Das Lied der Banshee: Roman (PAN) (German Edition)
daraufhin nicht freundlicher.
»Sie wirkt unbeholfen«, bemerkte die Automechanikerin, während sie den Schraubenschlüssel in der Zollstocktasche ihrer Hose verschwinden ließ.
»Ihre Kräfte sind gerade erst erwacht«, antwortete Macius. »Außerdem weiß sie nicht, wer sie wirklich ist.«
Ja, war ich denn auf einmal unsichtbar geworden? Warum unterhielten die beiden sich über meinen Kopf hinweg?
»Moment mal, was ist hier los?«, meldete ich mich zu Wort. »Ich denke, es ist Zeit für ein paar Erklärungen! Immerhin sollte ich deswegen herkommen.«
Macius lächelte, dann löste er sich von dem Pfeiler.
Als ich kurz zu den anderen beiden hinüberblickte, sah ich sie grinsen. Verdammt, was war so lustig?
»Ich hätte nicht gedacht, dass ich noch einmal eine von deiner Art sehen würde.«
Macius sah die ganze Sache offenbar sehr lässig, und ich hätte ihn am liebsten geschüttelt.
»Ich glaubte sogar, ihr wärt ausgestorben. Aber die Welt ist voller Wunder und nichts unmöglich.«
»Was soll nicht unmöglich sein?« Meine Stimme überschlug sich hysterisch. »Erhalte ich endlich mal eine Erklärung?«
Macius’ Grinsen verschwand. Jetzt sah er mich wieder so ernst an wie gestern Nacht. Mit einem kurzen Nicken bedeutete er Pheme, dass sie das Werkstor schließen solle.
Als das geschehen war, sagte er: »Weißt du, was eine Banshee ist?«
Bänschi? Das hörte sich an wie das Lieblingswort einer Zweijährigen. Bänschi, Bätschi, Batschi!
»Warum sollte ich das wissen?«, fragte ich zurück.
»Weil du eine bist.«
Na, klasse!
7. Kapitel
D u bist eine Banshee, Aileen, eine Todesfee. Vermutlich die letzte, die es auf dieser Welt gibt«, wiederholte Macius, während ich ihn mit offenem Mund anstarrte.
Was sollte ich darauf sagen?
Im ersten Moment war ich einfach nur platt, im nächsten begann ich, den Verstand des Mannes anzuzweifeln.
»Ja, klar, eine Todesfee.« Mein Lachen klang unsicher. »Warum denn nicht gleich die Zahnfee?«
»Weil das eine unbedeutende Verwandte von dir ist, die bei weitem nicht deine Kräfte hat. Du bist eine Banshee, Aileen, eine irische Todesfee.«
Kopfschüttelnd wich ich zurück. Der Kerl hatte eine Schraube locker.
»Ich glaub, ich muss gehen.«
Im Herumwirbeln prallte ich gegen die Mechanikerin.
Auweia! Setzte es jetzt was mit dem Schraubenschlüssel?
»Mir ist klar, dass du mir nicht glaubst. Kaum jemand von uns hat es geglaubt, als ihm offenbart wurde, was er wirklich ist. Du bist kein einfacher Mensch, Aileen, sondern eine Nachfahrin der Luftgöttin Aither .«
»Ich denke, ich bin eine Banshee?« Der Versuch, meine Angst zu verbergen, scheiterte kläglich. Meine Zähne fingen an zu klappern, und ich wünschte mich ganz weit weg von hier, am besten auf eine sonnige Insel.
Aber ich hätte schon zaubern müssen, um von hier fortzukommen, denn die drei hatten mich eingekreist.
Waren die Viecher von gestern vielleicht nur ein Trick gewesen, und diese Leute hier gehörten zu den Schlägern? Würde einer von ihnen gleich ein Messer ziehen?
»Sie weiß offenbar gar nichts«, bemerkte Pheme nun wieder. »Nicht mal, was eine Banshee ist.«
»Woher soll ich das auch wissen?«, kreischte ich hilflos. »Ich will nach Hause, lassen Sie mich gehen! Sie haben mich sicher verwechselt.«
Das hatte bei den Schlägern vorgestern zwar auch nicht gezogen, aber einen Versuch war es wert.
Als niemand reagierte, stieß ich die Japanerin grob, die mir von allen am schwächsten erschien, doch anstatt zur Seite zu treten, blieb sie stehen wie eine Steinmauer – und ihre Augen leuchteten plötzlich rot auf.
»Aiko«, mahnte Macius, worauf das Licht wieder erlosch.
Ich zuckte zusammen, als ich die Hand des Mannes auf meiner Schulter spürte. »Aileen, beruhige dich. Du wirst alles erfahren. Lass uns erst einmal mit dem Wichtigsten anfangen.«
Damit traten die beiden Frauen zurück, und Macius führte mich zu ein paar Holzkisten unter den Fenstern.
»Setz dich. Anbieten kann ich dir leider nichts.«
Ich ließ mich auf eine der Kisten sinken. Das Mädchen und die Frau blieben in der Nähe des Tors, wahrscheinlich um meine Flucht zu verhindern. Aber meine Beine waren ohnehin viel zu wackelig, um zu rennen.
»Fangen wir also damit an, was eine Banshee ist«, sagte Macius, während er sich mir gegenüber niederließ.
»Wäre es nicht vielleicht besser, wenn Sie mir erst mal sagen würden, wer Sie sind?«
»Habe ich mich noch nicht vorgestellt?«
»Doch, aber …«
»Klären
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