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Das Lied der Banshee: Roman (PAN) (German Edition)

Das Lied der Banshee: Roman (PAN) (German Edition)

Titel: Das Lied der Banshee: Roman (PAN) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janika Nowak
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angestrahlten Kirchen sahen fast aus wie Stadtwächter, die auf die Warschauer Nachtschwärmer achtgeben wollten, doch von denen gab es auf den hellerleuchteten Straßen nur wenige.
    Ich war erleichtert, dass wir unser Ziel erreicht hatten. Nie hätte ich gedacht, dass man sich vom Sitzen wie zerschlagen fühlen konnte. Meine Beine waren taub, mein Rücken ziepte, und ich musste dringend auf die Toilette. Außerdem war mein Magen nur noch ein großes, hungriges Loch. Einzig die Aussicht auf ein einigermaßen gemütliches Bett und eine saubere Toilette hielt mich aufrecht.
    Nachdem wir die Innenstadt hinter uns gelassen hatten, brausten wir an mehrgeschossigen Wohnblöcken und dem Bahnhof vorbei und näherten uns schließlich dem östlichen Stadtrand. Wir passierten ein Gewerbegebiet mit gespenstisch rauchenden Schornsteinen, dann tauchten alte Reihenhäuser vor uns auf.
    Schließlich rollte der Mustang auf einen ziemlich unebenen Hof und machte vor einem riesigen Gebäude halt. Die Scheinwerfer des Wagens streiften eine Backsteinwand, die von staubigen Fenstern durchbrochen wurde, dann erstarb das Motorgrollen, und das Licht erlosch.
    »Wo sind wir hier?«, erkundigte ich mich, während ich mich auf meine verschränkten Arme lehnte, um das Hungergefühl in meinem Bauch zu unterdrücken.
    »Am Ziel«, entgegnete Macius und öffnete die Beifahrertür. »In meiner Heimat.«
    Nacheinander stiegen wir aus, und das Zuschlagen der Türen echote über den Hof. Ich sog die Nachtluft, die kühl war und nach Regen roch, begierig in meine Lungen, eine Wohltat nach der Enge im Auto. Während Pheme und Aiko damit begannen, die Taschen und Kisten aus dem Kofferraum zu laden, folgten Thomas und ich Macius zum Haus.
    Das Gebäude lag schemenhaft in der Dunkelheit, und ich rümpfte die Nase, als wir uns dem Eingang näherten. Irgendwie roch es hier sumpfig.
    »Was ist das für ein Haus?«, fragte ich Macius, als über uns der traurige Schein einer schmutzigen Glühbirne aufflammte.
    »Offiziell ist es das Haus meiner Eltern«, entgegnete Macius, während er einen Schlüsselbund hervorzog.
    Soweit ich erkennen konnte, hingen ausschließlich uralte Schlüssel daran. Brauchte er die alle für das Haus?
    »Offiziell?«, hakte ich nach.
    »Ja, für die Behörden. Meine Mutter ist bereits seit gut tausend Jahren tot.«
    Er stockte, und es war klar, dass er nicht darüber reden wollte.
    Also stellte ich eine andere Frage. »Sterben Nixen auch, wenn sie Nachwuchs bekommen?«
    Macius schüttelte den Kopf. »Nein, sie sterben, wenn sie getötet werden. Weibliche Wasserwesen können sich nicht fortpflanzen, nur die männlichen.«
    »Wieso sind die Nixen dann noch nicht ausgestorben?«
    »Weil sie immer wieder von Wassermännern gezeugt werden«, antwortete Macius. »Glaub mir, es fällt den Nixen nicht leicht, keinen Nachwuchs zu bekommen. Einige von ihnen hat das früher dazu getrieben, Menschenkinder ins Wasser zu ziehen, doch mittlerweile haben sich die meisten von ihnen damit abgefunden und folgen unserem Kodex, keinem Menschen zu schaden.«
    Konnte man etwa davon ausgehen, dass einige Ertrunkene auf das Konto von Nixen mit Kinderwunsch zurückgingen? Eine gruselige Vorstellung!
    »Dann war deine Mutter also ein Mensch«, versuchte ich von den Nixen abzulenken.
    Macius nickte. »Ja. Kinder von zwei magischen Wesen sind sehr selten.« Er drehte mir den Rücken zu, als er die Tür öffnete und vorausging.
    Der Hausflur, den eine angestaubte Deckenlampe beleuchtete, wirkte trostlos, und der sumpfige Geruch war hier noch stärker. Wucherte unter den Kacheln, die Wände und Boden bedeckten, etwa Schimmel? Igitt.
    »Wie ihr gleich sehen werdet, ist das Haus nur zur Tarnung«, erklärte der Wassermann. »Hier kümmert sich niemand darum, was hinter den Fenstern ist.«
    Was er damit meinte, sahen wir, als er die Wohnzimmertür öffnete.
    Der Raum war bis auf die Gardinen an den Fenstern kahl – und komplett schwarz gestrichen. In den Boden war eine runde Eisenluke eingelassen, die fast den gesamten Raum einnahm.
    Macius machte eine Bewegung mit seinem Gehstock, worauf eine grün leuchtende Kugel an der Decke erschien.
    Staunend trat ich einen Schritt zurück und prallte dabei gegen Thomas.
    »’tschuldigung«, murmelte ich und sah mich nach ihm um.
    »Schon okay«, sagte er lächelnd.
    Macius umrundete inzwischen die Luke und strich mit der Spitze des Gehstocks an ihrem Rand entlang, woraufhin ein metallisches Geräusch ertönte, dem dann weitere

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