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Das Lied der Banshee: Roman (PAN) (German Edition)

Das Lied der Banshee: Roman (PAN) (German Edition)

Titel: Das Lied der Banshee: Roman (PAN) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janika Nowak
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einige Götterkinder durchaus wilder sind als andere und auch andere Einstellungen den Menschen gegenüber haben. Es kommt ganz auf den Gott an, von dem sie abstammen. Für Nyx waren Menschen schon immer Spielzeuge, die sie beliebig aufhob und wieder wegwarf, wenn sie genug davon hatte. Zerbrach eines, nahm sie sich eben ein anderes. Ihre Kinder haben diese Einstellung gegenüber Menschen und anderen Wesen übernommen. Um keinen Krieg zu riskieren, mussten sie sich unterordnen und anpassen, aber sie waren immer schon der Meinung, die Dominierenden zu sein. Jetzt scheint es mit dem Frieden vorbei zu sein, denn seit einiger Zeit fallen viele unserer Brüder und Schwestern den Nyxianern zum Opfer. Niemand weiß, was ihre Feindseligkeit erregt hat, daher ist es unsere Aufgabe, das herauszufinden. Und jetzt auch deine. Wir werden versuchen, sie zu stoppen, und du wirst uns dabei helfen, Thomas.«
    Thomas nickte bedächtig, und ich fragte mich, wie er bei diesem ganzen Mist so ruhig bleiben konnte. Wie es sich anhörte, waren wir mitten in einen magischen Krieg geraten.
    »Was genau soll ich tun?« Er blickte kurz zu mir, so intensiv, dass mich unwillkürlich ein Schauer überlief. Offenbar wollte er etwas sagen, doch im letzten Moment überlegte er es sich anders.
    »Du wirst die Augen für uns offen halten. Als Mensch bist du für die Nyxianer uninteressant, sie jagen nur Götterkinder.«
    »Mit anderen Worten, ich soll also spionieren und Schmiere stehen. Was ist mit kämpfen?«
    »Kannst du das denn?«, fragte Pheme spöttisch.
    »Nein, aber ich könnte es lernen. Du hast die vielen Kanonen in deinem Kofferraum doch nicht umsonst dabei, oder?«
    Ein Lächeln huschte über Macius’ Gesicht. »Ich mag mutige Menschen.« Sein Blick fiel auf mich. »Besonders wenn sie einen guten Grund haben, ihren Mut zu zeigen.«
    Hielt er mich etwa für den guten Grund?
    Macius dreht sich wieder um und wandte sich an die Sirene. »In Ordnung, Pheme, du wirst ihn ausbilden. Es ist sicher nicht verkehrt, wenn er mit uns kämpft.«
    Pheme schnaufte leise und trat das Gaspedal noch weiter durch.

    Nach etwa zwei Stunden erreichten wir den Grenzübergang.
    »Du solltest das Radio einschalten«, sagte Macius zu Pheme, ohne den Blick vom Fenster abzuwenden.
    Ob er nach Harpyien Ausschau hielt?
    Und warum das Radio? Befürchtete er einen Stau?
    Pheme kam seiner Bitte nach. Ein Sommerhit dröhnte aus den Lautsprechern, gefolgt von der nervig fröhlichen Ansage des Moderators. »Nur hier hört ihr die besten Hits, doch vorher gibt es erst mal Nachrichten.«
    Beiläufig registrierte ich, dass es derselbe Sender war, der am Nachmittag meist in unserer Werkstatt lief. Der Werkstatt, aus der wir achtkantig rausgeworfen werden würden, wenn wir uns dort noch einmal blicken ließen.
    Als der Nachrichtensprecher nach einem kurzen Jingle anhob, wurde mir klar, dass es Macius nicht um den Verkehrsfunk ging, denn er beugte sich aufmerksam vor. Offensichtlich wollte er die Nachrichten hören.
    Was Macius wohl zu vernehmen erwartete? Zunächst gab es da nichts Besonderes: Politiker, die irgendwelches leere Geschwätz absondern, Katastrophen, Gesetzesänderungen.
    Doch dann blieb mir die Luft weg.
    »Und jetzt noch eine aktuelle Meldung: In einem Wohnheim in Berlin Zehlendorf ist es vor knapp einer Stunde zu einem Amoklauf gekommen. Sieben Auszubildende wurden getötet, sechzehn schwer verletzt …«
    Ich blickte zu Thomas und griff nach seiner Hand. Sechzehn Schwerverletzte und sieben Tote!
    Mein Magen krampfte sich zusammen. Diese verdammten Mistviecher. Schon wieder schossen mir Tränen in die Augen, diesmal jedoch vor hilfloser Wut, und ich hatte das Bedürfnis, laut zu schreien. Aber Thomas drückte meine Hand, und irgendwie schaffte ich es, mich zurückzuhalten.
    »Augenzeugen berichten, dass kurz nach der Tat zwei Tatverdächtige in einem roten Ford Fiesta davongefahren sind«, plärrte das Radio weiter. »Nähere Einzelheiten zur Identität der Flüchtenden gibt es noch nicht, die Polizei ließ allerdings verlautbaren, dass die Fahndung bereits angelaufen ist.«
    »Oh, oh«, machte Pheme, während sie ein wenig vom Gas ging.
    »Ich nehme mal an, dass wir in Schwierigkeiten sind«, mutmaßte Macius und stellte das Radio wieder ab. Diese Nachricht überraschte ihn offensichtlich nicht im Geringsten. »Wenn euch jemand erkannt hat, ist es wahrscheinlich, dass eine europaweite Fahndung nach euch ausgerufen wird. Dann müssen wir uns nicht nur um die

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