnte ich dummes Huhn nicht einfach ja sagen?
    »Die werden schon nicht wieder auftauchen«, hörte ich mich stattdessen antworten. »Wenn wir das nächste Mal zu einem Konzert gehen, kannst du mich ja nach Hause bringen.«
    Thomas nickte nur grimmig, doch ich tat so, als hätte ich es nicht gesehen.

    Ich mochte vielleicht einen Schlag auf den Kopf bekommen haben, aber meine Einstellung zum Einkaufen hatte sich nicht geändert.
    Die Auslagen mit Shirts und modisch engen Hosen in allen Regenbogenfarben ließen mich kalt. Bettina wäre sicher begeistert von Schaufenster zu Schaufenster gerannt, und wahrscheinlich hätte sie nicht eher lockergelassen, bis sie mich auch in irgendein Teil hätte stecken dürfen.
    Thomas schien sich hier dagegen ebenfalls ein wenig verloren zu fühlen.
    »War wohl keine gute Idee«, räumte er ein, als er meine Miene sah.
    Irgendwie bekam ich es nicht hin,

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